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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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so?«
    Chelsea nickte. »Ja, aber viele Leute sehen das nicht so. Als Gillian und Meg und Whit und ich einen Coven gegründet haben, wußten wir, daß wir es für uns behalten müssen. Wir haben uns gedacht, daß die Leute, wenn sie davon erfahren, alles ganz falsch verstehen.« Plötzlich grinste sie. »Mein Gott, Thomas, weißt du, wie gut das tut, jemandem das erzählen zu können?« Sie schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn leidenschaftlich. »Neun von zehn Typen würden jetzt nach meinem Besen suchen oder damit rechnen, daß ich sie mit einem Liebeszauber verzaubere.«
    Plötzlich stutzte Thomas. »Du meinst, du bist –«
    »Eine Paganistin, eine Hexe, wie immer du es nennen willst«, sagte Chelsea. »Wir vier.«
    Seine Hände wanderten nicht mehr über Chelseas Rücken, und plötzlich wurde ihm klar, daß er, selbst wenn sie sich jetzt die Hose vom Leib reißen und sich auf ihn setzen würde, zu abgelenkt wäre, um irgendwas zu tun. Herrgott noch mal, da hatte er ein wunderschönes, halbnacktes Mädchen neben sich und konnte doch nur an den Fall seines Vaters denken.
    In der Stille der Nacht sah der Tatort ganz anders aus. Eulen riefen einander von dunklen Orten am Himmel etwas zu, ein Orchester von Grillen stimmte die Instrumente und kleines Getier tanzte in den Kiefernnadeln zu Jordans Füßen. Er wußte eigentlich gar nicht, warum er hergekommen war. Vielleicht, um sich inspirieren zu lassen? Er hatte zwar mittlerweile eine Strategie für seine Verteidigung, doch sie stand auf wackeligen Beinen. Daß der zeitliche Ablauf im Widerspruch zu den Entfernungsverhältnissen stand, schloß Jack nicht als Täter aus – es legte nur den Gedanken nahe, daß Gillian Duncan irgend etwas verschleierte.
    Wenn Jordan eine Spielernatur wäre, würde er jede Wette eingehen, daß Jack und Gillian Sex miteinander gehabt hatten und daß das Mädchen anschließend Gewissensbisse bekommen und die Geschichte verdreht hatte, um sich von jeder Verantwortung reinzuwaschen. Aber wieso hatten die anderen Mädchen dann nicht die Geräusche ihrer Lust gehört? Wieso erzählte Jack ihm das nicht, wenn es so gewesen war?
    Er sagte, er habe Gillian nicht angerührt. Und außerdem war es merkwürdig, daß die anderen Mädchen, die doch dabei gewesen waren, angeblich nichts mitbekommen hatten – einen Blick, ein Lächeln, eine flüchtige Berührung zwischen Gillian und Jack, alles Anzeichen für eine mögliche erotische Anziehung. Doch keine einzige von ihnen hatte es erwähnt. Wollten sie ihre Freundin schützen? Oder stimmte es einfach, daß Jack – wie er behauptete – keinen Sex mit Gillian gehabt hatte?
    Entweder war Jack ein Lügner, der ein brutales Verbrechen begangen hatte – sehr schnell und leise – oder Gillian log … und es war nicht das geringste passiert.
    Im Baum über Jordans Kopf blickten die großen, gelben Augen einer Eule ihn weise an. Jordan legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel. Sein Blick fiel auf etwas Kleines, das an einem Ast silbern funkelte, ein Stern, der herabgefallen war und sich im Baum verfangen hatte. Neugierig stand Jordan auf und klopfte sich den Hosenboden ab. Auf Zehenspitzen reichte er so eben an das glitzernde Etwas heran.
    Verdammt. Es hing fest. Mit zusammengebissenen Zähnen packte er das Ende fester und zog mit aller Kraft daran.
    Ein schmales Stück silbernes Band löste sich. »Was zum –«
    Bänder und kleine Säckchen. Gruseliges Zeugs .
    Bänder .
    Jordan rannte so schnell er konnte den fünfzig Meter langen Pfad zu seinem Wagen und fuhr dann auf direktem Weg zum Gefängnis von Carroll County.
    »Denken Sie nach!« befahl Jordan.
    Jack tigerte in dem kleinen Raum auf und ab. »Ich hab Ihnen doch schon alles gesagt«, erwiderte er. »Ich erinnere mich an die Bänder. Sie waren an die Äste eines Baumes gebunden. Und die Enden flatterten frei.«
    Es hörte sich völlig unglaublich an. Ja, Jordan hätte sich nach wie vor eine spöttische Bemerkung nicht verkneifen können, wenn er nicht zufällig ein Stück silbernes Band in der Tasche hätte. »Wie Luftschlangen auf einem Schulball?«
    »Wie ein geschmückter Baum«, stellte Jack klar. »Ein Maibaum.«
    »Die Sachen, die an diesem Baum hingen … war das irgendwelcher Schmuck?«
    »Kein Weihnachtsbaumschmuck, wenn Sie das meinen. Eher wie diese kleinen Beutel, die Frauen zwischen ihre Wäsche legen.«
    »Und Gillian Duncan war nackt«, sagte Jordan.
    Jack nickte. »Zwei andere Mädchen hatten die Blusen ausgezogen,

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