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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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mich bitter an jedem gerächt, der sich an mir vergeht. Allein die Tatsache, dass ich alles wie ein Schaf über mich ergehen lasse, zeigt doch deutlich, dass ich über keine Zauberkünste und nicht über den Beistand teuflischer Mächte verfügen kann.«
    Berthold Munzinger war durch diesen rhetorischen Ausbruch der Angeklagten regelrecht überfahren worden, sodass er sie hatte gewähren lassen. Aber gefallen hatte ihm ihre Rede nicht, weil er bei einigen der beisitzenden Richter nicht zu Unrecht Zustimmung befürchtete.
    Also beeilte er sich, den Eindruck, den der leidenschaftliche Appell eventuell hinterlassen hatte, zu verwischen.
    »Na, da hat dir der Böse ja wunderbare Reden eingegeben. Das sagt er dir wohl alles in den Nächten, wenn er dich aufsucht, vor? Und du lernst das dann auswendig?« Munzingers Stimme triefte vor Hohn.
    Aber sie entgegnete unbeirrt: »Nein, das sagt mir der Böse nicht, wenn er jede Nacht in meine Kerkerzelle kommt. Dieser Teufel ist nämlich nicht der gefallene Engel Luzifer, sondern er ist ein Mensch, ein Mann, der maskiert nachts zu mir schleicht, mir Gewalt antut und dabei kaum jemals ein Wort spricht, um nicht erkannt zu werden. Aber ich weiß trotzdem, wer er ist. Wollt Ihr, dass ich seinen Namen dem Ehrenwerten Gericht nenne, Euer Ehren?«
    Bertold Munzinger war während ihrer eindringlichen Rede etwas blass geworden. Mehrmals hatte er vergeblich versucht, ihr das Wort abzuschneiden.
    Inzwischen war Unruhe im Saal aufgekommen, und der Mönch, Pater Damian, sprang wie von einer Tarantel gestochen von seinem Sitz hinter dem Richtertisch auf und schrie mit sich beinahe überschlagender Stimme: »Aus dir spricht wahrlich der Teufel! Jetzt ist gewiss, dass du vom bösen Geist besessen bist. Gib endlich zu, dass du eine Teufelsbuhle bist, die dem HERRN, seiner heiligsten Mutter Maria, allen lieben Heiligen sowie unserer heiligen Mutter Kirche abgeschworen hat.
    Mit Satan hast du dich wie eine Sau im Pfuhl gewälzt«, kreischte der Pater, krebsrot im Gesicht, »und er hat dir dafür seine Hilfe bei allen Verbrechen zugesagt, zu denen er dich angestiftet hat. Er hat dir versprochen, dass dir nichts geschehen wird, weil er seine schützenden Klauen über dich hält. Aber das war eine Lüge: Wir haben dich gefangen, deiner zauberischen Ränke und allen deinen Ausflüchten zum Trotz. So gewiss ein GOTT im Himmel ist, musst du ins Feuer!«
    Zuletzt war Damian Rothaus heiser geworden, und Schweiß lief über sein verzerrtes Gesicht. Seine fanatischen Augen sprühten Hass, und seine mageren Hände hatte er in der Abwehrstellung einer Gabel gegen den bösen Blick der Tochter des Schultheißen gerichtet.
    Die brodelnde Stimmung im Saal wollte Bertold Munzinger nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Er schlug dreimal mit dem Gerichtsstab auf den Tisch, und schnell trat Ruhe ein. Dann erhob sich der Oberste Richter und richtete mit lauter Stimme die alles entscheidende Frage an die Beschuldigte, indem er ihr ein silbernes Kruzifix entgegenhielt: »Gestehst du, Helene Hagenbusch, im Angesichte GOTTES und vor diesem Ehrenwerten Gericht, dass du eine Hexe bist, die ihre Seele dem Satan geweiht hat, damit er dir zu fleischlichem Genuss verhelfe und zu Macht über deine Mitmenschen, denen du schaden musstest im Auftrage des Teufels?«
    »Nein!«, sagte Helene klar und deutlich.
    »Ich beschwöre dich, Helene Hagenbusch, sage die Wahrheit. Wenn du das Gericht nicht mehr belügst, kann ich dir bei diesem heiligen Kreuz versprechen, dass deine Folterqualen ab sofort ein Ende haben. Ja, ich schwöre dir sogar, dass das Gericht dir das Leben verspricht, wenn du nur endlich gestehst.«
    Hier war sie also, die gemeine, hinterhältige Lüge, zu der viele der Hexenrichter griffen, um eine Frau geständig zu machen. In Wahrheit meinte Bertold Munzinger das Ewige Leben, das auf jeden Verstorbenen wartet.
    »Es wäre eine Todsünde, Herr, Taten zu gestehen, die ich nicht begangen habe. Wenn Ihr glaubt, es tun zu müssen, lasst mich Unschuldige weiter leiden. Ich kann es Euch nicht verwehren, aber der allmächtige GOTT wird mich rächen: Mein Blut komme über Euch alle, Ihr eitlen, wahnwitzigen, grausamen und gotteslästerlichen Sünder.«
    Dann wankte sie kraftlos und sank mit einem leisen Seufzer ohnmächtig zu Boden.
    Bei diesen Worten war alles Blut aus dem Gesicht des Obersten Richters gewichen. Er bekreuzigte sich, und die meisten der Zwölfer taten es ihm nach.
    »Henker, tragt die Hexe in ihre Zelle und

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