Die Hexenfalle
?«
»Zumindest
sollten wir so tun .« Er schien nun wieder ganz
zufrieden mit sich. »Sie packen jetzt Ihren Koffer und verabschieden sich von
Mrs. Robins. Dann fahren wir in meine Wohnung, warten dort bis zur Dunkelheit
und schleichen uns zum See .« Seine Miene verdüsterte
sich. »Ich habe eine Pistole, Larry. Allein ihr Anblick dürfte genügen, um
Iris’ Clique einzuschüchtern .«
»Ihr
Wort in Gottes Ohr«, sagte ich inbrünstig. »Ich habe wenig Lust, mich gemeinsam
mit Ihnen wegen eines Lustmordes verantworten zu müssen, denn soviel ich weiß,
gibt es in unserem Staat kein Gesetz, das zwischen Hexen und gewöhnlichen
Sterblichen unterscheidet.«
»Also
packen Sie Ihre Sachen«, sagte er.
»Ich
habe eine bessere Idee«, erwiderte ich. »Sie fahren los, und ich bleibe hier .«
»Was?«
Er starrte mich an. »Aber wir hatten uns doch gerade geeinigt...«
»Steve«,
unterbrach ich ihn mit erhobener Hand, »hören Sie mal zu. Sie verschwinden
jetzt und schleichen sich bei Dunkelheit mit Ihrer Waffe zum See. Im Gegensatz
zu mir kennen Sie hier das Gelände. Als ich gestern den Weg abkürzen wollte, um
Elaine zuvorzukommen, habe ich mir fast das Genick gebrochen. Und noch etwas:
Wenn Iris bei ihrer Rückkehr keinen von uns mehr vorfindet, könnte sie
mißtrauisch werden. Sollte sie darauf bestehen, mich hinauszuwerfen, werde ich
widerstandslos weichen und zu Ihnen kommen. Läßt sie mich jedoch in Ruhe,
obwohl diese Schwarze Messe abgehalten werden soll, geht sie vermutlich davon
aus, es nur mit mir zu tun zu haben. Diese Strategie ist zugegebenermaßen nicht
sonderlich brillant, aber besser als gar nichts .«
»Sie
gehen ein gewaltiges Risiko ein, Larry .« Er schüttelte
den Kopf. »Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken .«
»Ich
bin der größte Feigling, den es gibt«, versicherte ich ihm. »Sobald die
Situation ungemütlich zu werden beginnt, renne ich schreiend davon. Sie
übersehen einen wesentlichen Punkt, Steve. Was ist, wenn sich Iris’ Clique für
einen anderen Schauplatz entscheidet und Elaine mitnimmt? Dann könnten wir am
See warten, bis wir schwarz werden .«
»Sie
haben recht .« Er nickte langsam. »Daran habe ich nicht
gedacht .« Er nahm einen alten Umschlag aus seiner
Brieftasche und kritzelte etwas darauf. »Hier sind meine Adresse und
Telefonnummer .«
»Danke .« Ich nahm den Umschlag an mich. »Wir brauchen auch noch
ein Signal, falls ich hier im Haus Schwierigkeiten habe oder Ihnen am See etwas
passiert .«
»Das
ist bei mir kein Problem«, grinste er. »Einen Pistolenschuß hören Sie unter Garantie .«
»Ich
muß mich dann eben auf meine Lungen verlassen«, knurrte ich.
»Natürlich.«
Seine Stimme klang vollkommen ernst. »Sie brauchen nur zu schreien, und ich
komme sofort. Wenn man sich hier draußen nachts nur räuspert, klingt das wie
ein Schallmauerdurchbruch. Vermutlich wird sich vor Mitternacht nichts tun,
aber ich bin sicherheitshalber ab zehn Uhr dreißig am See .«
10
Nach
Steves Aufbruch war das Haus totenstill, so still, daß ich fast die Termiten im
Gebälk knuspern hörte. Etwa eine Viertelstunde verging, da näherten sich der
Veranda Schritte. Sekunden später flog die Tür auf, und Tante Emma trat herein.
Ihre
Füße, die unter dem knöchellangen Rock hervorsahen, steckten in dicken
Wollsocken. Die Gartenstiefel hatte sie vermutlich draußen gelassen. Sie machte
mit ihren vorgebeugten Schultern und der schmutziggrauen Gesichtsfarbe einen
ziemlich erschöpften Eindruck.
»Fühlen
Sie sich nicht wohl, Tante Emma ?« erkundigte ich mich.
»Nur
müde, Mr. Baker.« Sie streifte ihre groben Gartenhandschuhe ab, die mit einer
dicken schmierigen Lehmschicht bedeckt waren. »Aber ich bin fertig .« Befriedigung schwang in ihrer Stimme. »Endlich ist die
wochenlange Arbeit vollbracht. Mehr kann ich nicht tun .« Sie hob ruckartig den Kopf. »Wo ist Elaine ?«
»Es
geht ihr prima«, log ich. »Sie ist in ihrem Zimmer und ruht .«
»Gut.
Die Nacht naht schnell. Wir müssen jetzt noch mehr auf der Hut sein, wenn wir Elaine
retten wollen .« Sie spähte über meine Schulter, und
einen Augenblick lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. »Wo ist Steven
Engsted ?«
»Nach
Hause gefahren.«
»Nach
Hause!« Sie schüttelte betrübt den Kopf. »In der Stunde der größten Not zeigt
sich erst, wer ein wahrer Freund ist. Sie sind geblieben, um sie zu beschützen,
Mr. Baker, und ich bin Ihnen dankbar dafür .« Sie
wandte sich um, öffnete die Verandatür und
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