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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Hasso, nach ihrer Ankunft in der Herberge in sein Zimmer zu kommen, um ihm genau Bericht zu erstatten. Dass er noch manches andere mit ihm zu bereden hatte, davon ließ er sich vor den anderen nichts anmerken.
    »Was hatte Euer Sohn denn mit den Fuggern zu schaffen?«, erkundigte sich neugierig Graf von Hohlfeld, der es geschafft hatte, seinen Gaul wieder neben den seines Freundes Ferfried zu dirigieren.
    »Geld brauchen wir, mein lieber Graf, viel Geld«, lachte der Ruhfelder, »und die Fugger haben es.«
    »Wollt Ihr Euch noch ein Schloss bauen?«, fragte Graf Rüdiger, aber der andere lachte.
    »Ich bin froh, wenn mir der Dachstuhl auf Ruhfeld nicht einbricht. Nein! Ich will nur gewappnet sein, wenn’s losgeht. Wir werden Krieg bekommen, soviel ist sicher. Und da will ich Söldner anwerben lassen im Ausland, wie es andere schon lange machen. Aber diese Kerle kosten Geld, und weil ich keines habe, muss ich es leihen bei meinen Bankherren, den Fuggern. Das ist zwar im Augenblick eine harte Nuss und kostet mich einen Haufen an Zinsen, aber ich will kein Heer aus lauter Bauern haben, die erstens keine Ahnung haben, wie ein Krieg heutzutage geführt wird, weil sie einen Schießprügel nicht von einer Mistforke unterscheiden können, und zweitens brauche ich die Männer für den Ackerbau, den Weinbau und die Viehzucht. Es ist ein Unding, dies im Kriegsfalle alles den Frauen, Kindern und Greisen zu überlassen. Außerdem«, fuhr er ruhig fort, »was geschieht, wenn wir es nicht schaffen sollten, den Feind aus unserem Land herauszuhalten? Dann überrennt er die Weiber, und alles ist beim Teufel, weil kein Mann da ist, der ihnen auch nur den geringsten Widerstand entgegensetzt. Sind die Bauern aber daheim, werden sie ihr Heim mit allem, was sie haben, zu verteidigen suchen. Und in einer starken Männerfaust leisten dann auch Dreschflegel und Heugabel gute Dienste.«
    Von dieser gescheiten Rede beeindruckt, nickte Graf von Hohlfeld. »Wahrscheinlich habt Ihr recht«, meinte er, »außerdem geht auf den Feldern und Äckern alles seinen geregelten Gang – die Menschen müssen schließlich essen, und die Weiber allein sind zu schwach, um das alles zu schaffen.«
    Die Gruppe der badischen Edelleute war an der für sie bestimmten Herberge, einem behäbigen Gasthof mit Namen Zum Goldenen Stern an einem der größeren Plätze der Innenstadt angekommen. Als die Herren ihre Pferde den Wirtsknechten zur Versorgung übergeben hatten, gab Graf Ferfried seinem Sohn noch einmal ein Zeichen und raunte ihm: »In einer halben Stunde dann« zu. Hasso nickte.
    Der Wirt, ein freundlicher und geschäftstüchtiger Mann, ging voran und alle folgten ihm, um ihre Zimmer aufzusuchen und sich zu erfrischen, ehe man sich in der Gaststube treffen wollte.

KAPITEL 15
    GERADE WOLLTE SICH ADELHEID VON RUHFELD mit ihrer Zofe Ursula und drei bewaffneten Reitern auf den Weg machen, da ritt völlig abgehetzt und verstört Georg Hagenbusch, Helenes Bruder, in den Schlosshof.
    Er sprang von seinem Pferd und stürzte auf die junge Frau zu. »Frau Gräfin«, rief er mit Verzweiflung in der Stimme, »ich weiß nicht, was ich unternehmen kann. Wenn Ihr mir nicht helft, das Helen zu befreien, ist meine Schwester verloren. Unser Vater steht unter Hausarrest. Die Mutter ist nur am Weinen und Beten, und niemand sagt uns, wohin man unsere Kleine verschleppt hat.«
    »Beruhige dich erst einmal, Georg.«
    Adelheid strich dem Mitte Zwanzigjährigen besänftigend über den nackten, muskulösen Arm. Diese Vertraulichkeit konnte sie sich schon erlauben – war sie doch, genau wie mit Helene, seit Kindertagen mit ihm zusammen gewesen.
    Sie hatten unbeschwert in den Fluren von Ruhfeld herumgetollt, hatten einst Ställe und Scheunen unsicher gemacht und waren in der Umgebung des Schlosses auf »Entdeckungsreise« gegangen, wobei sie mit den Mägden und Knechten sowie den Dienern manchen Schabernack getrieben hatten.
    Doch seit sie den Kinderschuhen entwachsen waren, benützte Georg die höfliche Anredeform für eine Edeldame, während Adelheid ihn nach wie vor duzte.
    »Wenn ich daheim gewesen wäre, hätten sie das Helen nicht mitgenommen, das schwöre ich«, behauptete er wütend. Adelheid verzichtete darauf, ihn daran zu erinnern, dass man sechs Kerle geschickt hatte. Gegen diese Übermacht hätte er als Beschützer seiner Schwester auch nicht viel ausrichten können.
    »Ich weiß Bescheid. Georg, hör zu. Ich habe eine schriftliche Genehmigung vom Landvogt, deine Schwester

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