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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Gelage halten.
    Und die angeblichen ›zauberischen Werke‹, als da sind Hagelmachen, das Erzeugen von Mäusen und Ratten, das Verhexen der Kühe eines missliebigen Nachbarn, dass sie keine Milch mehr geben und was dergleichen Unsinn noch mehr ist – darüber vermochte der hohe Geistliche nur müde zu lächeln.
    ›Diesen Unsinn soll das dumme Volk ruhig glauben. Einem intelligenten Mann vermag dieser abergläubische Unfug nur Verachtung abzugewinnen.‹
    Genau dies hat der Kardinal anlässlich einer Diskussion im Kloster Sainte Cathérine geäußert.«
    »Das glaube ich Euch gerne, Madame, aber bitte denkt daran, dass der Kardinal auch Staatsmann und ein eiskalter Rechner ist. Wenn es für ihn nützlich ist, wird er jederzeit ins Horn der Einfältigen stoßen. Wenn es ihm und seiner Politik den geringsten Nutzen brächte, würde der geistliche Herr nicht zögern, ganze Heerscharen als Hexen und Zauberer verbrennen zu lassen.«
    »Ja, das verstehe ich durchaus. Richelieu ist ein reiner Machtmensch und trotz seines geistlichen Standes scheint brüderliche Nächstenliebe für ihn ein Fremdwort zu sein; wenn er Gutes tut, erwartet er sich gewiss irgendeinen Nutzen davon. Aber dennoch: Welchen Vorteil hat er davon, eine x-beliebige Zigeunerin als Hexe verbrennen zu lassen?«
    »Diese Frau – sie soll übrigens jung und sehr reizvoll sein – gehört zu einer Minderheit, die in Frankreich nicht übermäßig beliebt ist. Zigeuner gelten seit jeher als verdächtig, da sie sich mit Wahrsagerei beschäftigen und allerlei Kräuterzauber beherrschen. Trotzdem lässt man sie üblicherweise gewähren. Warum das so ist, kann ich nur vermuten. Jedenfalls ist kein Fall bekannt, dass ein Zigeuner bisher wegen Hexerei oder Ketzerei zum Scheiterhaufen verurteilt worden wäre. Wegen Mord und Totschlag dagegen sind schon etliche mit dem Richtschwert oder dem Strang hingerichtet worden.
    Aber noch jedes Mal, wenn ein Angehöriger dieses Volkes von der Obrigkeit verurteilt und hingerichtet worden ist, haben Stammesgenossen blutige Rache am Verursacher beziehungsweise Vollstrecker dieses Urteils geübt. Kein einziges Mal ist es aber bisher gelungen, den Stammesbrüdern und -schwestern etwas nachzuweisen.
    ›Zigeuner sind überall und nirgends‹, sagt man bei uns. Und da ist etwas Wahres daran. Die Wenigen, die man mit ihren bunten Wägen durch das Land ziehen sieht, bilden bloß einen Bruchteil des Fahrenden Volkes. Sein weitaus größerer Teil lebt verborgen in den Wäldern.«
    »Interessant, Monsieur. Aber wie darf ich dann die Tatsache verstehen, dass man in Auxerre offenbar keine Scheu davor hat, eine Angehörige des Fahrenden Volkes als Hexe auf den Scheiterhaufen zu bringen? Gibt es niemanden, der sie rächen könnte?«
    »Nein, Madame. Maria Yolanda ist eine von ihrem eigenen Volk Ausgestoßene. Sie hat den großen Fehler begangen, sich einem hiesigen Adeligen nicht nur als Geliebte hinzugeben – das tun viele Zigeunermädchen mit der Erlaubnis ihrer Sippenältesten, um eine Menge Geld zu verdienen, wovon alle Mitglieder ihrer Familie etwas haben. Nein, Maria Yolanda hat sich erlaubt, aus Liebe mit diesem Nichtzigeuner zu schlafen, und den geschenkten Schmuck hat sie auch nicht zu Hause abgeliefert. Sie betrachtete sich gar als Braut dieses französischen Herrn und hat den von ihrem Vater für sie ausgewählten Zigeunerbräutigam verschmäht. Und dafür hat ihre Sippe sie ausgestoßen aus dem Clanverband.
    Das war nach Zigeunerverständnis eine heilige Zeremonie, und keiner würde von nun an mehr einen Finger für sie krumm machen, wenn sie in irgendwelche Schwierigkeiten geriete. Sogar ihr eigener Vater und ihre Mutter haben sich von ihr für alle Zeiten abgewandt. Und wenn ihr Bruder sie irgendwo auf der Straße träfe, dürfte er sie töten als Abtrünnige und Verräterin am eigenen Volk.«

KAPITEL 86
    »DAS SIND ABER SEHR HARTE SITTEN«, murmelte die Gräfin leise.
    »Nicht nur Sitten, Madame, so lautet das Zigeunergesetz, und Maria Yolanda hat dieses Gesetz genau gekannt, als sie sich so widerspenstig zeigte. Sie vertraute gutgläubig den Gefühlen des Edelmannes, der sie aber nur als exotisches Spielzeug betrachtete. Der Herr dachte natürlich nicht im Traum daran, sie zu seiner Frau zu machen. Als sich ihm die Gelegenheit zu einer standesgemäßen Ehe bot, ergriff er diese umgehend und warf die glutäugige Schöne aus seinem Bett und vor die Tür seines Schlosses.
    Da die junge, verliebte Zigeunerin nicht freiwillig

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