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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Arevhat blieb mein einziges Kind, doch sie war so schön und von heiterer Wesensart, dass auch mein Mann zufrieden war und sogar meine Schwiegermutter.
    Bis Arevhat elf Jahre und ich siebenundzwanzig Jahre alt war, lebten wir, wenn auch nicht in Wohlstand, so doch in Frieden, was für Armenien ungewöhnlich ist, denn bis 1639 stritten die Türken und die Perser um unser Land. Erst dann haben sie sich darauf geeinigt, dass Westarmenien der Türkei gehört und Ostarmenien den Persern.« Siranush pausierte kurz, klopfte sich dann mit der Faust auf die Brust. »Aber in Wahrheit gehört Armenien nur den Armeniern.
    Eines Tages kam ein Trupp von fünf Reitern in unser Dorf. Sie erzählten uns, der Großwesir des Großmoguls selbst habe sie geschickt, denn die Terra armena hätte der Lieblingsfrau des Moguls einen so guten Dienst erwiesen, als diese mit siecher Verdauung daniederlag. Und deshalb hätte der Leibarzt ihnen befohlen, gleich mehrere Fässer davon zu kaufen.
    Meinem Mann waren die Gesetze der Gastfreundschaft heilig, weshalb er die Männer zu uns zum Mahl hereinbat. Und weil er sich auf das gute Geschäft freute, sollte es ein Festmahl werden.
    Mir kam diese Geschichte merkwürdig vor, denn die Erde gab es ja auch auf dem Markt in Etschmiadsin – da hätten sie nicht so weit zu reiten brauchen.
    Die Männer taten freundlich und nahmen unsere Einladung an. Sie warfen mit Goldstücken nur so um sich und streichelten Pischki, unsere Katze. Doch die wollte sich von ihnen nicht streicheln lassen und lief weg, geradewegs in den See hinein, und schwamm, als ob sie ihr weißes Fell von dem Schmutz der Fremden reinigen wollte.«
    Rosa starrte Siranush ungläubig an. »Jetzt erzählst du mir doch ein Märchen. Katzen können nicht schwimmen!«
    »Doch, Van-Katzen können schwimmen, sie lieben es sogar. Sie sind eben ganz besondere Wesen, sie haben auch ein blaues Auge und eines aus Bernstein.
    Nachdem ich das beobachtet hatte, war ich noch sicherer, dass die Männer uns belogen, aber es stand mir nicht an, mich meinem Mann zu widersetzen. Also haben wir Frauen, ganz wie es bei uns Sitte ist, unser Haupt bedeckt und die Fremden mit allem bedient, was unsere Vorräte hergaben: Lammfleisch mit Joghurtsoße, mit Käse gefüllte Teigtäschchen, in Öl gekochte Okraschoten und Rosinen. Nach dem Mahl reichten wir Wasserschalen und Kaffee, dann ließen wir die Männer allein.
    Meine Schwiegermutter spekulierte darauf, dass diese Männer gekommen waren, weil sie von Arevhats weißer Haut und ihrem blonden Haar gehört hatten, und ein Heirats-Angebot machen wollten. Aber so eine wichtige Angelegenheit ohne einen Vermittler zu tun wäre sehr ungewöhnlich gewesen.
    Nach dem Essen begaben sich die Männer ins Dorf, von wo sie erst spät in der Nacht reichlich betrunken wiederkamen.
    Mittlerweile war auch mein Mann beunruhigt. Diese Männer hatten etwas Kriegerisches. Was, wenn sie unser Dorf nur ausspionierten, die Vorhut einer ganzen Bande waren?
    Als ich mich nachts erleichtern musste, hörte ich, wie sich die Männer unterhielten. Sie waren auf der Suche nach Sklavinnen für den Harem des Großmoguls, und sie hatten tatsächlich von Arevhats außergewöhnlicher Schönheit gehört.
    Ich weckte meinen Mann, um ihm davon zu erzählen, doch er wollte mir nicht glauben und meinte allen Ernstes: ›Nicht jede Wolke bringt Regen.‹«
    Siranush hielt kurz inne und seufzte. »Nun, es mag sein, dass nicht jede Wolke Regen bringt, und doch war das genau der Augenblick, in dem ich sie hätte töten sollen, allesamt. Aber ich tat es nicht, und deshalb musste ich den folgenden Tag erleben.
    Sie wollten uns Arevhat abkaufen, das war durchaus üblich, doch wir wollten unsere einzige Tochter nicht verkaufen, schon gar nicht für den Harem des Großmoguls. Wir Armenier sind die wahren Christen, und unser Gott erlaubt diese Vielweiberei nicht.
    Als wir uns weigerten, zeigten die Männer ihr wahres Gesicht. Sie erschlugen meinen Mann wie einen räudigen Hund, vergewaltigten erst meine Schwiegermutter und dann mich, sperrten uns in das Haus ein und zündeten es an. Arevhat aber nahmen sie mit.
    Mir gelang es, mich aus dem brennenden Haus zu befreien. Den Preis, den ich dafür bezahlt habe, hast du auf meinem Rücken gesehen. Doch es war zu spät. Arevhat war weg, ich bin ihr gefolgt, erst zu Fuß, später zu Pferd bis zum Palast des Großmoguls. Ich war fest entschlossen, meine Tochter dort herauszuholen …«
    Siranush schwieg so lange, dass Rosa

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