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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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wollte die richtige Antwort geben. Sie wollte dem Staatsanwalt in die Augen sehen und ihm sagen, daß er den falschen Mann angeklagt hatte, daß der Jack, den sie kannte, dieses entsetzliche Verbrechen nicht begangen hatte. Sie wollte ihn retten, so wie er sie gerettet hatte.
    Addie hob das Gesicht und sagte: »Nein, er war bei mir.«
    Der Staatsanwalt wandte sich ihr zu. »Wie bitte?«
    »Er war bei mir«, wiederholte Addie mit kräftigerer Stimme. »Er war die ganze Zeit bei mir.«
    Houlihans Augen verengten sich. »Sie stehen unter Eid, Miss Peabody. Meineid ist strafbar.«
    Ihre Augen glänzten feucht. »Er war bei mir.«
    »Wirklich«, sagte der Staatsanwalt. »Wo?«
    Addies Hände glitten über ihr Herz, als könnten sie so verhindern, daß es brach. »Genau hier.«
    »Was haben Sie gedacht, als die Polizei kam, um Jack zu verhaften?«
    Auf Jordans Frage hin blickte Addie auf. »Ich wußte eigentlich nicht, was ich denken sollte. Ich war nicht in der besten Verfassung.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich stand unter Schock. In der Stadt hatte es Gerüchte gegeben …«
    »Gerüchte?«
    »Daß Jack im Gefängnis gewesen war.«
    »Hatte er Ihnen erzählt, daß er wegen eines Sexualdelikts verurteilt worden war?«
    »Er hat mir erzählt, daß ein junges Mädchen ihn zu Unrecht beschuldigt hatte, eine intime Beziehung zu ihr zu haben. Eine Schülerin von ihm. Und daß er sich auf den Rat seines Anwalts hin auf ein Schuldbekenntnis eingelassen hatte, weil er so nur die Mindeststrafe absitzen mußte und die ganze Geschichte hinter sich lassen konnte.«
    Jordan runzelte die Stirn. »Aber er hat ausdrücklich gesagt, er sei nicht schuldig gewesen?«
    »Immer und immer wieder«, erwiderte Addie.
    »Und Sie haben ihm geglaubt?«
    »Hundertprozentig«, schwor sie. »Aber so viele Leute im Ort haben … na ja, sich wie die Geier verhalten, nur darauf gewartet, sich auf ihn stürzen zu können. Und ich hatte mich inzwischen wohl so daran gewöhnt, daß alle Leute nur das Schlimmste von Jack erwartet haben, daß ich zunächst … genauso gedacht habe wie sie, als die Polizei kam.« Sie runzelte die Stirn. »Erst als ich danach richtig in mich gegangen bin, habe ich gedacht, Die haben Jack verhaftet . Jack. Da wußte ich, daß er unmöglich zu dem fähig wäre, was ihm vorgeworfen wurde.«
    »Miss Peabody, Sie haben gesehen, wie Jack in der fraglichen Nacht von fünf Männern zusammengeschlagen wurde?«
    »Ja.«
    »Hat er sich gewehrt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er war ohnmächtig.«
    »Haben Sie die Polizei verständigt?« fragte Jordan.
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    Addie blickte Matt Houlihan an, dann die Richterin. Sie beugte sich zur Richterbank vor und flüsterte Althea Justice etwas zu, die daraufhin nickte.
    »Ich habe die Polizei nicht verständigt«, sagte Addie, »weil ich dachte, jemand von der Polizei könnte dabeigewesen sein.«
    Als die Sitzung für den Tag beendet war, reichte Jordan seine Aktentasche Selena auf der Zuschauerbank. »Versuchen Sie, sich etwas auszuruhen«, sagte er zu Jack. Der Wachmann legte Jack die Handschellen an und führte ihn ins Untergeschoß, dann durch einen Tunnel, der das Gerichtsgebäude mit dem Gefängnis verband. Sobald sie die Sicherheitstür passiert hatten, übernahm ein Vollzugsbeamter Jacks Verwandlung in einen Untersuchungshäftling und brachte ihn in einen kleinen Raum, wo Jack sich ausziehen mußte. »Wir lassen Ihre Sachen reinigen und bügeln«, witzelte der Beamte und legte Jacks Hose zusammen. Sobald Jack nackt war, untersuchte der Beamte bei ihm sämtliche Körperöffnungen, um sicherzugehen, daß Jack nichts in die Strafanstalt geschmuggelt hatte.
    Jack St. Bride war jetzt ein anderer Mann als der, der zwei Monate zuvor in Untersuchungshaft gekommen war. Sein Gesicht war ausdruckslos und leer wie bei jedem anderen Gefangenen. Er zog sich seine Zivilkleidung aus wie eine Schlange, die sich häutet, als wüßte er, daß sie ihm in der nächsten Phase seines Lebens nicht mehr passen würde. Während der demütigenden Leibesvisitation schloß Jack die Augen und tat, wie ihm geheißen.
    All das machte ihm nichts mehr aus. Er hatte die Gesichter der Männer und Frauen auf der Geschworenenbank gesehen – wie sie mit Gillian Duncan geweint hatten, die schrägen Blicke, mit denen sie ihn durchbohrten, überzeugt, er würde sie nicht spüren können. Er hatte gesehen, wie sein eigener Anwalt den Gerichtssaal verließ, nach Hause in sein eigenes Leben – in dem es

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