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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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sie die Köpfe. Schließlich endete ihr Gespräch damit, dass Usha ihren Mund zu einem zahnlosen Grinsen verzog und Nandi nur noch vor sich hin brummelte.
    »Was ist?«, fragte Rosa.
    »Nichts.« Nandi sah sie nicht an und brummelte weiter vor sich hin.
    »Nandi, bitte, verrate mir, was du hast.«
    »Unglück bringt, wenn Mann in Frauenkleidern.«
    »Du willst nicht mitkommen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Rosa starrte ihn an. Was jetzt? Wie sollte sie ohne ihn herausfinden, wo ihre Schwester war? Sie brauchte ihn.
    »Und wenn ich dir all dieses Gold gebe?« Rosa reichte ihm bangen Herzens alle Reife. Was, wenn er das Angebot annehmen würde?
    Nandi betrachtete gierig den Schmuck. Doch dann ertönte Ushas Stimme aus dem Hintergrund, er zuckte zusammen, und obwohl sein Teint sehr dunkel war, hätte Rosa geschworen, dass ihm Schamesröte in die Wangen stieg.
    Er schüttelte wieder den Kopf.
    Ich muss ihn irgendwie anders kriegen, dachte Rosa. Ich muss ihn bei seiner Ehre packen!
    »Ja, ein Mann sollte keine Frauenkleider tragen«, begann sie und brachte Nandi damit zu einem erleichterten Aufseufzen.
    »Ein gewöhnlicher Mann kann das, was mir vorschwebt, auch nicht umsetzen, mein Plan funktioniert nur mit einem außergewöhnlich mutigen Mann. Nandi, ich verstehe, dass du zu jung und unerfahren bist, um etwas dermaßen Gefährliches zu wagen.«
    Rosa stockte und fragte sich, mit welchem Recht sie den jungen Inder dermaßen manipulierte.
    »Ich bin mutig!« Nandi protestierte, richtete sich auf und schlug sich die Hand vor die Brust.
    Usha kicherte, und Rosa musste sich ein Lächeln verkneifen, weil Nandi so schmächtig war und wenig von einem strahlenden Helden hatte.
    »Natürlich bist du das, aber eben noch nicht wie ein richtiger Mann, ein Krieger.« Rosa, Rosa, Rosa, du solltest dich schämen, meldete sich eine Stimme in ihrem Kopf, aber sie wurde von einer anderen übertönt, die immerzu sagte: Hol Kaspar und Dorothea da raus, und dann endlich zurück nach Hause!
    »Krieger nicht kämpft in Kleid von Frau.«
    »Nein, natürlich nicht«, gab ihm Rosa recht, nur um dann hinzuzufügen: »Es sei denn, er braucht eine List, um seinen Feind zu besiegen. Einen übermächtigen Feind zum Beispiel.«
    Nandi stöhnte und ließ sich auf den Boden der cavatjis fallen. Er streckte alle viere von sich und murmelte etwas vor sich hin.
    Dann setzte er sich wieder auf, griff nach einem der Saris, wiegte den Kopf hin und her und sah Rosa an.
    »Nagini gute Wortkraft hat. Noch besser als Usha.«
    Usha sagte etwas, das Nandi sofort übersetzte. »Wir uns waschen und mit Öl parfümieren müssen, das auch noch!« Er stöhnte herzzerreißend. Rosa und Usha warfen sich einen Blick zu und grinsten. Dann machten sie sich daran, im nahe gelegenen Bach zu baden, sich zu schmücken und zu verkleiden. Weil Nandi so schmächtig war, fiel es unter den vielen Schleiern, die er umlegte, überhaupt nicht auf, dass er ein Mann war. Usha und er waren ganz verhüllt, nur Rosa zeigte ihr Gesicht, das nun wieder von ersten kurzen blonden Löckchen umrahmt wurde. Auch diesmal trug sie eine Hose unter dem Sari, in die sie den Dolch eingenäht hatte.
    Als die Sonne sich rot dem Horizont zuneigte, hörten sie schon von Weitem Trommeln und Pferdehufgeklapper. Ein ganzer Zug Soldaten und Träger erschien, sie eskortierten drei blumengeschmückte Palankine, auf denen dicke Seidenkissen lagen.
    Der vorderste Soldat redete kurz mit Nandi, dann wurde Rosa gebeten, auf dem prächtigsten Platz zu nehmen. Ihr Herz klopfte schneller, weil sie Angst hatte, Nandis Verkleidung könnte auffliegen. Er hatte dem Soldatenführer mit einer so unnatürlichen Piepsstimme geantwortet, dass die Soldaten neugierig geworden waren.
    »Lass das, Nandi, sprich leise, aber nicht wie eine entmannte Maus!«, flüsterte sie ihm zu.
    »Ich, ich … ja«, stammelte Nandi und setzte sich in den Palankin neben Rosa.
    »Wie lange wird es dauern, bis wir im Harem sind?«
    »Wenn die Sonne …«, begann Nandi, wieder piepsend.
    »Porca Madonna, Nandi, rede leise, aber nicht so!«
    Er räusperte sich. »Bei Einbruch der dunklen Heit wir ankommen.«
    »Ich werde diesen Weg bis zum Ende gehen, und ich danke euch, dass ihr mir zur Seite steht, bitte sag das auch Usha.«
    Nandi wandte sich zu dem dritten Palankin, in dem Usha thronte, und übersetzte.
    Dann gab jemand ein Kommando, und die Palankine wurden verhüllt, hochgenommen und mit den vertrauten wiegenden Bewegungen zum Palast getragen. Aber

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