Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult

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wehren, wie er sie letztes Jahr nicht gehabt hatte. »Verschwinde«, sagte er, und seine Brust hob und senkte sich, »und bleib mir vom Hals.«
    Doch Gillian Duncan, die stets bekommen hatte, was sie wollte, und noch mehr dazu, packte ihn. »Ich habe einen Zauber gewirkt«, sagte sie. »Du bist zu mir gekommen.«
    »Du bist zu mir gekommen«, korrigierte Jack. »Und ich gehe jetzt.« Er gab Gillian einen Schubs, sie fiel der Länge nach hin, und er lief den Pfad hinunter, so weit und so schnell, daß es ihm zum erstenmal seit Monaten gelang, die Vergangenheit hinter sich zu lassen .
    »Jack«, sagte Jordan. »Haben Sie Gillian Duncan in der Nacht vom dreißigsten April auf den ersten Mai vergewaltigt?«
    »Nein.«
    »Wie ist Ihre Haut unter ihre Fingernägel gelangt?«
    »Sie hat versucht, mich festzuhalten, als ich versucht habe wegzukommen. Sie hat mit ihren Händen nach mir gegriffen. Und als sie … mich geküßt hat, hat sie die Finger über meine Kopfhaut gezogen.«
    »Woher stammte der Kratzer auf Ihrer Wange?«
    »Von einem Ast, als ich durch den Wald gelaufen bin. Ich hatte ihn schon, bevor ich zu der Lichtung kam.«
    »Wie ist Ihr Blut auf Gillian Duncans Bluse gelangt?«
    »Sie hat mit der Bluse meine Wange betupft.«
    Jordan verschränkte die Arme. »Können Sie sich vorstellen, wie schwierig es für die zwölf Leute da sein wird, Ihre Geschichte zu glauben?«
    »Ja.« Er ließ den Blick über die Geschworenen schweifen, zwang sie, genau zuzuhören. »Ich könnte Sie belügen und Ihnen eine Geschichte erzählen, die leichter zu verdauen ist … zum Beispiel, Gillian Duncan und ich sind intim geworden, und sie hat es sich im letzten Moment anders überlegt … aber so ist es nicht gewesen. Es ist so gewesen, wie ich es Ihnen erzählt haben. Ich habe Gillian Duncan nicht vergewaltigt.«
    »Wieso sollte sich Gillian so eine Geschichte ausdenken?«
    »Das weiß ich nicht. Ich kenne sie kaum, auch wenn sie etwas anderes erzählt hat. Aber wenn ich siebzehn wäre und im Wald erwischt würde, wie ich Sachen mache, die mein Vater auf keinen Fall erfahren darf, könnte ich mir vorstellen, daß ich die Tatsachen auch verdrehen würde. Und wenn ich es richtig schlau anstelle, würde ich mir eine Geschichte ausdenken, die die Glaubwürdigkeit desjenigen zerstört, der mich erwischt hat, so daß niemand ihm glaubt, auch wenn er die Wahrheit erzählt.«
    Jack sah seinem Anwalt in die Augen. Besser , teilte Jordan ihm wortlos mit, können wir es nicht machen . »Ihr Zeuge«, sagte er und lieferte Jack dem Staatsanwalt aus.
    Matt mußte sich beherrschen, um nicht laut loszulachen. Eine schlechtere Verteidigung hatte er sein Lebtag noch nicht zu hören bekommen, und er war überzeugt, daß er auch dann noch gewinnen würde, wenn er von jetzt an Swahili sprach. »Bänder, Kerzen, nackte Mädchen … sind Sie sicher, Mr. St. Bride, daß Sie keine rosa Elefanten ausgelassen haben?«
    »Ganz sicher, daran hätte ich mich bestimmt erinnert«, erwiderte Jack trocken.
    »Aber Sie sagen selbst, daß das schwer zu glauben ist.«
    »Ich bin nur ehrlich.«
    »Ehrlich.« Matt schnaubte, damit Jack wußte, was er von der Bemerkung hielt. »Sie haben ausgesagt, daß Sie stark angetrunken waren. Wie können Sie da so sicher sein, daß Ihre Erinnerung Sie nicht trügt?«
    »Ich weiß es, Mr. Houlihan.«
    »Ist es nicht möglich, daß Sie … sinnlos betrunken, wie Sie waren … Miss Duncan vergewaltigt und die Tat dann aus Ihrem Gedächtnis ausgeblendet haben?«
    »Wenn ich so betrunken gewesen wäre, daß ich ein Blackout hatte«, entgegnete Jack, »wäre ich bestimmt auch zu betrunken gewesen, Geschlechtsverkehr auszuüben.«
    Matt wandte sich um, überrascht über den Fehdehandschuh, den der Angeklagte ihm zugeworfen hatte.
    »Ihrer Theorie nach ist Gillian Duncan also hysterisch schluchzend aus dem Wald gestürzt, hat dann behauptet, Sie hätten sie vergewaltigt, hat sich im Krankenhaus einer unangenehmen ärztlichen Untersuchung unterzogen und diverse Proben als Beweismittel entnehmen lassen, hat sich den unerfreulichen Fragen der Polizei gestellt und ist dann hierhergekommen, um den Geschworenen, wildfremden Menschen, in allen intimen Einzelheiten zu erzählen, wie Sie sich an ihr vergangen haben … weil sie Angst vor ihrem Vater hatte?«
    »Ich weiß es nicht. Ich sage Ihnen nur, was passiert ist.«
    »Na schön«, sagte Matt. »Ihre Erklärung dafür, warum Ihre Haut unter Miss Duncans Fingernägeln gefunden wurde, lautet …