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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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noch verstehen konnte. Und diesen Satz wiederholte sie nun beständig nach Art einer Litanei, obwohl längst niemand mehr da war, der sie hätte hören können …

KAPITEL 27
    »ICH BIN DAFÜR, DEN SCHLOSSVOGT in unser Vorhaben einzubinden, Adelheid«, sagte Hasso von Ruhfeld bestimmt, aber seine Schwester schwieg. Sie mochte Anselm von Waldnau nicht besonders, aber sie sah ein, dass ihre Abneigung durch nichts gerechtfertigt war. Der Mann war ein loyaler Diener ihres Vaters und versah seine Pflichten als Verwalter zu Graf Ferfrieds großer Zufriedenheit.
    »Gut«, gab Adelheid schließlich widerstrebend nach, »vielleicht fällt ihm ja ein, wie wir es schaffen könnten, meine arme
    Helene aus diesem vermaledeiten Hexenturm zu befreien. Alles, was wir bis dato ins Auge gefasst haben, taugt nämlich nichts. Hasso, ich sehe ja ein, dass du am liebsten sofort mit deinen Männern losstürmen und sie mit Gewalt befreien möchtest. Aber so einfach geht das leider nicht.«
    »Das weiß ich doch!«, rief der junge Graf verzweifelt aus und fuhr sich durch sein zerzaustes, dunkelblondes Haar. »Der Hänsele-Turm gehört nun mal zur Schlossanlage von Ortenberg. Und sie wird scharf bewacht, Tag und Nacht. Ständig laufen bewaffnete Wachtposten oben auf der Ringmauer entlang – denen entginge gewiss nicht, wenn ein Fuhrwerk vor dem vergitterten Fenster meiner Liebsten anhielte. Meine Idee mit den Heuballen, worauf Helene sich fallen lassen könnte, ist ja nicht schlecht, aber das Problem, wie wir das Gitter vor dem Fenster ihrer Zelle entfernen, haben wir dadurch nicht gelöst. Dazu müsste man ein starkes Seil um die Gitterstäbe wickeln und das Gitter von zwei starken Pferden aus der Mauer reißen lassen. Außerdem würde das einen Höllenlärm machen und sofort die Wächter auf den Plan rufen.«
    »Ja, leider«, mischte sich jetzt Georg Hagenbusch, Helenes älterer Bruder, mutlos in die Debatte ein.
    Sowohl Hasso als auch Adelheid hatten es für notwendig befunden, den Bruder der jungen Frau in ihr Vorhaben einzuweihen.
    Mitleidig betrachtete das Edelfräulein nun den kräftigen, jungen Bauern. Groß und breit, mit mächtigen Fäusten und einem Kreuz wie ein Ochse, stand er in der unteren Halle des Schlosses und bot, ungeachtet seiner körperlichen Stärke, ein Bild des Jammers und der schieren Verzweiflung.
    »Von den Wachtposten innerhalb des Gefängnisturmes wollen wir gar nicht reden«, meinte Georg resigniert. »Wir könnten vielleicht den Aufseher und seine Frau zu bestechen versuchen, aber die anderen – es sind, glaube ich, noch vier oder fünf andere Wachsoldaten im Turm vorhanden. Wie sollen wir die ausschalten? Außerdem, je mehr Leute davon wissen, umso leichter wird unser Plan verraten.«
    »Da sehe ich die geringste Schwierigkeit«, widersprach Hasso. »Diese Kerle könnten vom scheeläugigen Ewald oder seiner Frau Theresia durch ein Pülverchen in ihrem Abendbier betäubt werden. Aber die Wachen auf der Schlossmauer, die bleiben das größte Hindernis.«
    »Stellt euch die Sache mit Ewald und Theresia nicht so leicht vor«, wandte Adelheid ein. »Wir müssen leider davon ausgehen, dass Helene nicht mehr alleine gehen kann.«
    Als Hasso zusammenzuckte und eine Bemerkung machen wollte, gebot seine Schwester ihm Einhalt.
    »Du musst der Tatsache ins Auge sehen, dass unsere liebe Freundin schwer gefoltert worden ist und sich kaum noch bewegen kann, Hasso. Wie sollte sie denn dann aus dem Fenster gelangen, selbst wenn wir das Gitter entfernen? Das Fenster ist außerdem viel zu hoch angebracht. Jemand müsste sie hochheben und, weil sie unmöglich allein über eine Strickleiter klettern könnte, aus der Fensteröffnung fallen lassen und dabei hoffen, dass sie auch tatsächlich genau in der Mitte des Heuwagens auftrifft.«
    »Oh, Gott! Da bestünde ja die Gefahr, dass sie schräg aufkäme und mit dem Kopf auf den Rand des Karrens schlüge und womöglich tot oder zumindest schwer verletzt würde.«
    »Genau so ist es.«
    Adelheid schossen beim Gedanken an die Aussichtslosigkeit ihrer bisherigen Überlegungen Tränen in die Augen.
    Da half ihnen auch das Geld nicht, das der Vater seinem Sohn mitgegeben hatte, um gute Männer zu besorgen. Es sollte ja kein Krieg entfacht werden – sie wollten lediglich eine geheime Aktion durchführen, Helene aus dem Turm befreien und mit ihr fliehen. Wohin, das wussten die jungen Menschen schon.
    Adelheid würde sich als Begleiterin Helene Hagenbuschs ausgeben. Die jungen Mädchen

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