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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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ein Schild, der sein Herz bedeckte, aber es nicht hatte schützen können.
    »Mist«, entfuhr es Jordan. »Sie waren schneller.«
    Selena blickte blinzelnd gegen die Sonne auf die Stufen des Gerichtsgebäudes, wo es vor Kameras und Fernsehreportern nur so wimmelte. »Gibt es einen Hintereingang?«
    Er stellte den Motor ab. »Ich muß mich ihnen stellen, das weißt du.« Sie stiegen aus dem Wagen, Selena strich ihre Strumpfhose glatt und Jordan zog sein Jackett an. »Bist du bereit?«
    Die Reporter kamen Jordan wie ein Schwarm Schmeißfliegen vor. Er setzte ein Lächeln auf und bahnte sich einen Weg durch das Gedränge die Stufen hinauf. »Mr. McAfee«, rief eine Reporterin. »Rechnen Sie mit einem Freispruch?«
    »Absolut«, erwiderte Jordan glatt.
    »Wie wollen Sie die Tatsache entkräften, daß Ihr Mandant einschlägig vorbestraft ist?«
    »Kommen Sie mit rein«, sagte Jordan grinsend. »Dann werden Sie’s sehen.«
    Die Presse liebte ihn. Er war großspurig, fotogen und schlagfertig. Er schob sich an den Kameras und Mikrofonen vorbei und fragte sich, wie weit Selena hinter ihm war.
    Auf der letzten Stufe stellte sich ihm eine Frau in den Weg. »Mr. McAfee«, brüllte sie, »wissen Sie, daß im letzten Jahr allein in den Vereinigten Staaten 132 000 Frauen Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet haben – und daß sich die Zahl, wenn man die Dunkelziffer dazurechnet, auf 750 000 erhöht?«
    »Ja, das weiß ich«, sagte Jordan und blickte ihr unverwandt in die Augen. »Aber mein Mandant hat niemanden vergewaltigt.«
    Jack saß in einer kleinen Zelle im Untergeschoß des Gerichtsgebäudes und starrte auf den Boden zwischen seinen Schuhen, ohne zu merken, daß sein Anwalt eingetreten war. »Jack«, sagte Jordan leise.
    Er war verblüfft, wie adrett Jack aussah. Doch dann fiel ihm ein, daß Jack ein solches Outfit praktisch mit in die Wiege gelegt worden war: teure Blazer und Krawatten und schicke Schuhe. Jordan schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln. »Alles klar?«
    »Ich denke, ja.«
    »Ich muß Ihnen nicht erklären, was Sie erwartet. Sie haben das ja schon einmal durchgemacht. Sie werden jede Menge Mist zu hören bekommen, aber für Sie ist vor allem wichtig, daß Sie die Ruhe bewahren. Wenn Sie aus der Haut fahren, ist das für die Staatsanwaltschaft ein gefundenes Fressen: der Beweis, daß Sie ein unkalkulierbares Gewaltpotential haben.«
    »Ich fahr schon nicht aus der Haut.«
    »Und denken Sie dran, wir kommen immer als letztes zum Zug«, sagte Jordan. »Das ist das Beste an der Verteidigung.«
    »Und ich hab immer gedacht, das Beste für Sie wäre, daß Sie sich mit wirklich faszinierenden Menschen verbrüdern können.«
    Ein verblüfftes Lachen perlte aus Jordans Mund, doch als der Anwalt aufblickte, sah er, daß Jack ihn anstarrte, ernst und eindringlich. »Wußten Sie, daß die durchschnittliche Strafdauer für Gewalttäter sich auf einhundertfünf Monate beläuft?«
    Jack schnaubte. »Wer sagt das denn?«
    »Die Justizstatistik. Letztes Jahr wurden eine Million erwachsene Straftäter verurteilt.«
    »Vielleicht sind es dieses Jahr 999 999.«
    Es herrschte beklommenes Schweigen. Jordan seufzte. »Eine Sache muß ich doch noch ein allerletztes Mal ansprechen, Jack. Sie haben mir nicht viel an die Hand gegeben, womit ich arbeiten kann. Aber unter den Geschworenen sitzen sechs Männer, und jeder einzelne von ihnen hat es schon einmal erlebt, daß er mit einer Frau herumgeknutscht hat, bis sie es sich im letzten Moment anders überlegt hat. Wenn wir die Verteidigung darauf aufbauen, daß Sie die Zustimmung des Opfers unterstellt haben, stehen unsere Chancen gut.« Er beugte sich vor. »Sind Sie absolut sicher, daß Sie es nicht mit dieser Strategie versuchen wollen?«
    Jack verschränkte die Hände zwischen den Knien. »Jordan, tun Sie mir einen Gefallen?«
    Der Anwalt nickte, und Jack sah ihn an, mit kalten Augen. »Fragen Sie mich das nie wieder.«
    Matt griff nach den Unterlagen in seiner Aktentasche und stellte fest, daß sie durch die getrockneten Überreste eines zermatschten Kekses zusammengeklebt waren. Kopfschüttelnd machte er sich daran, die einzelnen Blätter vorsichtig voneinander zu lösen.
    »Oha.« Jordan McAfee verzog das Gesicht, als er am Tisch des Staatsanwalts vorbeikam. »Das letzte Mal habe ich so eine Schweinerei auf der Uni gesehen; da hatte ein Kommilitone in die Aktentasche des Richters gekotzt, bei dem er sein Praktikum machte.«
    »Bestimmt ein Freund von Ihnen«, sagte

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