Die Hexenfalle

ist
empfänglicher für Schmeicheleien als das männliche Ego, liebe Elaine. Am
nächsten Tag bist du ihm dann dankbar, und er wird so zufrieden mit sich sein,
daß er es völlig in der Ordnung findet, wenn du dich ihm postwendend an den
Hals wirfst. Die böse große Schwester hat dann ausgespielt. Aber«, sie
entblößte die Zähne wie eine Tigerin, »das wollen wir erst sehen !«
    »Der Alptraum, oder was immer
es war, muß echt gewesen sein«, protestierte ich. »Sie hat sich wie eine Wilde
gewehrt .«
    »Die liebe kleine Elaine war
zufällig die beste Schwimmerin ihrer ganzen Schule«, spöttelte Iris. »Sie
könnte sich ebensowenig vorsätzlich ertränken, wie
ich vorgeben kann, noch Jungfrau zu sein .«
    »Wie dem auch sei, es ist ja
nun passé .« Ich zuckte die Schultern. »Was Ihre
Schwester auch ist oder nicht ist, eines steht fest: Nach dem, was Sie sich heute abend geleistet haben, sind Sie für mich ein ganz
großes Miststück .«
    Sie kramte in ihrer Handtasche,
fand eine Zigarette und steckte sie an. »Sie vergessen etwas, kleiner Larry:
Die Art, wie Sie den ganzen Abend um die alte Seekuh Kirsh herumscharwenzelt
sind. Als Frau hat man schließlich auch seinen Stolz .«
    »Steve Engsted hat mich
gewarnt, daß Sie Trudi und mich nicht aus den Augen lassen würden«, sagte ich.
»Dummerweise habe ich ihn nicht ernst genommen. Bisher hatte ich das Glück,
noch keinem Mädchen mit derartig krankhafter Eifersucht begegnet zu sein .«
    »Steve hat Sie gewarnt? Daß ich
nicht lache! Wenn er mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, wäre mir Ihr Geturtel mit dieser Kirsh völlig
entgangen. Wenn ich mit einem Mann auf eine Party gehe, erwarte ich von ihm,
daß er sich in gewissen Grenzen loyal verhält, auch wenn wir nicht die ganze
Zeit zusammen sind. Nein, Larry.« Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Sie
haben es nicht besser gewollt .«
    »Und wenn schon«, sagte ich
gelangweilt. »Auch das ist jetzt vorbei, oder ?«
    »Ich habe dieser Kirsh ein
volles Glas übers Kleid gekippt«, sagte sie träumerisch. »Genau in ihren tiefen
Ausschnitt rein. Sie hätten die mal quietschen hören sollen .«
    »Heben Sie sich das alles für
die >Memoiren der Iris Langdon< auf .« Ich gähnte
demonstrativ. »Die werden höchstwahrscheinlich >Fanny Hill< in den
Schatten stellen .«
    »Aber das vollständige Kapitel
über Larry Baker ist noch nicht geschrieben .« Sie
lachte kehlig. »Vielleicht habe ich Sie verletzt und gekränkt, Larry, aber wenn
ich mit den Fingern schnalze, kommen Sie doch angerannt .«
    »Ich bin jetzt überzeugt, daß
jeder hier im Haus eine Schraube locker hat«, sagte ich vorsichtig. »Bei Ihnen
muß es sogar eine ganz große sein .«
    »Sie glauben nicht, daß ich
eine Hexe bin? Dann passen Sie mal auf, wie ich Sie bezaubere !«
    Sie trat zu dem kleinen
Tischchen neben dem Bett und drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus. Dann
nahm sie mein Glas in die Hand. »Bourbon?«
    Ich nickte.
    Sie legte den Kopf in den
Nacken und trank mit langsamen Schlucken, bis das Glas leer war. »Ah, das war
gut .« Tief atmend stellte sie das leere Glas zurück.
»Jetzt schlag’ ich dich in meinen Bann, Larry«, sagte sie neckend, »und
schnalze dazu nur mit den Fingern .«
    Sie wandte mir den Rücken zu
und zog den Reißverschluß ihres Kleides bis unter die Taille auf. Dann schob
sie ohne sonderliche Eile die beiden schmalen Träger von den Schultern, so daß
das Kleid zu einem glitzernden, beige gestreiften Häufchen um ihre Knöchel
zusammensank. Sie trat darüber hinweg und drehte sich mit halb geschlossenen
Augen und einem selbstverlorenen Lächeln zu mir um. Ihre Hände verschwanden
hinter ihrem Rücken und hakten den weißen Satin-BH auf. Anschließend beugte sie
sich mit ausgestreckten Armen vor und ließ den herabrutschenden BH wie eine
Opfergabe vor meine Füße fallen.
    Als sie sich wieder
aufrichtete, warf die Nachttischlampe tiefe Schatten zwischen ihre vollen
ebenmäßigen Brüste mit den korallenroten Spitzen. Sie griff unter das Gummiband
ihres weißen Seidenhöschens und schob es Zentimeter um Zentimeter abwärts. Dann
stieß sie es mit einer plötzlich ungeduldigen Bewegung auf die Knöchel hinunter
und schleuderte es beiseite.
    Einen zeitlosen Augenblick
stand sie in lässiger Pose wie ein berufsmäßiges Aktmodell vor mir. Sie bot
einen Anblick von barbarischer Schönheit: das weizenblonde Haar, noch immer zu
der phantastischen Pyramide aufgesteckt, und die goldenen