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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Verteidige dich, wenn du kannst!«, fuhr er in strengem Ton fort.
    »Mir graust furchtbar vor Mäusen, Euer Ehren. Da werde ich doch keine extra machen. Außerdem, wie soll das denn gehen? Ich dachte bisher immer, dass sich Mäuse genauso wie Kaninchen und Katzen vermehren – sollte mir da etwas beim Naturkundeunterricht auf Schloss Ruhfeld entgangen sein?«
    Zwei Richter prusteten jetzt laut heraus. Als der Munzinger sie böse ansah und fragte, was es denn Erheiterndes gebe, taten sie geschwind so, als hätten sie einen Hustenanfall.
    »Aufgeblasenes Luder. Du brüstest dich wohl mit deiner Bildung, die dir der Graf hat zukommen lassen? Und wie hast du es ihm gedankt? Indem du Mäuse gezaubert hast, um sein Korn zu verderben«, schrie unbeherrscht der Munzinger.
    »Wenn Ihr mir nicht glaubt, dass an der Anklage nichts dran ist, dann fragt doch seine Tochter, Gräfin Adelheid. Sie wird Euch bestätigen, dass alles böswillige Verleumdungen sind, derer Ihr mich anklagt.«
    »Mäßige gefälligst deinen Ton, sonst lasse ich dich mit Ruten streichen, bis dir die Haut in Fetzen abgeht«, drohte der Richter, welcher heute so gar keine gute Figur machte.
    Aber das wollte er nun ändern.
    Also blätterte er bedeutsam in dem vor ihm liegenden Protokoll, wiegte sein schweres Haupt bedächtig, räusperte sich und begann mit seltsamer Betonung: »Was ich jetzt dem ehrsamen und erlauchten Rat der Zwölf zu berichten habe, sprengt jegliche Vorstellungskraft eines redlichen Christenmenschen und wird den allergrößten Abscheu vor diesem verwerflichen Geschöpf hervorrufen.«
    Er hüstelte, und wieder trat eine Pause ein, während der man nur die Feder des Schreibers kratzen hörte. Munzinger, der durchaus Sinn für Dramatik hatte, wartete, bis der Schreiber mit seiner Niederschrift fertig war. Er fuhr erst fort, als der Mann, wie alle anderen Anwesenden im Gerichtssaal, ihre erwartungsvollen Blicke nur auf ihn, den Obersten Richter und Stabträger, gerichtet hatten.
    »Fast versagt mir die Stimme bei dem, was ich Euch nun, verehrte Herren, an Scheußlichkeiten, welche die Hexe, Helene Hagenbusch, begangen hat, vorzutragen habe.«
    Dann wandte er sich blitzschnell, wie auf ein Stichwort, an die Delinquentin. »Steh auf, wenn ich deine Schandtat aufdecke, Hexenweib! Wenn du sie gehört hast, dann sollen dich die Hammerschläge der Schande und des Abscheus aller christlichen Bürger treffen. Erst dann kannst du dich wieder setzen.«
    Was nun folgte, war das Verlesen einer ebenso aberwitzigen wie ekelhaften Mordtat an einem zwei Tage alten Säugling, dem Sohn einer Magd auf dem Hof des Schultheißen, der noch nicht getauft worden war und daher für die Zwecke einer gottlosen Zauberin am besten geeignet war.
    Fett und Blut von Ungetauften wurden zur Herstellung von Hexenflugsalben verwendet und für allerlei andere tödliche Mischungen, mit denen die Hexen ihre Mitmenschen schädigten oder töteten.
    So stand es im Buch Der Hexenhammer – also war es die lautere Wahrheit.
    Auch die beiden zum Feuer verurteilten Frauen hatten unter erneuter Folter dieses gestanden. Sie waren dabei gewesen – hatten sie ausgesagt.
    Das Verbrechen der Kindstötung zum Zweck der Beschaffung des notwendigen Fettes für die Hexensalbe lag angeblich schon etliche Jahre zurück. Da wäre das Helen aber erst dreizehn Jahre alt gewesen …
    Doch das Gericht scherte eine solche Beweislage nicht. Zeigte sie doch auf, dass die vor ihm stehende Mörderin bereits in ganz jungen Jahren eine Buhle des Teufels gewesen sein musste.
    Helene aber hatte ihren wachen Verstand noch nicht eingebüßt. Sie wies sofort auf den Widerspruch hin. »Euer Ehren, vor zwei Tagen habt Ihr mich zwingen wollen, zuzugeben, dass ich seit fünf Monden zum Hexensabbat mitgeflogen sei. Ihr habt genau beschrieben, wie ich angeblich vom Satan in die Hexengemeinschaft aufgenommen worden bin – wie verträgt sich das mit dem heute Vorgetragenen? Danach müsste das ja schon vor fünf Jahren passiert sein. Könntet Ihr Euch vielleicht auf ein Datum einigen? Es besteht sonst die Gefahr, das Ihr unglaubwürdig werdet.«
    Bertold Munzinger, der wieder ein unterdrücktes Kichern aus der Reihe der Richter zu hören glaubte, geriet in unbändige Wut. Aber ehe er etwas erwidern konnte, setzte das »freche Hexenluder« noch eins drauf: »Um den Sachverhalt aufzuklären, bitte ich darum, dass die Mutter des betreffenden Knaben, sowie mein Vater als ihr Herr, befragt werden. Ich kann mich an kein Ereignis

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