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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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versetzte Rosa einen Stich. Sie hockte sich zu ihnen.
    Dorothea war wach. »Rosa, bitte.« Sie bedeutete Rosa, näher zu ihrem Gesicht zu kommen, weil sie nur flüstern konnte.
    »Ich habe nie gedacht, dass ausgerechnet du hier auftauchen würdest, aber ich habe immer davon geträumt, dass Kaspar bei unserem Vater aufwachsen wird. Bring ihn nach Hause, versprich mir das!«
    »Wir alle werden nach Nürnberg gehen, wir alle.« Dorothea lächelte. »Auch wenn ich keinen Hexenfinger habe, so weiß ich doch, dass du gerade lügst. Ich bin zu krank, und jetzt, wo du hier bist, kann ich endlich gehen.«
    »Unsinn, du musst mitkommen, du musst mit uns leben. Kaspar braucht dich!«
    »Er hat jetzt dich«, Dorothea fuhr mit der Zunge über ihre schuppigen Lippen und sprach dann mühsam weiter, »und er hat dich, Raihana.«
    Arevhat streichelte Dorotheas Hand. »Jetzt schlaf erst mal, ruhe dich aus.«
    Dorothea schloss ihre Augen. Kaspar drängte sich an seine Mutter und wollte in ihren Arm. Aber Arevhat brachte ihn dazu, sich an sie anzulehnen und seine Mutter ruhen zu lassen.
    »Und wie kommen wir von hier fort?«, fragte Rosa.
    »Still!« Arevhat legte den Finger an die Lippen. »Ich höre Pferde.«
    Rosa kroch auf allen vieren vor zum Rand der Höhle und sah nach unten.
    Zehn Reiter in weißgoldenen Uniformen suchten das Ufer ab, schlugen mit ihren Schwertern wütend ins Unterholz, aber nicht, um Schlangen aufzuscheuchen, sondern um zu töten.
    Rosa rann ein Schauer über den Rücken. Was, wenn die Männer ihre Fußspuren fanden und dann bemerkten, dass diese an den Felsen endeten?
    Sie kroch zurück zu Arevhat und berichtete ihr, was sie gesehen hatte.
    »Waren es weiß- oder schwarzhäutige Männer?«
    »Weiße.«
    »Gut.« Arevhat grinste erleichtert. »Dann sind wir hier in Sicherheit. Die Weißen sind die Krieger von Karim, die suchen nur den Kampf. Die schwarzen Eunuchen sind viel schlauer, und vor allem können sie Spuren lesen. Ich denke aber, Khan Bahadur Amir Karim ist wütend auf seine Eunuchen, weil wir ihnen entwischt sind. Deshalb hat er seine Soldaten geschickt. Die sind fantastisch darin, beim Galoppieren mit Pfeil und Bogen zu schießen, doch es ist unter ihrer Würde, vom Pferd abzusteigen.«
    »Aber wir können doch nicht hier bleiben! Wir haben nichts zu essen und müssen so schnell wie möglich nach Masulipatnam und dort auf ein Schiff. Wenn ich mit Kaspar nicht rechtzeitig zurück bin, dann ist alles verloren.«
    »Wir bleiben hier so lange, bis die Aufmerksamkeit des Khans sich auf andere Dinge richtet. Glaub mir, das dauert nicht lange. Die Mogulmänner sind alle wie Kaspar, leicht abzulenken und schnell gelangweilt, deshalb sind sie auch so grausam. Danach kaufen wir Pferde und reiten ans Meer. Und von dort fahren wir nach Hause.«
    Rosa betrachtete Arevhat. »Und wo ist dein Zuhause?« Arevhats Augen wurden glasig, dann wandte sie den Blick ab.
    Rosa griff nach Arevhats Hand. »Deine Mutter Siranush hätte gesagt, euer Zuhause sei am Sewansee.« Und dann erzählte sie Arevhat, was sie von Siranush erfahren hatte über das Land der Steine, den Überfall und über die weißen Katzen, die schwimmen können.
    »Dann werde ich eines Tages dorthin gehen und nach meinem Dorf suchen.« Arevhat räusperte sich. »Doch vorher werde ich Kaspar nach Hause begleiten, das habe ich Dorothea versprochen.«
    Dorothea wimmerte leise, was Usha und Rosa sofort an ihre Seite brachte.
    »Was ist denn?«, fragte Rosa.
    Dorothea schlug ihre Augen auf, blickte sich verwirrt in der Höhle um, und als sie Rosa erkannte, lächelte sie.
    »Ich habe geträumt, nur dummes Zeug geträumt.« Dorothea seufzte und nahm Rosas Hand.
    Schockiert von der Hitze, die die Berührung ihrer Schwester verströmte, warf Rosa Usha einen verzweifelten Blick zu. Usha lächelte nur und streckte ihre Handflächen nach oben, als wollte sie sagen, da können wir Menschen nichts mehr tun.
    »Rosa, du und Raihana, ihr beide werdet dafür sorgen, dass er in Nürnberg aufwächst und wie unser Vater Spielkarten …«
    Ihr Vater! In diesem Augenblick fiel Rosa der Brief ihres Vaters wieder ein. Den hatte sie angesichts der wahnsinnigen Ereignisse im Palast vollkommen vergessen. Nun drängte sich der Brief jedoch quälend vor ihre Augen, und sie hasste sich dafür, aber sie konnte nicht anders, sie musste Dorothea fragen, ob sie etwas darüber wusste.
    »Dorothea, bitte …«, begann Rosa.
    »Nicht, das ist zu anstrengend für sie«, mischte sich Arevhat

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