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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Obersten Richter aber war die Sache klar: Die vier Weiber waren gefährliche Hexen.
    Dass sie zu Anfang leugneten, focht ihn nicht weiter an. Für ihr Geständnis war der Scheible zuständig. Der Henker würde schon mit seinen bewährten Methoden Geständnisse der verstockten Teufelsbuhlinnen ans Tageslicht foltern. Und diesmal würden sie dem Gericht nicht wieder entkommen – dafür würde er, der Munzinger, höchstpersönlich sorgen.

KAPITEL 46
    BEREITS SEIT EINER WOCHE lebten Adelheid und Helene jetzt unter der Obhut des Bischofs von Straßburg. Die junge Gräfin konnte sich dabei nicht beklagen, denn der Aufenthalt im bischöflichen Palais war höchst angenehm.
    So unerfreulich ihre Ankunft gewesen war – durch die Inszenierung Immo von Werhahns verursacht -, so gut gefiel es ihr nun. Der hohe Geistliche war ein Mann voll Charme, Witz, Intelligenz und Humor. Und trotz seines Alters sah er noch blendend aus.
    Er war bereits fünfzig – Adelheid hatte ihn um einiges jünger geschätzt -, aber er war noch leidlich schlank und beweglich und ein ebenso hervorragender Reiter wie auch Tänzer, wie sich bei einem Ball, den der Bischof zu Ehren seiner teuren Cousine gegeben hatte, erwies.
    Die Gräfin war froh, dass sie ihrer Zofe gestattet hatte, ein elegantes Ballkleid einzupacken. Sie selbst hätte nicht daran gedacht: War ihr doch so gar nicht nach vergnüglichem Zeitvertreib zumute gewesen.
    Aber als es dann so weit war, genoss sie das Fest sehr, vor allem weil ihr Cousin sie zu seiner Ballkönigin erkoren hatte. An Schönheit, Anmut, Charme und Esprit übertraf die gertenschlanke Adelheid die geladenen Damen sowieso. Da fiel auch nicht sehr ins Gewicht, dass es mit dem Schmuck ein wenig haperte.
    Den Aufenthalt Helenes – deren seelisch-geistiger Zustand nach wie vor unverändert war – hielt man dagegen geheim. Aber Monseigneur hatte seinen eigenen Leibarzt geschickt, um sich des elenden Geschöpfes anzunehmen.
    Aber dieser Medicus, ein sechzigjähriger, höchst gebildeter und aus Prag stammender Jude, Aaron Weinlaub, hatte nur, als er aus dem Zimmer der Kranken kam, in das man Helene mittlerweile verlegt hatte, mit den Achseln gezuckt und den Kopf geschüttelt.
    »Ihren geschundenen Leib vermag ich wahrscheinlich so zu heilen, dass sie wieder so gesund und schön ist wie vorher, aber für ihre tief verletzte Seele weiß ich kein Mittel. Vielleicht heilt die Zeit auch diese Blessuren, aber versprechen kann ich es Euch nicht.«
    Adelheid war sehr betrübt gewesen über diese Diagnose, aber ihr bischöflicher Verwandter hatte ihr Mut gemacht und ihr zudem versichert, dass sie bleiben könnten, solange sie wollten.
    Das war immerhin ein Lichtblick, denn wohin hätte sie sich wenden sollen? Für Wilhelm von Kirchhofen allerdings wurde es allmählich Zeit, sich wieder auf den Heimweg zu machen.
    Männlichen Schutz genoss seine schöne Herrin am Hof des Kirchenfürsten reichlich, und er würde bald gegen die Schweden gebraucht werden, die sicher im Frühjahr des Jahres 1632 ins badische Ländle einfallen würden.
    Aber der junge Mann fand immer wieder neue Ausreden, um Straßburg nicht Lebewohl sagen zu müssen. Nicht, dass er feige gewesen wäre. Nein, im Gegenteil, er fieberte dem Kampf gegen die Protestanten direkt entgegen. Er wollte sich in der Schlacht als Held bewähren, um dann vielleicht mehr Chancen bei seiner heimlich angebeteten Herrin zu haben.
    Jetzt war er noch ein Habenichts, unbekannt, aus niedrigem Adel, ein Niemand. Er träumte davon, als strahlender Sieger vor Graf Ferfried zu stehen und um die Hand der insgeheim geliebten Frau anhalten zu können.
    Wilhelm war rasend verliebt und konnte sich einfach nicht von Adelheids Seite losreißen. Erst durch ihren Anblick lebte er, und außerdem war er furchtbar eifersüchtig.
    Er hatte sehr wohl die Blicke der zumeist geistlichen Herren am Hofe des Bischofs gesehen, welche diese der ranken, biegsamen Gräfin mit dem feinen Antlitz zuwarfen; er hatte ihre geistreichen Sprüche vernommen, womit sie in ihrer Gegenwart nur so um sich warfen, um Eindruck zu schinden, und er wusste, dass jeder dieser älteren Herren, aber auch die jüngeren Verehrer Adelheids, ihr das Zwanzig- bis Hundertfache von dem zu bieten vermochten, was er aufzubringen je in der Lage wäre.
    Er war also darauf angewiesen, sich als Kriegsheld zu profilieren. Und trotzdem war er nicht imstande, das Palais Seiner Eminenz zu verlassen …
    Adelheid waren die Gefühle des jungen Mannes nicht

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