Die Hexenjagd von Salem Falls
Arglosigkeit ausgenutzt hat, um sie in sein Bett zu kriegen. Er ist ein Sünder der schlimmsten Sorte – Männer wie er zerren Engel aus dem Himmel in die tiefste Sünde. Ich hoffe, er schmort in der Hölle für das, was er meinem Kind angetan hat.«
Catherines Gesichtszüge zuckten gequält. Ellidor stand jäh auf und zog seine Tochter hoch. »Bitte gehen Sie«, zischte er, fuhr herum und wollte ins Haus.
Addies Gedanken überschlugen sich. Den Verwünschungen nach war Marsh überzeugt, daß seiner Tochter Schlimmes widerfahren war. Und wer kannte ein Kind besser als der Vater oder die Mutter? Es war also kein Mißverständnis gewesen, es hatte vor einem Jahr in Loyal einen Fall von sexuellem Mißbrauch an einer Minderjährigen gegeben. Und es war Jack gewesen, der für das abscheuliche Vergehen verantwortlich war. Er hatte sie in der Sache Catherine Marsh belogen. Und höchstwahrscheinlich auch, was Gillian Duncan betraf.
Doch irgend etwas ließ sie im letzten Moment Catherines Namen rufen.
Das Mädchen drehte sich um, fest gepackt von dem Reverend.
»Ist es wirklich so gewesen?« fragte Addie leise.
Catherines Blick huschte zu ihrem Vater. Sie nickte und ließ sich dann von ihm und seiner Wut ins Haus zerren.
Und in diesem Moment gab Addie alle Hoffnung auf, daß Jack unschuldig war. Schließlich war sie vor Jahren in einer ähnlichen Situation wie Catherine gewesen. Auch sie war einer Sexualtat zum Opfer gefallen, wenn auch einer weitaus schlimmeren, und hatte überlebt. Und keine Frau würde sich so etwas ausdenken – nein, ein solches Erlebnis hinterließ so tiefe Narben, daß die Zeit sie nicht heilen konnte.
Es ist eine Qual, sich aufzusetzen, so schwer ist ihr Kopf. Schwer wie der Mond, der auf die Erde gefallen ist. Schwer von Gedanken … Dinge, die sie nicht machen sollte, Dinge, an die sie sich jetzt kaum erinnern kann .
Jemand kommt ihr zu Hilfe. Eine behaarte Hand, besprenkelt wie mit Pfeffer. Diese Hände, die Pfefferhände, greifen nach ihr, umfassen ihre Brust, während sie wieder hinfällt. Ihre eigene Hand, glatt und weiß, stößt gegen seine Erektion.
Sei gesegnet .
Meg setzte sich auf, mit wildem Blick. Die Bettdecke fiel von ihr ab. Die Erinnerungen ließen sich nur schwer abschütteln.
Der Gartenschlauch spritzte die Mädchen naß, die barfuß um den Range Rover sprangen. Helles Lachen durchschnitt die flimmernde Sommerluft und landete dann in den Pfützen aus Seifenwasser, die sich in der Einfahrt gebildet hatten. Meg schwenkte den Schlauch von Chelsea und Whitney weg auf Gillian, die quietschend die Flucht ergriff.
»Wenn sie so weitermachen«, sagte Charlie, der von der Veranda hinter dem Haus der Duncans aus zusah, »ist dein Wagen erst im Oktober gewaschen.«
Amos schmunzelte nur. »Ist doch egal. Sieh sie dir an.« Gillian drehte sich um, ein Lächeln im Gesicht, das kurze Haar stachelig vom Kopf abstehend. »Dank ihrer Freundinnen ist sie wieder das Mädchen, das sie mal war.«
»Ich weiß, Amos.« Charlie wollte noch mehr sagen, doch er hatte einen Kloß im Hals. Wie oft hatte er hier schon mit seinem alten Freund zusammengesessen, ein Bier getrunken und ihren Töchtern beim Spielen zugeschaut? Wer hätte gedacht, daß die Kinder über Nacht erwachsen werden würden? Er stellte seine Flasche auf die Armlehne des Liegestuhls. »Wie geht’s ihr?«
Amos nahm einen Schluck Bier und verzog das Gesicht. »Sie geht regelmäßig zu Dr. Horowitz, und manchmal muß sie danach weinen, manchmal ist sie wütend, manchmal möchte sie nur allein sein. Sie hat noch immer Alpträume.«
»Herrgott.«
»Ja.« Amos blickte zu seiner Tochter hinüber. »Jede Nacht.«
»Das muß auch für dich hart sein. Alles allein durchzustehen.«
»Nein, ich danke Gott, daß Sharon das nicht mehr erlebt hat. Es hätte sie umgebracht, wenn der Krebs das nicht bereits getan hätte. Ich meine, verdammt, Charlie. Ich bin ihr Vater. Ich bin dafür da, sie zu lieben und auf sie aufzupassen. Wieso also hab ich es nicht verhindern können?« Er blies sachte über die Flaschenöffnung, und ein Klang wie von einer Oboe ertönte. »Ich würde jeden Cent, den ich besitze, dafür hergeben«, sagte Amos leise, »wenn ich es ungeschehen machen könnte.«
Jetzt hatte sich Gilly den Schlauch geschnappt und startete einen Angriff auf ihre Freundinnen. Sie lachte und bespritzte die anderen, bis sie von Kopf bis Fuß durchnäßt waren. In dem Augenblick sah sie aus wie ein ganz normaler Teenager.
Charlie rieb mit
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