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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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einer Verfemten durch fremde Lande ziehen muss. Ohne meine sträfliche Unvernunft wäre ihre Freundin, diese Helene, nie als Hexe verhaftet worden, und für Adelheid hätte kein Grund bestanden, zu flüchten. Ich ganz allein habe dieses Unglück zu verantworten, und ich werde mir, solange ich lebe, mein Versagen niemals verzeihen. Was, in GOTTES Namen, habe ich da bloß angerichtet?«
    Salome schwieg betreten. Sie wusste, wovon Graf Ferfried sprach, und ihr fielen keine Trostworte dazu ein.
    »Der Teufel muss mich seinerzeit geritten haben, als ich mich auf das Anerbieten von Anselm von Waldnau eingelassen habe, der versprochen hatte, mir zu der Erzgrube vom Hagenbusch zu verhelfen. Doch nicht um diesen Preis, um CHRISTI willen.«
    Salome drückte es schier das Herz ab, ihren geliebten Herrn so leiden zu sehen, aber wenn sie ehrlich war, konnte sie sein damaliges Verhalten auch nicht verstehen und gutheißen schon gar nicht.
    Mit Vorwürfen, wie man sie seinerzeit gegen das Helen erhoben hatte, war nicht zu spaßen. Ferfried hätte energisch eingreifen müssen – ganz zu Anfang, gleich als er von der Gefangennahme dieses unglücklichen Mädchens erfahren und sich stattdessen lieber schnell aus dem Staub gemacht hatte.
    Diese Last vermochte Salome Bürgi ihrem über alles geliebten Herrn nicht von der Seele zu nehmen …

KAPITEL 78
    HASSO VON RUHFELD WAR, gleich vielen anderen Angehörigen der katholischen Liga, in Regensburg eingetroffen, um zu beraten, wie man am besten der »protestantischen Pest« beizukommen vermöchte.
    ›Beratschlagen, konferieren und kluge Reden führen können sie alle‹, dachte der junge Graf verdrossen, ›bloß zu einer vernünftigen Lösung zu kommen, das vermag keiner.‹
    Es erschien Hasso von Ruhfeld als reine Zeitverschwendung. Er wusste – wie alle anderen Teilnehmer auch -, dass sich an der eigentlichen Ursache des Krieges nichts änderte.
    Der Kaiser sowie sein wichtigster Parteigänger, der bayerische Kurfürst Maximilian, wären niemals bereit, zu akzeptieren, dass der Protestantismus bereits in weiten Teilen Deutschlands verbreitet war und dass dies aller Voraussicht auch so bleiben würde.
    Das bedeutete aber, dass der Schwedenkönig ebenfalls mit seinen Truppen im Lande bleiben und weiter Schrecken und Krieg verbreiten würde.
     
     
    An einigen kleineren Scharmützeln hatte Hasso bereits teilgenommen, aber das waren eher hinhaltende Gefechte gewesen und keine entscheidenden Schlachten. Der Feind saß überall, und was er an Zerstörungen und bemitleidenswerten Opfern der Gewalttätigkeiten gesehen hatte, erschreckte Hasso zutiefst. Am ärgsten litt das einfache Volk. Erschlagene oder erhängte Bauern, geschändete und nachher erwürgte oder erstochene Weiber – alte und junge gleichermaßen – und kleine Kinder, entweder totgeschlagen wie lästige Hunde oder an Baumstämmen zerschmettert: Das alles hatte er mit eigenen Augen gesehen.
    Am meisten hatte ihn die folgende grausige Szene betroffen gemacht: In dem größeren Gehöft eines vermutlich wohlhabenden Freibauern hatte man sämtlichen Frauen die Bäuche aufgeschlitzt und für den Hausherrn hatte man sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen.
    Vermutlich wollten die feindlichen Soldaten – oder womöglich Marodeure der eigenen Leute, wer vermochte das heute noch zu sagen? – vom Bauern das Versteck seines gehorteten Geldes erfahren; und weil dieser nicht gutwillig mit der Auskunft herausrückte, hatten die Kerle ihn einfach an einen Stuhl gefesselt und seine Füße ins Ofenloch der brennenden Feuerstelle in der Küche gesteckt.
    Als Hasso und seine Kameraden die Leiche fanden, waren die Beine des Bedauernswerten bis weit über die Knie hinauf verkohlt gewesen …
    Inzwischen waren die Flammen im Herd längst erloschen und der Gestank der verwesenden Leichen – Hasso zählte insgesamt sieben in der Küche, darunter zwei kleine Kinder – war zum Speien und er musste sich abwenden, um gleich darauf sich erneut zu dem Gefolterten umzuwenden und in dessen Gesicht mit den aus den Höhlen getretenen Augen und dem in schier wahnsinnigem Schmerz aufgerissenen Mund zu starren …
    Die Szenerie schien aus dem schlimmsten Alptraum zu stammen, und dem jungen Grafen und seinen Kameraden Gero von Wallhausen, Hartwig von Bohlen und Wilhelm von Kirchhofen drehte sich schier der Magen um.
    »Das können doch nicht Menschen getan haben; das müssen Teufel gewesen sein!«, rief Gero und rannte aus der zerstörten Wohnstube.
    Das

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