Die Hexenfalle
?«
»Ich
konnte sie sehen, auf dem Grund des Sees. Auch ihre Stimme konnte ich hören .«
»Wollten
Sie denn zu ihr ins Wasser ?«
»Nein!«
Elaine versuchte, den Kopf im Kopfkissen zu verbergen. »Nein !« wimmerte sie. »Aber ich mußte !«
»Schon
gut«, sagte Engsted besänftigend und streichelte ihr behutsam die Stirn. »Es
ist ja jetzt vorbei, und Sie sind in Sicherheit. Warum mußten Sie zu ihr ?«
»Weil
die Glocke läutete .«
»Haben
Sie die Glocke schon früher gehört ?«
»Die
Glocke nicht.« Ihre Lippen bewegten sich geräuschlos, als versuchten sie,
unausgesprochene Worte zurückzudrängen.
»Wenn
Sie die Glocke noch nie gehört hatten, woher wußten Sie dann, daß es sich um
ein Signal handelte ?« insistierte Engsted.
»Als
ich es zweimal läuten hörte, wußte ich es eben .«
»Hat
Tante Emma Ihnen gesagt, daß dies das Signal sein würde ?«
»Nein.«
»War
es Iris ?«
»Nein.«
Ein halbes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Iris ist lieb zu mir, wenn ich
manchmal von all den Geschichten, die mir Tante Emma erzählt, Angst bekomme .«
»Was
meinen Sie damit«, fragte Engsted behutsam, »daß Iris lieb zu Ihnen ist, wenn
Sie sich ängstigen ?«
»Sie
spricht mit mir, und dann habe ich keine Angst mehr .« Elaine lächelte. »Ich bin dann so beruhigt, daß ich anschließend schlafen kann.
Wenn sie gestern abend mit mir gesprochen hätte, wäre
das sicher nicht passiert .«
»Wann
hat sie denn zuletzt mit Ihnen gesprochen ?«
»Am
Abend bevor ich nach New York fuhr. Ich hatte Angst, weil Tante Emma unten am
See wieder Anzeichen von Hexen bemerkt hatte. Hier würde bald wieder ein
Hexensabbat stattfinden, sagte sie, und es sei besser, wenn ich dann nicht da
wäre. Aber nachdem Iris mit mir gesprochen hatte, war die Angst weg. Ich bin
dann zwar doch in die Stadt gefahren, aber nur um Tante Emma einen Gefallen zu
tun. Eigentlich fühlte ich mich in New York ziemlich niedergeschlagen, und ich
war froh, als ich Larry Baker kennenlernte .«
»Warum?«
Engsted grinste mir zu.
»Weil
ich das merkwürdige Gefühl hatte, daß er uns helfen könnte. Ich weiß selbst
nicht, wieso .«
»Worüber
spricht Iris denn mit Ihnen, daß Sie sich hinterher so beruhigt fühlen ?«
Elaine
runzelte die Stirn. »Ich erinnere mich nicht. Ich weiß nur, daß ich einschlafe,
während ich ihr zuhöre, und mich dann nach dem Aufwachen wunderbar fühle .«
»Gut.«
Engsted strich ihr sanft über die Stirn. »Ruhen Sie sich jetzt ein bißchen aus.
Später reden wir weiter .«
Ihr
Gesicht entspannte sich sofort, und sie atmete mit tiefen gleichmäßigen Zügen.
Engsted sah mich besorgt an. »Was halten Sie davon ?« fragte er abrupt.
Ich
zuckte die Schultern. »Es ist interessant, geradezu faszinierend für mich,
einen Menschen unter Hypnose zu erleben, aber es beweist gar nichts. Iris
besänftigt sie eben, und sie fürchtet sich nicht mehr vor Tante Emmas
verrückten Geschichten .«
»Sie
haben recht . Vorhin bin ich noch etwas weitergegangen,
aber es hat sie sehr angestrengt. Ich weiß nicht recht, ob wir es noch einmal
versuchen sollten .«
»Sie
sind hier der Arzt«, erwiderte ich.
»Der
jetzt einen Schluck gebrauchen könnte .« Er grinste
flüchtig. »Aber ich kann Ihnen noch etwas anderes demonstrieren, das uns
zugleich Zeit für einen Whisky läßt .« Er legte die
Hand wieder auf Elaines Stirn. »Sie hören nur meine Stimme, und Sie wissen, daß
ich die Wahrheit spreche .«
»Ja.«
Er
hielt die Finger seiner freien Hand dicht an ihr Ohr und schnalzte dann damit.
»Das war das Schnalzen meiner Finger. Es ist ein Signal. Nachdem ich Ihnen
etwas aufgetragen habe, schnalze ich mit den Fingern, und Sie schlafen eine
Viertelstunde. Dann wachen Sie auf, erinnern sich jedoch nicht mehr, was ich
Ihnen aufgetragen habe, bis ich wieder mit den Fingern schnalze. Verstehen Sie ?«
»Ich
verstehe«, sagte sie.
»Wenn
ich zum zweitenmal mit den Fingern schnalze, wissen
Sie, daß Sie sofort etwas Wichtiges zu tun haben. Sie stehen auf, gehen auf
Larry Baker zu, sagen ihm, daß die Kapelle Ihren Lieblingswalzer spielt und daß
Sie sehr gern mit ihm tanzen würden .«
»Ich
verstehe .«
»Dann
schlafen Sie jetzt«, sagte Engsted und schnalzte mit den Fingern. Ihr Gesicht
entspannte sich wieder, sie atmete tief und gleichmäßig weiter. »Jetzt können
wir uns einen genehmigen .« Er grinste mir zu. »Wir
sind in«, er blickte auf seine Armbanduhr, »vierzehn Minuten zurück .«
Wir
gingen hinunter ins
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