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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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damit, daß irgend etwas für ihn dabei war – na ja, ab und an erhielt er Werbung für eine Kreditkarte und noch immer diese verdammte Pfadfinderzeitschrift, die er schon mit zwölf Jahren abbestellt hatte und die ihn trotz mehrerer Umzüge unerbittlich verfolgte wie ein Spukgespenst –, aber wenn man fünfzehn war und die Wahl hatte zwischen nicht mehr ganz frischen Cornflakes zum Frühstück, der Lektüre für die nächste Englischstunde und dem Gang zum Briefkasten, um die Post zu holen, dann trug letzteres spielend den Sieg davon.
    Jordan und Thomas McAfee .
    Der Umschlag war leicht und dick, und Thomas mußte unwillkürlich daran denken, wie sein Vater einmal eine tote Maus mit der Post geschickt bekommen hatte, weil sein Mandant, eine Mitglied der Mafia, verurteilt worden war; das grausige Präsent stammte von dessen Bruder. Beklommen öffnete Thomas den Umschlag, schüttelte ihn, und ein kleines Heft fiel ihm in die Hände.
    Er runzelte die Stirn. Ein schwarzweißes Schulheft war an sich nichts Besonderes. Aber das hier war wie ein Geburtstagsgeschenk mit einem glitzernden Silberband umwickelt. Vorne drauf standen die Worte ›Buch der Schatten‹. Thomas löste die Schleife und schlug das Heft auf. ›Wie man sich Geld beschert. Liebeszauber Nr. 35‹. Die Einträge waren angeordnet wie Kochrezepte – Zutaten gefolgt von Anleitungen. Sie waren mit der Hand geschrieben, aber mit unterschiedlicher Schrift, als wären mehrere Personen daran beteiligt gewesen. Auf den Rändern waren kurze Notizen und lustige Gesichter, wie er sie selbst auf seine Schulbücher malte, wenn er sich im Unterricht langweilte.
    Ein längerer Eintrag: ›Imbolg, 1999‹. Es sah aus wie ein Theaterstück für vier Darsteller, die alle einen Text hatten. Aber das, was sie sagten, taten … so etwas hatte Thomas noch nie zuvor gesehen. Mit zusammengezogenen Brauen fing er an zu lesen.
    »Sie verstehen also, wie wichtig Ihre Antworten sind«, murmelte Jordan, während er nervös die Frau an seiner Seite betrachtete. Mit ihrem wüsten Silberhaar und den Jesuslatschen, den silbernen Armreifen und schwingenden Ohrringen wirkte sie ein wenig fehl am Platze – eher jemand, den man bei einem Grateful-Dead-Konzert erwarten würde als in einem Zeugenstand.
    »Absolut, Mr. McAfee«, sagte Starshine. Sie griff in ihre Tasche und holte ein blaues Stoffsäckchen hervor, das mit einem lila Faden zugebunden war. »Würden Sie das bitte Ihrem Mandanten geben?«
    »Jack? Was ist das denn?«
    »Eine Art Talisman. Nur etwas Lorbeer, High-Joan-Wurzel, Johanniskraut und Eisenkraut. Ach ja, und ein paar Pinienkerne, etwas Tabak und Senfkörner, nur für alle Fälle. Und natürlich ein Bild von einem offenen Auge.«
    »Natürlich«, wiederholte Jordan schwach.
    »Damit Justitia ein wohlwollendes Auge auf ihn wirft.«
    Was sollte er dazu sagen? Jordan steckte das Säckchen in seine Brusttasche wie ein Taschentuch, und Starshine nahm im Zeugenstand Platz.
    Sogleich hatte sie die volle Aufmerksamkeit der Geschworenen.
    Starshine schob eine Hand aus dem langen, weiten Ärmel und berührte die Bibel. »Ich schwöre, die Wahrheit zu sagen, die volle Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe.« Sie lächelte. »Und die Göttin.« Dann wandte sie sich an die Richterin. »Noch einen Moment bitte, ja?«
    Richterin Justice hatte es offenbar die Sprache verschlagen. Mit einem Wink gab sie ihre Genehmigung.
    Starshine griff in eine Hanftasche, die sie dabei hatte, und förderte eine Thermosflasche, eine grüne Kerze, ein Päckchen Zucker und ein Gewürzfläschchen mit der Aufschrift SAFRAN zutage.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, knurrte Matt Houlihan. Dann lauter. »Einspruch, Euer Ehren.«
    »Stattgegeben«, sagte die Richterin. »Ma’am, ich muß Sie fragen, was Sie da machen.«
    Doch die Frau schwankte jetzt leicht, die Arme ausgebreitet und die Augen geschlossen. »Ich sammele bloß Energie, Euer Ehren«, erwiderte Starshine. »Ich wirke einen Schutzraumzauber.«
    »Wie bitte?«
    »Darf ich den Stuhl drehen? Ich muß nach Süden blicken.«
    Am Tisch der Verteidigung vergrub Jordan das Gesicht in den Händen.
    Die Richterin gab die Frage weiter an den Staatsanwalt, der sich ein Lächeln abrang. »In Gottes Namen«, sagte Matt.
    »Wenn wir einen Schutzraumzauber brauchen, dann brauchen wir eben einen.«
    Starshine zündete die Kerze an, goß etwas von der Flüssigkeit aus der Thermosflasche in den dazugehörigen Becher. »Das ist bloß

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