Die Hexengraefin
denn?«, rief Herr Ferfried gut gelaunt. »So haben wir genügend Zeit, dich bei den Vertretern des Adels einzuführen. Das kann deinen Beziehungen in Zukunft nur nützlich sein. Wer weiß, vielleicht hat einer der hier anwesenden Grafen oder Herzöge eine Aufgabe für dich.«
»Was denn für eine, Vater?«, erkundigte sich Hasso, nicht allzu interessiert.
»Na, vielleicht als Anführer einer herzoglichen Truppe gegen den Schwedenkönig oder als Kommandant bei der Verteidigung einer Burg oder eines Schlosses«, meinte der Ruhfelder.
»Vielleicht auch als Aufpasser eines Nonnenklosters«, frozzelte Graf Rüdiger von Hohlfeld und brach in wieherndes Gelächter aus, in das sämtliche Herren einstimmten.
»Oder gar als Schwiegersohn eines Fürsten«, warf Ritter Moritz von Glarus mit todernster Miene ein, »gar manch einsamem Fürstentöchterlein könntet Ihr das kalte Bettchen anwärmen.« Und wieder lachten die Herren schallend.
Nur Graf Bruno von Steinberg war aufgefallen, dass dem jungen Herrn von Ruhfeld nicht zum Lachen zumute war. Im Gegenteil, der Sohn Ferfrieds schien bei den harmlosen Späßchen der Älteren ein wenig blass geworden zu sein.
Aha! Das ist ein Zeichen dafür, dachte der Steinberger, dass der junge Spund bereits verliebt und womöglich schon in festen Händen ist und sein Vater weiß es nicht.
Aber laut sagte er: »Lasst den jungen Herrn doch zufrieden. Er ist selber alt genug, um abschätzen zu können, wann sich ihm eine günstige Gelegenheit bietet, um sich Ruhm und Ehre zu erwerben.«
Hasso warf dem Steinberg einen dankbaren Blick zu. Gut gelaunt ritten die Herren weiter in die altehrwürdige Donaustadt hinein, die sich für diesen besonderen Anlass mit ausgesuchter Sorgfalt geschmückt hatte und deren mächtigen, gotischen Dom sie schon von Weitem erkennen konnten.
»Fein herausgeputzt hat sich dieses Regensburg, das muss man ihm lassen«, äußerte sich Rüdiger von Hohlfeld anerkennend.
»Haha! Fast wie eines dieser Freudenmädchen, welche mein Auge dort drüben unter dem Torbogen jenes Gebäudes erspähen kann«, lachte Graf Ferfried. »Was meint Ihr dazu, lieber Pater Ambrosius?« Er wollte den ältlichen Mönch ein wenig aufziehen.
»Je nun! Hübsch haben sich die Mädchen halt gemacht. Alles zu Ehren der hohen Herren, die Regensburg in den nächsten Tagen ihre Aufwartung machen. Das allein ist noch keine Sünde, meine Freunde. Übrigens«, fügte er lächelnd hinzu, »das dort ist kein Hurenhaus, sondern eine Bräustube, und zwar eine vom Feinsten. Da schmeckt das Bier wie der reinste Nektar. Und die Kalbshaxen und der Schweinebraten sind ein Gedicht, meine Herren.«
»Hört, hört! Unser Pater ist ein Kenner und Genießer!«, rief Ferfried von Ruhfeld und gab seinem Pferd leicht die Sporen, um es etwas anzutreiben. »In dieser Stadt hat sich bereits Kaiser Karl V. sehr wohlgefühlt«, wusste einer aus der Begleitung Ferfrieds, ein sonst sehr stiller Mann, zu berichten.
»Oh ja! Das kann man wohl sagen«, stimmte ihm Moritz von Glarus lachend zu. »Besonders die reizende Bürgerstochter Barbara Blomberg hatte es dem edlen Herrn angetan. Der Kaiser litt damals wegen der ungeheuren Ausbreitung des Protestantismus’ unter düsteren Stimmungen, und da spendete ihm die Schöne mit ihrem lieblichen Gesang und Lautenspiel Trost und Erheiterung.«
»Nicht allein mit lieblichem Gesang, nicht nur mit dem Spiel der Laute, meine Freunde! Die anmutige Barbara wusste auch sonst des Herrschers Sinn mit allerlei munteren Spielchen zu erheben. Das Knäblein, das sie Karl im Jahre 1547 gebar, war später der berühmte Don Juan d’Austria, welcher mit knapp vierundzwanzig Jahren den Seesieg bei Lepanto über die Türken erfochten hat.«
»Bravo, Ihr wisst gut Bescheid!«, lobte Graf Ferfried und warf seinem Reisegefährten einen wohlwollenden Blick zu.
»In Augsburg«, warf Hasso ein, »woher ich gerade komme, weilte Kaiser Karl V. ebenfalls eine Zeit lang. Er war damals – ebenso wie ich – Gast bei den reichen Fuggern. In deren Salon hängt ein von einem Niederländer gemaltes Bild, das den Kaiser anlässlich seines Besuches in Augsburg zeigt.«
»Schau an! Vielleicht hat der große Herrscher aus Spanien damals mehr als einen Sohn in deutschen Landen gezeugt«, meinte grinsend Bruno von Steinberg.
Während sich seine Begleiter launig unterhielten, lenkte Herr Ferfried sein Pferd neben das seines Sohnes. »Warst du erfolgreich?«, fragte er leise, und als dieser nickte, bat er
Weitere Kostenlose Bücher