Die Hexenfalle
es
auf das Taschentuch und trocknete es vorsichtig ab. Schließlich hob sie es mit
dem Taschentuch empor und preßte es mit beiden Händen an ihre Brust.
»Es hat noch immer Macht .« Sie sprach langsam und deutlich, als habe sie einen
Kindergarten vor sich. »Wir brauchen uns jetzt wegen des Sees keine Gedanken
mehr zu machen, aber falls dieses Püppchen irgendwie beschädigt ist...«
»Ach, hör doch auf !« fuhr Iris sie an. »Hatten wir nicht schon genug von
deinen Spinnereien über diese verdammten Hexen? Jetzt hast du sogar Larry so
weit, daß er daran glaubt .«
Das Gesicht der alten Dame
erstarrte zu einer strengen Maske. »Wie ist das in deinen Schrank gekommen,
Iris ?«
»Ich weiß nicht .« Iris schloß sekundenlang die Augen. »Denkst du, ich hätte
es selbst hineingetan? Glaubst du, ich bin genauso verrückt wie du ?« Dann zuckte sie hilflos die Schultern. »Es hat noch nie
genutzt, mit dir zu argumentieren. Ich frage mich nur, wie es Sarah all die
Jahre ausgehalten hat, ohne dich in eine Anstalt einweisen zu lassen. Steve«,
sie wandte sich an Engsted, »würden Sie ihr bitte auseinandersetzen, was für
ein horrender Blödsinn das ist? Sagen Sie ihr, sie kann das Püppchen in tausend
Stücke brechen, und es wird Elaine nicht das geringste schaden .«
»Nein«, verwahrte sich Engsted.
»Das werde ich nicht tun, denn ich weiß nicht, ob es zutrifft .«
Iris’ Augen weiteten sich.
»Sind denn hier alle übergeschnappt? Ich wußte gar nicht, daß Verrücktheit
ansteckt. Also gut.« Sie drehte sich zu mir um. »Würdest du ihr es dann beibringen,
Larry ?«
»Ich muß mich Steve
anschließen«, sagte ich gepreßt. »Ich bin nicht sicher, ob es Elaine nicht doch
schaden könnte .«
»Jetzt schlägt’s aber dreizehn !« In Iris’ Gesicht spiegelte sich vorübergehend
Unsicherheit, fast Furcht. Dann siegte ihr Temperament. »Verdammt noch mal«,
schrie sie, »schert euch doch zum Teufel und nehmt diesen dämlichen Tonklumpen
mit! Ich bleibe nicht in diesem Narrenhaus !«
Sie ging schnell zur Tür,
verhielt dann den Schritt und wandte sich um. »Ich fahre jetzt zu Alec Wendover«,
sagte sie mit kalter, überlegener Stimme. »Wenn ich heute
abend zurückkomme, erwarte ich, Sie hier nicht mehr vorzufinden, Steve .« Als sie mich ansah, lag in ihrem Blick unverhohlener
Abscheu. »Das gleiche gilt für dich, du Pfadfinder !«
Damit knallte sie die Tür zu.
8
»Sicherlich wissen Sie, wohin
sie jetzt geht«, sagte Tante Emma trübe. »Um die anderen Hexen zu mobilisieren .«
»Ich glaube, Sie sollten Ihrer
Phantasie nicht allzu freien Lauf lassen«, wandte Steve Engsted ein.
» Heute abend werden sie Elaine holen .« In der Stimme der alten Dame
schwang eine Endgültigkeit, gegen die jedes Argument machtlos war. »Sie werden
jeden vernichten, der ihnen im Weg steht .« Sie zuckte
die knochigen Schultern unter dem lose sitzenden Kleid. »Uns drei werden sie
möglicherweise auch vernichten, weil wir bereits zuviel von ihnen wissen .« Ihr mächtiges Kinn bebte, und sie drehte schnell den Kopf
zur Seite. Als sie sich uns wieder zuwandte, liefen ihr Tränen über die Wangen. »Sie beiden Männer sind die einzige Hoffnung, die
Elaine noch hat. Ich bitte darum, daß Sie stark genug sind, um sie aufzuhalten.
Jetzt will ich zu meinen Büchern; vielleicht finde ich doch noch eine
Möglichkeit, etwas gegen ihre dunklen Mächte zu tun .« Ihr Kopf hob sich einige Zentimeter. »Ab sofort muß immer einer von Ihnen bei
Elaine sein .«
»Wir werden Elaine nicht aus
den Augen lassen, Tante Emma«, sagte Engsted ruhig. »Seien Sie unbesorgt .«
Sie neigte den Kopf. »Und noch
etwas: Sie dürfen nie den Feind da drin vergessen — niemals !«
Ich starrte ihr verblüfft nach,
bis sie durch die Tür verschwunden war. Dann wandte ich mich an Engsted. »Sie
sehen eigentlich ziemlich lebendig aus«, sagte ich, »aber ich wage nicht, Sie
zu berühren, weil meine Hände sonst womöglich ins Leere greifen .«
Er grinste. »Ich weiß, wie
Ihnen zumute ist, Larry. Plötzlich waren wir alle ziemlich in Fahrt .«
»Der Feind da drin ?« zitierte ich Tante Emmas Warnung. »Ich dachte immer, das
sei der ständige Drang nach Alkohol in mir .«
»Sie meinte Mrs. Robins. Die
beiden sind nie miteinander ausgekommen. Mrs. Robins hat immer Sarah bevorzugt,
und nach deren Tod gilt ihre Zuneigung eher Iris als Elaine .«
»Ich verspüre das starke
Bedürfnis, mich umgehend in Trab zu setzen und bis zur George Washington
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