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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Konnte sie Ushas Angebot annehmen?
    »Usha sagt, niemand kommen wird sonst mit in Harem, alle Angst, dort zu bleiben. Besser du annehmen ihr Angebot.« Usha nickte Rosa zu.
    »Und warum hat Usha keine Angst?«
    »Sie sagt, die ersten Schritte sind wertlos, wenn der Weg nicht zu Ende gegangen wird. Für sie die Freude über den gemeinsamen Weg stärker als die Angst.«
    Und wie ich diesen Weg zu Ende gehen werde, dachte Rosa. Ich freue mich schon auf die Gesichter der schwarzen Raben, wenn ich ihnen meinen Neffen präsentiere.
    Nandi zwinkerte Rosa zu, dann flüsterte er, als ob ihn Usha verstehen könnte. »Was Usha sagen, immer ist große Beeindruckung, aber sie auch gierig auf die vielen Betelpäckchen von Harem. Usha sicher, Usha ist Zauberin.«
    Rosa musste zwar lächeln, aber sie konnte nicht glauben, dass Nandi recht hatte.
    Sie schickte ihn fort mit dem Auftrag, für sie alle reich bestickte Seidensaris zu kaufen. Nachdem Rosa von ihrem Schlangenbiss genesen war, hatte sie sich von Usha zeigen lassen, wie man einen Sari anlegt, und seitdem wollte sie nichts anderes mehr tragen.
    Zuerst hatte es ihr Schwierigkeiten bereitet, den ellenlangen Stoff richtig zusammenzufalten und den Paluv, das reich verzierte, mit Perlen bestickte Endstück, über den Schultern zu drapieren, aber mittlerweile war Rosa genauso schnell wie Usha, und sie kam sich im Sari elegant wie eine Prinzessin vor. Allerdings trug Rosa unter dem Sari immer noch eine leichte Hose, in die sie Siranushs Dolch eingenäht hatte. Damit fühlte sie sich sicher, und das Reiten war einfacher.
    Bevor Nandi gehen konnte, schlug Usha noch vor, dass sie beide rote Saris als Zeichen der Kraft und der Lebensenergie tragen und nur Rosa einen blauen anlegen sollte. Denn Blau sei die Farbe von Indras Regenmantel. Und wenn Rosa Nandi richtig verstanden hatte, dann war Indra der Gott der Götter, er war die Schlange und der Zerschmetterer des Widerstandes. Das klang gut.
    Während Rosa auf Nandis Rückkehr wartete, starrte sie auf den Palast und malte sich aus, wie das Wiedersehen mit Dorothea verlaufen würde. Und dann fiel ihr der Brief ihres Vaters wieder ein. Sie wünschte sich so sehr, dass Dorothea ihr weiterhelfen konnte.
    Dann plötzlich fand sie sich selbst unerträglich. Wie konnte sie dasitzen und kostbare Zeit mit Grübeln vertrödeln? Sie sollte sich lieber vorbereiten, auch darauf, dass es zum Kampf kommen konnte.
    Sie griff sich den Dolch von Siranush, trat zu einem der ausladenden Mangobäume und rammte ihn in den mächtigen Stamm.
    Lächerlich! Sie schaffte es kaum, die Spitze der Klinge darin zu versenken, und ihr Handgelenk schmerzte schon. Sie zog die Waffe wieder heraus und versuchte es erneut, diesmal legte sie mehr Kraft in ihren Stoß.
    Usha, die sie beobachtet hatte, schüttelte den Kopf, stand auf und stellte sich schützend vor den Baum.
    Rosa verstand sofort, sie sollte diesem Mangobaum keine Verletzung zufügen. Gut, dann würde sie es anders versuchen. Sie machte sich auf die Suche, aber sie fand keine herumliegenden Äste. Schließlich hockte sie sich auf den Boden und rammte ihren Dolch in die vom Monsun weiche Erde. Sie übte verbissen daran, den Stoß mit mehr und mehr Wucht auszuführen und den Dolch mit ebenso viel Kraft rasch wieder herauszuziehen.
    Es darf nichts schiefgehen, überlegte sie dabei. Wir brauchen schnelle und gute Pferde für unsere Flucht zurück nach Masulipatnam, und von dort müssen wir auf ein Schiff Richtung Kap der Guten Hoffnung.
    Sie wog die Goldreife, die sie auf der Reise hierher von den Frauen als Opfergabe erhalten hatte, in ihrer Hand, nahm sie ab und legte sie zu den restlichen Goldstücken. Hoffentlich reichten diese Schätze für alle Ausgaben bis zurück ans Kap, wo sie Luis treffen und mitnehmen wollte. Sie hoffte, dass der Sack mit Gold noch unversehrt im Hafen liegen und ihnen die Überfahrt nach Europa sichern würde.
    Es schien Rosa ewig zu dauern, bis Nandi endlich zurückkam. Während er einen Stapel hauchdünner Schleier auspackte, zwei rote Seidensaris, in die Lotosblumen eingewebt waren, und einen blauen, der reich mit silbernen Perlen und Edelsteinen besetzt war, sowie drei jeweils dazu passende Cholis, überlegte sie verzweifelt, wie sie es schaffen könnte, Dorothea und Kaspar aus dem Harem zu bringen. Wenn sie nur zu dritt waren, würde man doch viel genauer hinsehen, oder nicht? Und sie brauchte Nandi für den Rückweg.
    Usha und er debattierten laut und heftig, dabei schüttelten

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