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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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hier raus, und zwar mit Kaspar, und sie musste herausfinden, wer diese Frau war.
    »Nandi«, flüsterte sie, »wir müssen Beshir aus dem Weg räumen. Er wird nicht zulassen, dass wir mit Kaspar von hier verschwinden. Du lenkst ihn ab, ja?«
    Nandi sah sie mit schreckerfüllten Augen an. »Beshir viel stark!«
    Wenn Usha meine Hände nicht immer noch festhielte, dann würde ich dieser Memme jetzt einen Schlag auf die Schulter geben, dachte Rosa, wir haben keine Zeit!
    Sie ließ die Hände von Usha los, Usha sang aber weiter.
    »Jetzt mach schon, Nandi!«
    Nandi tänzelte zu Beshir. Rosa war gespannt, was er tun würde, und griff in ihren Rockbund, holte den Dolch heraus, behielt ihn in der Hand und versteckte diese unter ihrem Schleier.
    Nandi handelte so schnell und so unerwartet frech, dass Rosa überrascht nach Luft schnappte. Der junge Inder trat zu Beshir und zog dann dessen großes Schwert aus dem Gürtel.
    Beshir reagierte eine Sekunde zu spät, wie gelähmt vor Verblüffung. Doch dann stürmte er zu Nandi, um ihm das Schwert zu entwinden, Nandi tänzelte jedoch durch das Zimmer. Schließlich warf sich Beshir mit einem weiten Sprung auf Nandi, dessen Schleier sich dabei löste.
    Rosa zögerte keine Sekunde, hastete zu dem Eunuchen und setzte ihm den Dolch an die Kehle.
    Beshir schob Rosa beiseite wie einen kleinen Hund, griff nach dem Schwert und holte weit aus, wie um Nandi den Kopf abzuschlagen.
    Nein! Rosa rammte den Dolch in Beshirs Schulterblatt, um ihn an diesem Hieb zu hindern. Doch er bewegte den Arm weiter, als wäre es nur ein Kratzer gewesen. Rosa zog den Dolch heraus und stach erneut zu.
    Diesmal hielt der Hüne in seiner Bewegung inne, sah erstaunt über seine Schulter, auf den Rücken, aus dem das Blut strömte. Dann sackte er zusammen.
    »Nandi, wir müssen hier raus! Rede mit Usha, wir müssen Kaspar tragen. Und wir müssen noch die Wache draußen aus dem Weg räumen – nimm du Beshirs Schwert!«
    Rosa zog den Dolch aus Beshirs Rücken, eine Fontäne Blut sprudelte hervor und besudelte ihren Sari. Sie wischte den Dolch an seinem Hemd ab, behielt ihn aber vorsichtshalber in der Hand.
    Er wird sterben, dachte sie fassungslos, ich habe einen Menschen getötet. Nicht denken, handeln!, rief sie sich dann wieder zur Ordnung. Los, los, los! Was war mit der Frau, die inmitten dieses Tumultes immer noch fast bewegungslos dastand, ohne sich zu bewegen?
    Warum sprach sie nicht – war sie stumm?
    Rosa trat zu ihr. »Ich weiß, du bist Dorothea, du musst es sein.«
    Während sie redete, legte sie ihre Hand auf den Kopf der Frau. Ihr Herz raste, während sie sich nichts mehr wünschte, als dass es ihre Schwester wäre.
    Sie hielt den Atem an und zog ihr die Burka mit einem Ruck über den Kopf.
    Aber es war nicht Dorothea.
    Rosa schluchzte auf.
    Die weißblonde Frau war gefesselt und geknebelt und blitzte Rosa böse an. Rosa hätte sie sofort befreit, doch dieser wilde Blick ließ sie innehalten. Vielleicht konnte sie ihnen gefährlich werden. Zögernd nahm Rosa ihr den Knebel aus dem Mund, dann durchschnitt sie die Fesseln mit ihrem Dolch.
    »Wer bist du? Warum hat man dich hierher gebracht?«
    »Dorothea ist sehr krank«, flüsterte die Frau, zu Rosas Erstaunen auf Deutsch. »Sie braucht Eure Hilfe.«
    »Kannst du mich zu ihr bringen?«
    Die Frau warf einen langen Blick auf Rosas Dolch, dann nickte sie.
    »Woher weiß ich, dass du nicht lügst?«
    Die Frau lachte heiser und klang, als wäre sie schon hundert Jahre alt. Dabei konnte sie nicht älter als dreißig sein, dachte Rosa, der das alles viel zu langsam ging. Sie mussten sich beeilen, sie mussten hier raus, bevor man Beshirs Leiche entdecken würde.
    »Kaspar könnte es bestätigen, aber sie haben ihn mit Ma’jun vollgepumpt. Du musst mir also vertrauen. Man nennt mich Raihana.«
    »Gehen wir!«
    Raihana deutete auf Beshirs Leiche. »Wir sollten ihn nicht so liegen lassen. Man wird ihn finden, und dann werden wir niemals von hier fliehen können.«
    »Aber was …?«
    Raihana stürzte zu Beshir, forderte Rosa auf, ihr zu helfen, dann schleiften sie ihn zur Säule, setzten ihn davor, Raihana band ihn mit seinem Gürtel an der Säule fest, wischte das Blut mit dem Knebel auf und stülpte ihm dann die Burka über den Kopf.
    Usha trat zu Beshir, legte ihre Hand auf seinen Kopf und sagte ein paar Worte, von denen Rosa hoffte, dass sie irgendein Segen wären, der ihm das Sterben erleichtern würde.
    Rosa nahm Kaspar, der viel schwerer war als alles, was

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