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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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schnell sie es vermochte.
    Kurz bevor sie den Vorhang zu einem weiteren Raum öffnete, drehte sich Arevhat zu Rosa um. »Du darfst sie nicht aufregen. Sie ist sehr krank.«
    Rosa versprach es, dann zog sie den schweren Stoff zur Seite, und sie betraten einen Raum, der Rosa leicht blendete, weil er so hellsilbern schimmerte.
    Dann entdeckte sie auf einem Lager aus Kissen eine erbärmlich magere Gestalt. Nein, das war nicht ihre Schwester, ihre Dorothea. Nicht diese ganze Reise, nur um sie so vorzufinden! Rosas Kehle wurde eng.
    Schwer atmend rannte sie zu ihrer Halbschwester, die so zart aussah wie ein neugeborenes Rehkitz. Rosa konnte sich nicht vorstellen, dass sie jemals wieder aufstehen würde.
    »Dorothea«, flüsterte sie. »Dorothea, ich bin’s, Rosa, ich bin gekommen, um dich nach Hause zu holen.«
    Rosa fühlte die Hitze, die ihre Schwester ausstrahlte, und sah sich unwillkürlich nach Wasser um.
    Usha und Nandi waren bei Kaspar sitzen geblieben, der sich im Schlaf hin und her wand.
    Arevhat trat an Dorotheas Lager, eine goldene Schale voller Wasser in der einen Hand, ein Musselintuch in der anderen. Sie tupfte Dorotheas Stirn vorsichtig ab. »Wir haben deinen Habibi gerettet. Wir werden ihn nach Hause bringen.«
    »Und dich ebenfalls«, fügte Rosa hastig hinzu.
    Endlich schlug Dorothea ihre Augen auf.
    »Ich fantasiere, Raihana, ich habe die Stimme von Rosa gehört. Und jetzt sehe ich mein kleines Schwesterchen sogar, Raihana – oder siehst du sie etwa auch?« Dorothea keuchte die Worte, dann lächelte sie. »Aber ihr Haar sieht komisch aus.«
    Rosa legte ihre Hand in die von Dorothea. »Ich bin da, wirklich da. Fühl meinen Finger, du erinnerst dich an diesen sechsten Finger, ja?«
    Rosa wünschte sich mehr als alles auf der Welt, dass sie wirklich Zauberkräfte hätte, dass sie eine Heilerin wäre, dass sie … da fiel ihr Usha ein.
    Sie sprang auf. »Nandi, sag Usha, sie muss Dorothea retten, sie muss sie gesund machen, so wie mich nach dem Schlangenbiss.«
    Nandi übersetzte. Usha trat näher zu Dorothea, hockte sich neben sie, hielt ihre Hand über deren Scheitel, ohne ihn zu berühren, dann erhob sie sich und schüttelte ganz leicht den Kopf.
    »Nein«, Rosa schrie auf, »sie wird nicht sterben! Nicht jetzt.«
    »Nein, das wird sie auch nicht«, stimmte Arevhat ihr zu. »Denn jetzt müssen wir fliehen, wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich trage Dorothea, nimm du Kaspar!«
    Arevhat beugte sich zu Dorothea und flüsterte ihr etwas zu, schließlich nickte diese ergeben und schloss erschöpft ihre Augen.
    Arevhat wickelte Dorothea in einen breiten Schal und nahm sie auf die Arme wie ein Kind.
    »Das Feuerwerk ist bald zu Ende, beeilt euch!«
    Arevhat schritt so schnell aus, dass Rosa kaum hinterherkam. Kaspar lag schlafend und so schwer auf ihrer Schulter, dass sie sich wünschte, Luis wäre hier und könnte ihr den Jungen abnehmen.
    Endlich blieb Arevhat vor einer Tür stehen, die für Rosa genauso aussah wie alle anderen. Schwer atmend legte Rosa Kaspar für einen Moment nieder.
    »Seid still!«, mahnte Arevhat. »Dahinter liegt unsere Freiheit, also verderbt es nicht! Die Tür geht nach außen auf, aber dort befinden sich Wachen.«
    Sie bat Nandi, mit tiefer Männerstimme zu behaupten, dass er einen Auftrag von Beshir zu erledigen hätte, und hämmerte dann gegen die Tür.
    »Was für einen Auftrag? Und wer spricht denn da?«, wollte der äußere Wächter wissen.
    »Sag, dein Name wäre Abraham«, hatte ihm Arevhat zugeflüstert.
    »Ich bin Abraham, und wir brauchen Betelnachschub. Es ist der Wunsch von Amatulkarim. Es soll dein Schaden nicht sein«, hatte Nandi bekräftigt. »Von den Silberpagodas, die ich hier habe, sind einige für euch … Aber wir brauchen den Betel jetzt sofort.«
    Die Tür wurde unwillig geöffnet, und ein Gesicht spähte zu ihnen in den Flur hinein.
    Nandi und Arevhat zerrten den Mann nach drinnen, und obwohl er sich heftig wehrte, schafften sie es, ihn auf den Bauch zu legen und seine Hände auf dem Rücken zu fesseln. Usha hielt so lange die Tür einen Spalt offen.
    »Wer hält draußen noch Wache?«, fragte Arevhat den Gefangenen und übersetzte danach für Rosa.
    »Nur ich. Die anderen sind an den Gartenmauern verteilt, wegen des Festes.«
    »Wehe dir, wenn du lügst!« Arevhat zischte schlimmer als ein Haufen Schlangen. »Ich werde dich finden und töten. Und die Nagini wird dich und deine Sippe verfluchen.«
    Rosa mischte sich ein. »Ich weiß etwas Besseres. Frag ihn,

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