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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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weichen wollte, hetzte er erst die Hunde auf sie. Aber mit irgendwelchen Zaubersprüchen soll sie die Tiere ruhig gestellt haben. Nach ihrem erneuten Versuch, mit ihm Kontakt aufzunehmen, beauftragte der feine Kavalier seinen Majordomus, sie zur Strafe mit einer Ochsenpeitsche zu züchtigen. Da verfluchte das schöne Kind den untreuen Liebhaber und ihren Peiniger, ehe es sich in den Wald zurückzog.
    Die Zigeunerin hatte dies wohlgemerkt in ihrer Sprache getan, die keiner der Umstehenden zu verstehen imstande gewesen war; aber es mussten wohl ›Zaubersprüche‹ gewesen sein, denn kurz darauf befiel den jungen, bisher vor Gesundheit geradezu strotzenden, adeligen Liebhaber eine höchst merkwürdige und schmerzhafte Krankheit, woran er völlig überraschend binnen dreier Tage verstarb.
    Den Majordomus aber traf gleich danach der Schlag.
    Und schon hatte man die Verursacherin dieser Tragödie gefasst und vor ein Malefizgericht gestellt. Alles Leugnen hat der jungen Frau nichts geholfen.
    Dass man allerdings auch ihren alten, schwarzen Kater, der immer auf ihrer Schulter saß, als Dämon zum Feuertod verurteilt hat, ist seit dem Mittelalter, in dem Tierverurteilungen gar nicht selten waren, nicht mehr vorgekommen.«
    Stumm vor Entsetzen hatten daraufhin die Comtesse und ihre Zofe im Wagen gesessen. Hier gab es in der Tat nichts mehr zu sagen …
     
     
    Schier unerträgliche Spannung hatte sich aller Anwesenden bemächtigt. Wann würde man die Hexe zu Gesicht bekommen? Über ihr Aussehen gingen die unterschiedlichsten Gerüchte um.
    Sie sei von solcher Schönheit, dass man sie kaum anschauen könne, sagten die einen und verwetteten ihre Seligkeit darauf, dass ein so maßloser Liebreiz nur vom Teufel selbst stammen könne. Andere hingegen behaupteten das Gegenteil. Jetzt, da sie der Teufel im Stich gelassen habe, zeige sie ihr wahres Gesicht. Hässlich wie die Sünde sei das Weib und jung könne man sie auch nicht nennen. Graue Strähnen hingen ihr angeblich über das faltige Gesicht, und ihrem bösen Blick solle man am besten ausweichen, damit er einen nicht traf. Dazu wäre sie noch bucklig und hinke jämmerlich.
    »Yo-lan-da, He-xe, Yo-lan-da, He-xe«, skandierte die unruhig gewordene Menge und endlich führte man das bedauernswerte Opfer herbei.
    Alle reckten die Köpfe. Einige der vornehmen Teilnehmer der Urteilsvollstreckung hatten sich sogar von ihren Sitzen erhoben, um sich ja nichts entgehen zu lassen.
    Adelaide ertappte sich dabei, wie auch sie gebannt auf die Delinquentin blickte. Tatsächlich: Die Frau war wunderschön.
    Selbst jetzt, nach wochenlangen Folterqualen und menschenunwürdiger Unterbringung im Gefängnis sah die junge Zigeunerin hinreißend aus.
    Das graue, sackartige Gewand, das man ihr übergezogen hatte, war ein wenig zu kurz und ließ ihre nackten, schlanken Waden sowie ihre von den Torturen verletzten, blutenden Füße sehen. Ihr hüftlanges, pechschwarzes Haar, das seit Monaten nicht mehr gewaschen worden war, hing zwar in Strähnen herab, aber es war so dicht und kräftig, dass es sich nach wie vor in prachtvoller Fülle um das Gesicht des Opfers wand.
    Bei ihrem Anblick war die vom langen Warten unwillige Menge unisono in ein hundertfaches »Oh« ausgebrochen, dann war Stille.
    Als die beiden Gerichtsdiener das exotische Geschöpf näher heranführten, sah man auch den Kater, dessen schwarzes Fell sich kaum von ihrem ungepflegten Haarwust abhob, auf ihrer linken Schulter sitzen.
    Das ziemlich große Tier schien das Unheil zu ahnen. Es fauchte und sandte Zorn sprühende Blicke aus grün leuchtenden Augen in die Umgebung. Mehrmals hieb es mit einer blutigen Tatze nach einem der Bewacher seiner Herrin. Man konnte sehen, dass die Henkersknechte wohl mittels einer Zange der Teufelskatze die Krallen ausgerissen hatten …
    Die verurteilte Zigeunerin, welche sich kaum auf den Beinen zu halten vermochte, hielt in Händen, denen offensichtlich das Gleiche wie ihrem Lieblingstier widerfahren war, eine dicke weiße Kerze, die nun einer der beiden Männer entzündete. Um den Hals hatte man ihr ein Stück Seil geschlungen.
    So wie man sie hier den wohlig erregt gaffenden Zuschauern präsentierte, sah sie genauso aus wie Tausende anderer Todeskandidatinnen vor ihr – mit Ausnahme ihrer ebenso unbestreitbaren wie jetzt vollkommen nutzlosen Schönheit.
    Unter den ungeduldigen Zuschauern war inzwischen erneut Unruhe aufgekommen, und so konnte man nicht verstehen, was das Zigeunermädchen sagte.
    Aber

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