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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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zurückgekommen war, hatte er sie kaum gesehen.
    Wes hatte Charlie erzählt, daß Addie und Jack eine Beziehung hatten … und er nahm es Addie kein bißchen übel. Menschen täuschten sich nun mal in anderen – Charlie konnte ein Lied davon singen. Und jetzt würde er in das Haus gehen und Jack St. Bride vor ihren Augen verhaften müssen.
    Er stellte sich die Bestürzung auf ihrem Gesicht vor, sobald sie ihn mit gezückter Dienstmarke vor ihrer Tür stehen sehen würde. Er mußte daran denken, wie er sie auf der High-School erlebt hatte: bedrückt und still und in sich gekehrt.
    Charlie seufzte. »Gehen wir«, sagte er und stellte den Motor ab.
    Beim Frühstück wurde Addie klar, daß sie ohne weiteres den Rest ihres Lebens mit Jack St. Bride verbringen könnte. Als sie ihm ein Glas Orangensaft eingoß, legte er ihr ganz selbstverständlich den Arm um die Taille, und als sie ihm dann gegenüber saß, war der Raum zwischen ihnen ausgefüllt mit der behaglichen Ruhe zweier Menschen, die einander sicher sind und wissen, daß sich daran in den nächsten Jahren nichts ändern wird.
    Plötzlich blickte er auf und lächelte. »Was ist?«
    »Nichts.«
    »Und wieso wirst du dann rot?« sagte Jack lachend. »Du guckst, als wolltest du mich gleich nach den Cornflakes vernaschen.«
    Addie zog eine Augenbraue hoch. »Du hattest schon mal schlechtere Ideen.«
    »Wir müssen los. Im ›Diner‹ warten hungrige Mäuler auf uns.« Doch dann zog er sie zu sich herüber. »Die gibt es hier allerdings auch.«
    Er fing an, ihren Hals und das kleine Muttermal hinter ihrem Ohr zu küssen, und Addie hörte Musik. Kleine, klingelnde Silberglöckchen, wie Engel sie an den Flügeln haben. Doch plötzlich merkte sie, daß das Geräusch real war und von der Türglocke kam.
    Vor der Haustür stand Charlie Saxton, direkt hinter ihm Wes Courtemanche. Addie starrte die Polizisten an und spürte, wie das Leben aus ihr entwich. »Charlie«, sagte sie steif. »Was kann ich für dich tun?«
    Sein Gesicht war rot, und er konnte ihr nicht in die Augen blicken. »Ich möchte zu Jack St. Bride.«
    Addie spürte eine sanfte Berührung am Oberarm, als Jack neben sie trat. »Ja bitte?«
    Charlie wedelte mit einem Blatt Papier und steckte es in seine Jackentasche. »Mr. St. Bride, ich habe einen Haftbefehl gegen Sie. Sie stehen unter Verdacht, gestern nacht eine schwere Sexualstraftat an Gillian Duncan begangen zu haben.«
    Addie spürte, wie ihr ganzer Körper anfing zu zittern.
    » Was? « rief Jack. »Ich war gestern nacht nicht mal in der Nähe von Gillian Duncan! Das ist doch verrückt!« Er blickte wild um sich, richtete dann die Augen fest auf Addie. »Sag’s ihnen«, sagte er. »Sag ihnen, daß das nicht stimmt.«
    Er war’s nicht , dachte Addie. Und gleich darauf: Er war gestern abend nicht bei mir. Er war betrunken. Wir hatten Streit .
    Es könnte sein, daß er Gillian Duncan das angetan hat, was auch mir einmal angetan wurde .
    Jack mußte gesehen haben, wie der Hauch eines Zweifels über ihr Gesicht huschte, bevor es ihr gelang, die Lippen zu bewegen. »Er war es nicht«, flüsterte sie, doch da hatte Jack sich schon abgewandt.
    »Wir müssen Sie mit aufs Revier nehmen«, sagte Charlie. Er trat zurück, und Wes legte Jack die Handschellen an, bevor er ihn unsanft aus der Tür zog und zum wartenden Polizeiwagen brachte.
    Addie war plötzlich speiübel, und sie hätte sich am liebsten ins Bett verkrochen, um zu sterben. Sie wollte Jack St. Bride nie im Leben wiedersehen. Sie wollte ihn umarmen und ihm sagen, daß sie ihm glaubte.
    Sie war so aufgewühlt, daß sie erst einen Augenblick später merkte, daß Charlie noch vor ihr stand. »Alles in Ordnung?« fragte er sanft.
    Sie blickte auf, die Augen hart und dunkel. »Wie kannst du es wagen, mich das zu fragen?«
    Gekränkt streckte Charlie die Hand aus, um die Tür zuzuziehen, dann zögerte er. »Es wäre sehr hilfreich, wenn wir die Sachen haben könnten, die er gestern getragen hat.«
    »Mach doch, was du willst«, entgegnete sie weinend. Sie blieb wie angewurzelt stehen, während sie hörte, wie Charlie durchs Haus ging, und sie blickte nicht einmal auf, als er mit Jacks schlammbespritzten Schuhen, seiner schmutzigen Kleidung und ein paar Kondomen von ihrem Nachttisch an ihr vorbei nach draußen ging.
    Jack St. Bride ließ die Aufnahmeprozedur – Fotos, Fingerabdrücke – über sich ergehen, als wäre sie ein komplizierter Tanz, dessen Schritte er vor langer Zeit gelernt hatte. Dann

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