Die Hexenfalle
sie womöglich eine besondere Art von Orgie planen, mit der sie
vorgeben, dem Teufel zu dienen .« Er schloß
sekundenlang die Augen. »Glauben Sie, daß ich den Verstand verliere, Larry ?«
»Falls das zutreffen sollte,
befinden Sie sich jedenfalls in Gesellschaft«, erwiderte ich. »Eines macht mir
allerdings noch zu schaffen, denn es paßt nicht ins Bild. Wir haben uns gerade
davon überzeugt, daß Iris hinter der ganzen Geschichte steckt und sich
posthypnotischer Suggestion bedient hat, um Elaine zu veranlassen, ins Wasser
zu gehen. Okay. Warum hat sie dann aber auch noch den Hokuspokus mit der Puppe
im Suppenteller inszeniert ?«
»Eine berechtigte Frage,
Larry«, sagte er langsam. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht .«
»Nehmen wir doch einmal an, wir
hätten uns in bezug auf Iris geirrt«, fuhr ich fort, »und
ein anderer versucht lediglich, ihr den Schwarzen Peter zuzuspielen ?«
»Wer zum Beispiel?«
»Tante Emma.«
Engsted grinste. »Ich sehe nur
nicht recht, wie die alte Dame Sexorgien und ähnlichen Vergnügungen frönen
sollte .«
»Alle Leute hier versichern mir
immer wieder, daß sie nur eine harmlose Verrückte sei, aber schließlich ist sie
es, die beständig von der Macht der Hexen spricht«, insistierte ich.
»Vielleicht ist sie auch diejenige, die Elaines Geist beherrscht, und hat das
Püppchen in der Werkstatt versteckt, um den Verdacht auf Iris zu lenken .«
»Wie konnte sie voraussehen,
daß Sie es finden würden ?«
»Das wußte sie nicht, aber sie
hätte es selber scheinbar ganz zufällig entdecken können, als sie mit Ihnen
hereinkam, nicht wahr ?«
»Das erklärt aber nicht das
Läuten des Telefons mitten in der Nacht .«
»Nein, allerdings nicht«, gab
ich zu. »Es ist eben nur eine wilde Theorie, aber die ganze Geschichte ist ja
auch ziemlich wild. Wenn wir doch nur in Elaine hineinsehen und die Wahrheit
herausfinden könnten !«
Ein schwaches Glitzern trat in
seine Augen. »Warum nicht? Auf jeden Fall wäre es einen Versuch wert. Sie ist
zweifellos ein gutes Medium. Warum soll ich sie nicht in Trance versetzen ?«
»Glauben Sie, daß Sie es können ?« fragte ich unsicher.
»Ich habe von früher her einige
Erfahrung .« Seine Stimme wurde energisch und
geschäftsmäßig. »Es kann Elaine nicht schaden, und falls es nicht klappt, haben
wir auch nichts verloren .«
Als wir ins Haus traten,
empfing uns Mrs. Robins in der Diele. »Miss Iris ist weggefahren«, berichtete
sie ausdruckslos. »Wahrscheinlich hat sie soviel Besuch nicht länger
ausgehalten. Die beiden anderen wollten keine warme Mahlzeit, deshalb habe ich
nur ein paar Sandwiches zurechtgemacht. Sie stehen im Wohnzimmer. Sollten Sie
noch irgend etwas brauchen, ich bin in der Küche .«
»Besten Dank, Mrs. Robins«,
erwiderte ich.
» Pff !« Sie stieß verachtungsvoll die Luft aus. »Jedenfalls ist
es zum letztenmal . Miss Iris hat gesagt, zum
Abendessen wären Sie beide weg .« Sie drehte sich
abrupt um und verschwand in der Küche.
Engsted und ich gingen ins
Wohnzimmer, wo ich als erstes auf den Flaschenständer zusteuerte. »Möchten Sie
auch einen Drink, Steve ?«
»Den kann ich tatsächlich
gebrauchen«, erwiderte er. »Am besten einen Scotch. Wenn Elaine noch
Mittagsruhe hält, können wir ebensogut erst essen,
bevor wir mit dem Experiment beginnen. Ich kann mich mit vollem Magen besser
konzentrieren .«
Die Sandwiches schmeckten
strohig und fade, aber nach dem Spaziergang am See war ich rechtschaffen
hungrig. Steve nahm nur einen Bissen, verzog das Gesicht und beschloß, sich auf
flüssige Nahrung zu beschränken. »Wie haben Sie Iris kennengelernt, Larry ?«
Ich erzählte ihm von der Nacht
in New York und daß ich ihre große Schwester erst in Waters Meet kennengelernt hatte.
»Nach meinen Beobachtungen auf Wendovers Party hätte ich Sie eigentlich für eine Eroberung
von Iris gehalten«, sagte er. »Es war sehr gewagt von Elaine, Sie übers
Wochenende einzuladen. Sie muß sich ziemlich heftig verliebt haben .«
»Vielleicht war sie nur
verzweifelt«, brummte ich. »Sie hat mir fortwährend von einem Fluch erzählt,
der auf dem Haus lastet, und mich gefragt, ob ich an Hexerei glaube, aber ich
war viel zu betrunken, um alles richtig aufzunehmen.«
»Es kann hier draußen ziemlich
einsam sein«, sagte er. »Das weiß ich selbst nur allzugut .
Ich lebe hier, seit ich meine Praxis aufgegeben habe, und manchmal gibt es
Stunden, da fühlt man sich wie der einzige Mensch auf der Welt .«
»Warum
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