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Die Hexenfalle

Die Hexenfalle

Titel: Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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denn wegbleiben, Steve? Es ist bald Zeit für einen
Aperitif .«
    »Geben Sie mir dreißig Minuten .«
    »Aber nicht mehr.« Iris zog
ihren dünnen schwarzen Pullover glatt, so daß ihr Busen noch provozierender
hervortrat. »Wenn ich gewußt hätte, was mich erwartet, hätte ich eine Couch in
die Werkstatt geschafft .«
    »Bis nachher, Larry.« Engsted
sog nachdenklich an seinen Zähnen. »Eines noch, bevor Sie gehen: Schien Elaine heute nacht wirklich entschlossen, sich zu ertränken ?«
    »Sie hat sich gewehrt wie eine
Wilde«, erwiderte ich. »Sarah rief sie vom Seegrund, und sie wollte unbedingt
zu ihr .«
    »Danke .« Er klemmte sich seine Pfeife zwischen die Zähne wie ein Baby den Schnuller.
»Ich fürchte, das wird nicht leicht .«
    Ich folgte Iris hinter das
Haus, wo etwa zehn Meter vom Hauptgebäude entfernt ein kleines Fachwerkhäuschen
stand.
    »Das war ein alter Stall«,
erläuterte Iris. »Ich habe ihn renovieren lassen, und jetzt ist er meine
Werkstatt .«
    Sie stieß die Tür auf, und wir
traten ein. Iris zeigte mir die elektrisch betriebene Drehscheibe, den
Töpferofen, das Glasurbad, den aus England importierten Ton und schließlich
auch einige ihrer fertigen Arbeiten auf einem niedrigen Holzregal an der Wand.
    »Es ist alles schrecklich
langweilig«, sagte sie und blickte auf ihre Armbanduhr. »Aber wir müssen noch
zwanzig Minuten totschlagen, bis Steve mit Elaine fertig ist. Wollen wir ein
Stück spazierengehen ?«
    »Nein«, erwiderte ich ehrlich.
»Ich möchte mir lieber diese Töpfe näher ansehen .« Ich
ging zu dem Holzregal und nahm eine große schmale Vase in die Hand, die sehr
zart mit einer graziösen Nymphe bemalt war. »He, das ist aber sehr hübsch. Du
malst sogar ?«
    »Auf meine Art und Weise.« Sie
setzte sich auf eine Ecke ihres Arbeitstisches und steckte sich eine Zigarette
an. »Aber meine ganzen Sachen sind chi-chi ,
vielleicht weil ich selber ein bißchen chi-chi bin .«
    Ich stellte die Vase zurück und
griff nach einer runden Schale; drei alte Hexen auf Besenstielen, die obligaten
dreieckigen Hexenhüte auf dem Kopf, flogen hintereinander, gefolgt von einem
niedlichen kleinen Mädchen, das auf einer Zahnbürste ritt.
    »Bei dem Ding wird mir selber
übel«, ließ sich Iris vernehmen. »Aber es ist ja nur ein Broterwerb, tröste ich
mich immer. Mußt du dir diesen Kitsch wirklich angucken ?«
    »Ich bin fasziniert«, erwiderte
ich. »Sogar du beschäftigst dich mit Hexen ?«
    »Vermutlich hat mein
Unterbewußtsein irgendwann Tante Emmas Geschwätz mitangehört«, räumte sie ein.
    Ich schritt langsam weiter an
dem Regal entlang und betrachtete die Stücke, die mir besonders gefielen.
Erstaunlicherweise war das eine recht beachtliche Anzahl.
    »Was hältst du von Steve
Engsted ?« fragte sie plötzlich.
    »Er scheint ein netter Kerl zu
sein«, sagte ich. »Alter Freund der Familie?«
    »Er lebt schon seit Jahren
hier. Ursprünglich war er mit meinen beiden Tanten befreundet, und als wir nach
Sarahs Tod herzogen, setzte er seine Besuche fort. Ich weiß nicht, was ich von
ihm halten soll, Larry. Er hat so etwas...« Sie schwieg einige Sekunden. »Ich
weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Aber wenn ich längere Zeit mit ihm
rede, wird er mir immer unheimlich. Es ist, als mokiere er sich innerlich über
einen, selbst wenn er äußerlich durchaus höflich und aufmerksam scheint. Weißt
du übrigens, daß er unseren Krach gestern abend heraufbeschworen hat? Dauernd stichelte er über deinen Flirt mit Trudi Kirsh,
bis ich schließlich wütend wurde und...«
    »Das hast du mir bereits
erzählt«, unterbrach ich sie. »Die Vase mit den Vögeln, Zweigen und Blüten hier
gefällt mir .«
    »Das ist auch geklaut«,
erwiderte sie desinteressiert. »Eine schlechte Kopie eines Meißener Originals
aus dem achtzehnten Jahrhundert. Kannst du mir nicht einmal einen Augenblick
zuhören? Ich mache mir Gedanken wegen Steve und Elaine. Wenn sie durch Tante
Emmas Phantastereien tatsächlich etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist, kann
er ihr vielleicht eher schaden als nutzen .«
    »Immerhin ist er kein Laie«,
sagte ich. »Nur weil er dir unsympathisch ist, braucht er doch kein schlechter
Psychiater zu sein. Abgesehen davon will er nur seine Meinung äußern, nicht
wahr ?«
    »Ich glaube, ja .« Aber es klang zweifelnd. »Bloß ich habe so ein komisches
Gefühl, wie immer, wenn etwas Unangenehmes bevorsteht .«
    Ich war am Ende des Regals
angelangt. Ein kleiner Schrank füllte die Nische

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