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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Mensch auf Sprache reagiert, aber ich glaube fast, wir haben den Durchbruch geschafft.«

KAPITEL 56
    SO SEHR SICH DIE ANGEBLICHE COMTESSE Adelaide de Bréteuil auch nach dem Kloster Sainte Cathérine sehnte, hinter dessen Mauern sie den erhofften Frieden zu finden wähnte, desto unwilliger hatte sich die Leiterin der frommen Frauen, die Äbtissin, Madame Angélique des Anges, gezeigt.
    Regelrecht getobt hatte die Ehrwürdige Mutter, als sie vom Befehl des Kardinals Kenntnis erhielt, welcher ihr auftrug, diese Frau aus dem Deutschen Reich mitsamt einer geistig gestörten und auch sonst recht hinfälligen, weiblichen Person, nebst einer Dienerin in ihrem Kloster für längere Zeit gastfreundlich aufzunehmen.
    »Was denkt sich Seine Eminenz eigentlich?«, hatte sie geschrien. »Führe ich hier etwa ein Gasthaus? Oder vielleicht eine Irrenanstalt?«
    Der Geistliche, der den »Wunsch« des Kardinals und Ersten Ministers vor einiger Zeit überbracht hatte, ein noch junger Priestermönch aus dem Orden des heiligen Franziskus, Frater Philibert, hatte sich aber nicht einschüchtern lassen. »Ich denke, Madame, Ihr leitet ein Kloster. Und Klöster sind bekanntlich von alters her Stätten, an denen Mühselige und Beladene Aufnahme finden und wo sie Hilfe durch Frauen und Männer erfahren, die ihr Leben unter anderem dem Dienst am Nächsten verschrieben haben. So sieht es auch Seine Exzellenz, der hochwürdige Herr Kardinal.«
    Als die Äbtissin mit verkniffenem Gesicht schwieg, bohrte der Franziskaner boshaft nach. »Solltet Ihr es allerdings vorziehen, Euch zu weigern, Madame, werde ich das natürlich Seiner Eminenz mitteilen, damit er rechtzeitig eine andere Ordensgemeinschaft auswählt, die bereit ist, in christlicher Liebe und Demut diese Aufgabe zu erfüllen.«
    »Wo denkt Ihr hin, Ehrwürdiger Bruder?«, entgegnete die Äbtissin kühl. Sie hatte sich wieder in der Gewalt. »Selbstverständlich ist mir der Wunsch Seiner Exzellenz, des Herrn de Richelieu, Befehl. Nichts tue ich lieber, als diese Dame samt Anhang bei uns aufzunehmen. Es wird der Comtesse de Bréteuil an nichts fehlen. Allerdings muss ich darauf bestehen, dass sie sich, wenigstens in groben Zügen, an unsere übliche Hausordnung halten wird. Was etwa die gemeinsamen Gebete und Andachten betrifft, meine ich.«
    »Die Comtesse ist keine Nonne und hat auch nicht vor, eine solche zu werden«, widersprach umgehend der junge Pater. »Ihr werdet sie also nicht bedrängen, an Euren Gebetsstunden teilzunehmen. Sie ist Gast in Eurem Hause, und als solcher genießt sie völlige Freiheit. Was auch bedeutet, dass sie in ihrer Teilnahme an Gebet, Messen und Andachten frei ist. Lediglich an Fasttagen und an Freitagen könnt Ihr erwarten, dass sie sich mit dem mageren Speisezettel begnügt, der in Eurem Kloster zu diesen Zeiten üblich sein mag.
    Der Kardinal lässt Euch ferner ausrichten, Ehrwürdige Mutter, dass er hin und wieder jemanden schicken wird, der sich nach dem Wohlbefinden der Dame erkundigen wird.«
    Das klang verdächtig nach einer Drohung, und die Äbtissin begriff, dass sie es sich lieber mit dieser lästigen Deutschen nicht verderben sollte. Offensichtlich genoss diese Protektion aus höchsten Kreisen.
    In scheinheiliger Demut und Bescheidenheit senkte Madame Angélique des Anges daher das Haupt mit der weißen, adretten Haube mit den neckischen Flügeln zu beiden Seiten ihres Kopfes, gönnte dem jungen Mönch Philibert einen schmelzenden Blick – sie war noch keine dreißig und eine in der Tat sehr gut aussehende Frau mit verheißungsvollen Rundungen unter ihrer Nonnentracht -, und versicherte ihm in schmeichelndem Ton, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um der Contesse de Bréteuil den Aufenthalt in Sainte Cathérine so angenehm wie möglich zu machen.
    Dann lud sie den jungen, wohlgestalteten Geistlichen ein, das Abendessen mit ihr gemeinsam in ihrer Zelle einzunehmen – sie habe einiges mit ihm zu besprechen, was die übrige Schar der frommen Schwestern nicht zu hören brauche.
    Der Jünger des heiligen Franziskus war nach kurzem Zögern einverstanden – womit die Äbtissin gerechnet hatte. Bei aller Frömmigkeit und allem Glaubenseifer steckte unter der schlichten Kutte doch ein junger Mann mit sehr natürlichen menschlichen Bedürfnissen.
    Es würde sich erweisen, ob ein paar Becher Wein und ein Teller mit gebratenem und gut gewürztem Fleisch ihn nicht dazu anregten, seine Zurückhaltung fallen zu lassen und sich stattdessen der drängenden

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