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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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sagen, ob Gillian gelogen hat?«
    Dr. Paulson schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Whitney O’Neill war ein Nervenbündel. Sie kaute unablässig an den Fingernägeln, so daß Jordan jeden Moment damit rechnete, daß ihre Finger anfingen zu bluten. Es war ein reines Wunder, daß sie die Befragung durch den Staatsanwalt überhaupt überstanden hatte. »Sie haben also, zehn Sekunden nachdem Sie die Lichtung zusammen mit Meg und Chelsea verlassen hatten, nach Gillian gerufen?« sagte Jordan, um den Punkt eindeutig klarzustellen.
    Whitney kaute auf der Unterlippe. »Ja, aber sie hat nicht geantwortet.«
    »Und bevor sie losgegangen ist, hat niemand von Ihnen vorgeschlagen, sie sollte bei Ihnen bleiben? Weil das sicherer wäre?«
    »Nein«, sagte Whitney.
    »Nachdem Sie nach Gillian gerufen haben, wie lange hat es dann gedauert, bis sie zu Ihnen gerannt kam?«
    »Hmm, vielleicht fünfzehn Minuten.«
    Jordan ging zu der Karte, die Matt mitgebracht hatte. »Wissen Sie, wie weit es vom Rand des Friedhofs bis zu der Stelle ist, wo Sie das Feuer gemacht habt?«
    »Nein.«
    »Zweiundfünfzig Meter, Miss O’Neill. Das entspricht der halben Länge eines Football-Feldes.« Jordan trat einige Schritte vor. »Haben Sie eine Vorstellung, wie langsam man gehen muß, um fünfzig Meter in fünfzehn Minuten zurückzulegen?«
    »Ich, äh, vielleicht –«
    »Selbst wenn man mit verbundenen Augen auf allen vieren rückwärts kriecht, braucht man höchstens fünf Minuten.«
    »Einspruch«, seufzte Matt. »Er schikaniert meine Zeugin.«
    »Etwas behutsamer bitte, Mr. McAfee«, sagte die Richterin.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Jordan zu dem Mädchen, aber es war nicht zu übersehen, daß es ihm nicht besonders leid tat.
    »Vielleicht waren es ja nicht genau fünfzehn Minuten«, flüsterte Whitney.
    »Soll das heißen, daß Sie gerade gelogen haben? Unter Eid?«
    Whitney wurde blaß. »Nein. Ich meine, es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Oder wie knapp fünfzehn Minuten.«
    Jordan zuckte die Achseln. »Wie wär’s mit einem Kompromiß? Sagen wir, es hat zehn Minuten gedauert. Einverstanden?«
    Das Mädchen nickte heftig.
    »In den zehn Minuten, die Sie gebraucht haben, um die zweiundfünfzig Meter zu gehen, war Ihre Freundin angeblich zweiundfünfzig Meter entfernt und wurde vergewaltigt.
    Glauben Sie nicht, Sie hätten bei der extrem kurzen Entfernung irgend etwas davon hören müssen?«
    Whitney schluckte. »Ich habe nichts gehört. Es war zu weit weg.«
    »Sie haben Ihre Freundin nicht rufen hören?«
    »Nein.«
    »Sie haben keine Zweige brechen hören? Oder Kampfgeräusche?«
    »Nein.«
    Jordan sah sie einen Augenblick lang an. Dann bat er um Erlaubnis, an die Richterbank zu treten. »Euer Ehren, ich würde gern etwas demonstrieren.«
    »Ich protestiere«, sagte Matt. »Es ist absolut unangemessen, daß Mr. McAfee die Geschehnisse der fraglichen Nacht hier nachstellt.«
    Die Richterin blickte von einem Anwalt zum anderen, dann auf die Zeugin, die zusammengekauert dasaß. »Wissen Sie was, Mr. Houlihan, ich werde es zulassen. Bitte sehr, Mr. McAfee.«
    Jordan ließ sich von Selena, die auf einer Zuschauerbank saß, einen Zollstock geben. »Ich werde jetzt genau zweiundfünfzig Meter abmessen«, erklärte er. Er schritt Meter für Meter den Mittelgang hoch, durch die Doppeltür und in die Eingangshalle. Das Gemurmel im Saal verstummte, als er seinen Weg fortsetzte, vorbei an den Stühlen des Wartebereichs, dem Büro des Gerichtssekretariats und den Getränkeautomaten. Schließlich klopfte er mit dem Zollstock auf den Boden und spähte den Gang hinunter durch die Tür des Gerichtssaals zum Zeugenstand. »Miss O’Neill«, rief er, »können Sie mich hören?«
    Er sah, wie sie nickte, sah, wie ihre Lippen das Wort Ja formten.
    Jordan kehrte zurück in den Saal. »Danke«, sagte er. »Das wäre alles.«
    Whitney wollte schon aufstehen, um möglichst schnell aus dem Zeugenstand zu kommen. Doch Matt war aufgesprungen, wütend. »Ich möchte meine Zeugin noch einmal befragen, Euer Ehren«, bellte er. »Miss O’Neill, haben Sie eben gehört, was Mr. McAfee Ihnen aus zweiundfünfzig Metern Entfernung zugerufen hat?«
    »Ähm, ja.«
    Matt deutete auf den hinteren Teil des Gerichtssaals. »Wenn Mr. McAfee in zweiundfünfzig Metern Entfernung von einem Mann zu Boden gedrückt worden wäre, der ihm die Hand auf den Mund gepreßt hätte, und wenn Mr. McAfee sich mit aller Kraft gegen eine Vergewaltigung zur Wehr gesetzt hätte, glauben Sie,

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