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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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ist gestern nacht über ein junges Mädchen hergefallen.«
    Matt wurde schlagartig ernst. »Will das Opfer, daß wir Anklage erheben?« Es kam häufig vor, daß vergewaltigte Frauen nach der demütigenden Beweismittelsammlung vor einem Prozeß zurückschreckten.
    »Ja. Ihr Vater ist Amos Duncan.«
    »Der Pharmaunternehmer?« Matt stieß einen Pfiff aus. »Donnerwetter.«
    »Sie sagen es.«
    »Also, was kann ich für Sie tun?« wiederholte Matt.
    »Treffen Sie sich mit mir am Tatort«, sagte Charlie. »Neun Uhr?«
    Matt ließ sich die Wegbeschreibung geben. Nachdem Charlie aufgelegt hatte, lauschte der Staatsanwalt noch einen langen Augenblick gedankenversunken dem Wählton und streichelte seiner Tochter die weiche, verwundbare Stelle oben auf dem Kopf.
    Meg, Whitney und Chelsea klingelten um kurz nach acht Uhr morgens bei Gillian zu Hause. »Hallo«, begrüßte Amos sie ernst. »Habt ihr keine Schule?«
    Aus Höflichkeit übersahen sie seine blutunterlaufenen Augen und seine zerknitterte Kleidung. »Unsere Eltern haben gesagt, wir sollen zu Hause bleiben.« Whitney sprach für alle drei.
    »Wir wollten nur mal nachsehen, ob es Gilly wieder besser geht«, fügte Chelsea fast im Flüsterton hinzu.
    »Ich weiß nicht, ob sie schon wach ist …« Amos’ Worte verklangen, als die Mädchen ihre Aufmerksamkeit auf irgend etwas hinter ihm richteten. Gilly stand da, wirkte zerbrechlich wie Porzellan, eine Decke um die Schultern gelegt. Ihre Füße waren nackt, wie bei einem Kind, und Amos schnürte sich der Magen zusammen.
    »Schon gut, Daddy«, sagte Gilly. »Ich will mit ihnen reden.«
    Die Mädchen drängten sich um sie wie die Hofdamen einer Prinzessin. Sie gingen zusammen nach oben in Gillys Zimmer. Sobald die Tür geschlossen war, stieß Whitney einen kleinen Schrei aus und drückte Gilly an sich. »Geht’s dir gut?«
    Gillian nickte an ihrer Schulter. Jetzt, da es Morgen war, kamen ihr die Geschehnisse der vergangenen Nacht unwirklich vor.
    »Was haben sie mit dir gemacht?« fragte Chelsea mit großen Augen.
    »Jede Menge Untersuchungen im Krankenhaus. Und ich mußte mit Mr. Saxton sprechen.« Sie blickte von einem Mädchen zum anderen. »Was guckt ihr so fürchterlich aus der Wäsche? Schließlich hab ich das alles durchgemacht und nicht ihr.«
    Vor Verlegenheit entgegnete keines der Mädchen etwas, weil sie sich ertappt fühlten, egoistisch gedacht zu haben, wo Gillian doch am meisten gelitten hatte. Whitney spielte mit einem Faden, der aus dem Teppich ragte. »Jetzt kommt alles über uns raus, nicht?«
    »Von unseren Vätern hat doch gestern nacht keiner was rausgefunden, oder?« sagte Gilly.
    »Aber sie gehen heute wieder dahin. Müssen sie doch, nach dem, was du erzählt hast.«
    Meg, die auffällig still gewesen war, schüttelte den Kopf. »Ich hab mich um alles gekümmert.«
    Gilly wandte sich ihr zu. »Um was?«
    »Ich hab alles … beseitigt. Ich war heute morgen ganz früh da.«
    Gillian gab Meg einen Kuß auf die Stirn. »Du bist toll«, sagte sie.
    Meg wurde rot. Es schmeichelte ihr, daß Gillian sie so offen lobte.
    Gillian griff unter ihre Matratze und holte das ›Buch der Schatten‹ hervor. »Versteck das bei dir zu Hause«, sagte sie zu Chelsea. »Im Augenblick ist es zu riskant, es hier zu behalten.«
    Chelsea überflog die Seiten – auch den letzten Eintrag, in dem Gillian minutiös die Beltanezeremonie beschrieben hatte. Zum erstenmal, seit sie Wicca praktizierte, fühlte sie sich innerlich leer. »Gilly«, sagte sie leise, »gestern nacht…«
    »Was meinst du wohl, wem sie glauben werden?« Gillians Blick kehrte sich nach innen, bis sie sehr weit weg von den anderen schien. »Nach dem, was er mir angetan hat«, sagte sie so leise, daß die anderen angestrengt lauschen mußten, »hat er es nicht anders verdient.«
    Eine Gruppe von Männern – Amos, Charlie, Matt und Beamte von der Spurensicherung – folgte Gillian den Weg hinauf, der vom Friedhof in den Wald führte. Sie war bleich und in sich gekehrt, obwohl sie sie mit Samthandschuhen anfaßten. Plötzlich blieb sie stehen. »Hier ist es passiert.«
    An der Stelle stand ein großer, blühender Hartriegelbaum, dessen Blütenblätter den Waldboden wie künstlicher Schnee bedeckten. Auf Charlies Anweisung hin spannte ein Officer gelbes Polizeiband von einem Baumstamm zum nächsten, um den Bereich abzusperren. Weitere Beamte knieten sich hin, um Bodenproben zu nehmen und nach sonstigen Spuren zu suchen, die die Ermittlungen gegen Jack

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