Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
gefühlvoll wie sie konnte. »Das mit meiner Aussage – das tut mir so leid. Aber was hätte ich denn gegen die Vorladung machen können?« Sie schloß die Augen. »Ich hätte einfach lügen sollen, als Charlie dich verhaftet hat.«
    »Addie«, sagte Jack mit schmerzlich ruhiger Stimme. »Ich liebe dich nicht.«
    Man kann an dem stabilsten Stuhl festgeschnallt sein und trotzdem das Gefühl haben, daß die Erde unter einem nachgibt. Addies Hände umklammerten die Tischkante. Wo war der Mann, der ihr gesagt hatte, sie sei das strahlende Licht, das ihn durch diese Hölle geleite? In welchem banalen Augenblick zwischen gestern und jetzt hatte sich alles verändert?
    Manchmal, wenn ich denke, ich drehe hier durch, stell ich mir vor, ich bin bereits draußen .
    Tränen brannten ihr in den Augen, kleine, heiße Pfeile. »Aber du hast doch gesagt –«
    »Ich sage so einiges«, sagte Jack bitter. »Aber du hast ja gehört, was der Staatsanwalt gesagt hat. Nicht alles, was ich sage, ist wahr.«
    Sie wandte den Kopf zu dem einzigen Fenster, ein winziges Quadrat schmutziges Glas fast unter der Decke. Sie hielt die Augen weit aufgerissen, um nicht vor Jack zu weinen. Und vielleicht war das der Grund, warum sie plötzlich eine klare Vision von ihrem Vater hatte, von vor vielen Jahren, nachdem ihre Mutter gestorben war.
    Eines Tages hatte sie ihn im Wohnzimmer angetroffen, ausnahmsweise nüchtern, umgeben von einem Wust von Papieren. Er hatte ihr eine Schachtel mit irgendwelchem Schnickschnack gegeben. »Hier ist mein Testament drin. Und ein paar … Sachen, die du haben sollst. Der erste Brief, den ich deiner Mom geschrieben habe, mein Orden aus dem Koreakrieg.«
    Addie hatte in der Schachtel herumgekramt und ihre Finger waren kalt und steif geworden. Es waren Sachen darin, die man aufbewahrt, wenn jemand gestorben war – wie ihr Vater es nach der Beerdigung ihrer Mutter getan hatte, wie Addie es vor gar nicht so langer Zeit mit Chloes Sachen getan hatte. Addie sah, wie ihr Vater seine schöne, goldene Uhr in die Schachtel legte, und sie begriff: Er brachte seine Sachen in Ordnung, damit sie es nicht würde tun müssen.
    »Du stirbst nicht«, hatte Addie zu ihm gesagt und ihm die Schachtel zurück in die Hände geschoben.
    Roy hatte geseufzt. »Aber es könnte bald soweit sein.«
    Jetzt richtete Addie langsam wieder den Blick auf Jack. Er hatte nichts, was er ihr hätte geben können: kein Testament, keine Orden, keine Erinnerungen. Aber er gab ihr ihr Herz zurück, um jede Verbindung zu kappen, wenn er aus ihrem Leben trat.
    »Nein«, sagte sie mit fester Stimme.
    Jack sah sie verständnislos an. »Wie bitte?«
    »Du solltest dich schämen. Mir einfach so ins Gesicht zu lügen. Verdammt noch mal, Jack. Wenn du unsere Beziehung wirklich beenden wolltest, hättest du dir was Überzeugenderes einfallen lassen müssen. Zum Beispiel … daß du nicht gut genug bist für mich. Oder daß du nicht willst, daß ich das alles hier durchmache. Aber mir zu sagen, daß du mich nicht liebst … nein, das kauf ich dir nicht ab.«
    Sie beugte sich vor, zielte mit ihren Worten direkt auf sein Herz. »Du liebst mich. Das weiß ich. Und verdammt, ich bin es satt, von den Menschen, die mich lieben, verlassen zu werden, bevor ich bereit bin, sie gehen zu lassen. Das passiert mir nicht noch mal.« Sie stand auf, wütend und entschlossen. Dann ging sie zur Tür, wo ein Wärter stand, und Jack mußte den Schlag verdauen, verlassen worden zu sein.
    »Nun schlaf endlich«, sagte Selena, »sonst bist du morgen zu nichts zu gebrauchen.«
    Zwei Uhr morgens, und sie lagen nebeneinander im Bett und starrten an die Decke. »Ich weiß«, gab Jordan zu.
    »Du bist ja total verspannt.« Sie stützte sich auf einen Ellbogen. »Kaum zu glauben, nach dem, was wir gerade gemacht haben.«
    »Ich kann nichts dafür. Ständig klingt mir in den Ohren, wie Houlihan den Geschworenen genüßlich unterbreitet, weswegen Jack schon mal im Gefängnis war.«
    Selena überlegte einen Moment. »Dann bring ich dich jetzt auf andere Gedanken.«
    »Selena, ich bin zweiundvierzig. Du bringst mich noch ins Grab.«
    »Du denkst auch immer nur an das eine, McAfee.« Sie setzte sich in den Schneidersitz und legte sich die Bettdecke um wie ein Medizinmann sein Schultertuch. »Hör zu. Ein Mann wird verklagt, weil der Postbote bei ihm zu Hause auf der vereisten Zufahrt ausgerutscht ist und sich den kleinen Finger gebrochen hat. Zwei Tage später erhält er vom Scheidungsanwalt seiner

Weitere Kostenlose Bücher