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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Hexe! Alles, was die angeblichen Zeugen gegen sie ausgesagt haben, ist erlogen.«
    »Gleich alle fünf hätten die Unwahrheit gesagt?« Ungläubig verzog Herr Anselm das Gesicht, und seine Frage klang spöttisch. »Woher wisst Ihr eigentlich, dass es sich genau um fünf Denunzianten handelt?«, konterte Adelheid misstrauisch.
    »Weil Ihr es vorhin erwähnt habt, gnädiges Fräulein«, antwortete der Vogt schnell.
    Die junge Dame schwieg einen Augenblick, leicht irritiert. Sie hätte schwören können, dass sie kein Wort über die genaue Anzahl derer verloren hatte, die Helenes Untergang herbeiführen wollten.
    Aber sie mochte keinen Streit mit dem Verwalter ihres Vaters vom Zaun brechen; geschickt versuchte sie einzulenken.
    »Vogt, Ihr seid uns Ruhfeldern seit Langem ein sehr loyaler Untertan gewesen, und ich denke, Ihr werdet es weiterhin bleiben. Ich verlange nicht, dass Ihr an die Unschuld der Tochter des Schultheißen glaubt. Ich aber, die ich das Mädchen von Kindheit an kenne, ich, die ich mit ihr meine Jugendjahre verbracht habe und für deren Lauterkeit ich meine Hand ins Feuer lege, verlange von Euch, dass Ihr mir insofern behilflich seid, als Ihr mir genügend bewaffnete Männer zur Verfügung stellt, wenn ich sie brauchen sollte. Ich weiß nicht, was noch alles geschehen wird, aber ich bitte Euch herzlich, steht mir nicht im Wege und arbeitet nicht gegen mich. Und denkt an die Worte von Pater Ambrosius, welcher Euch vor seinem Wegritt noch einiges gesagt hat.«
    Letzteres war ein Schuss ins Blaue – wusste Adelheid doch nicht, ob der Mönch noch Zeit dazu gefunden hatte, mit dem Verwalter einige Worte zu wechseln.
    Anselm von Waldnau, zweiter Sohn einer kleinadeligen, nicht ganz unvermögenden Familie, der die Hohe Schule besucht hatte, schwieg. Die Erinnerung an das Gespräch mit dem Benediktiner war ihm sichtlich unangenehm. Im Geheimen hatte er den anmaßenden Kuttenträger zum Teufel gewünscht; aber da sein Herr, der alte Graf, eine Menge auf seinen Beichtvater hielt, hatte er zähneknirschend den Mund gehalten und bloß zu allem genickt. Er hatte sich vorgenommen, der Angelegenheit keine Beachtung mehr zu schenken – es genügte ihm vollauf, etwas in Gang gesetzt zu haben. Bald würde der Schultheiß »einknicken« und seine Rechte an der Silbermine an den Grafen von Ruhfeld abtreten. Dann wäre immer noch Zeit, das Mädel aus den Fängen des Gerichtes zu befreien. Hatte er die Zeugen bestechen können, gegen das Helen auszusagen, würde er eben noch einiges drauflegen, damit sie nachher für dieses Geschöpf Zeugnis ablegten.
    Sie hatten sich eben getäuscht. Mein Gott, so etwas kam schließlich jeden Tag vor, dass Zeugen sich irrten, oder?
    Außerdem waren weder Landvogt noch Richter oder Büttel dem schnöden Mammon abhold. Es war nur eine Frage der Höhe der Summe, die er zu zahlen bereit war.
    Da Waldnau nicht daran gelegen war, mit der jungen Herrin in Unfrieden zu leben, überwand er sich: »Sagt einfach Bescheid, falls Ihr etwas braucht, Frau Gräfin.«
    Mit einer tiefen Verbeugung hatte der Schlossvogt Adelheid von Ruhfeld verlassen, die sofort daranging, mit ihrer Zofe Ursula nützliche – und auch ein paar überflüssige – Dinge zusammenzupacken, die sie der bedauernswerten Helene bringen wollten.

KAPITEL 14
    WIE ES DER ZUFALL – oder der Liebe Gott, wie der Pater meinte – fügte, trafen Hasso von Ruhfeld mit seinen Begleitern und sein Vater, Graf Ferfried, mit dessen Eskorte kurz vor Regensburg zusammen. Das letzte Stück konnte man gemeinsam die Donau entlangreiten und in der schönen Stadt eintreffen.
    »Kannst du fliegen?«, hatte der alte Graf erstaunt gefragt. »Mit allem habe ich gerechnet, Hasso, aber nicht damit, dass du so früh hier sein würdest.«
    »Ist es Euch etwa nicht recht, Vater?«, wollte der Sohn wissen; insgeheim reute es ihn schon längst, dass er die Einladung zum Tanz bei den Fuggern ausgeschlagen hatte. Da dieser Ball erst spät in der Nacht beendet gewesen wäre, hätte er allerdings eine Übernachtung in Augsburg dranhängen müssen – na und?
    ›Die bewusste Dame hätte mir gewiss keine Gewalt angetan‹, dachte er, über sich selbst spottend. ›Wahrscheinlich habe ich mir das Ganze sowieso bloß eingebildet. Außer mir hat doch niemand am Benehmen dieser Frau Anstoß genommen – nicht einmal ihr eigener Ehemann. Ich bin vermutlich nur ein unerfahrener, junger Bauerntölpel, der gerade mal den Umgang mit Mägden kennt.‹
    »Aber nein, warum

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