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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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doch nur deshalb bei dem Hexencoven mitgemacht, weil sie das Geheimnisvolle und die Heimlichtuerei reizte, das Gefühl, daß sie etwas tat, wovon niemand auch nur eine Ahnung hatte. Sie schauderte bei der Vorstellung, was ihre Eltern sagen würden, wenn sie dahinterkämen; was man an der Schule von ihr denken würde. Durch ihr Übergewicht hatte sie es schwer genug, sie konnte sich denken, wie man sich über sie lustig machen würde, wenn die Sache bekannt würde.
    Sie hatte noch immer Kopfschmerzen von der nächtlichen Feier, und der Kopf dröhnte ihr bei jedem Schritt. Nur dank des blühenden Hartriegels gelang es ihr, die Stelle im Wald wiederzufinden, und eine Sekunde lang sah sie vor ihrem inneren Auge, wie Gillian mit verquollenem, nassem Gesicht an der Schulter von Megs Vater schluchzte.
    Das bestärkte sie.
    Auf der Erde lagen die Pappbecher und Gillians Thermosflasche. Meg steckte sie in die Ballettasche, pflückte dann die Säckchen vom Hartriegelbaum und verstaute sie ebenfalls.
    Die Maibaumbänder hatten sich von allein gelöst und tanzten jetzt wie Geister umher. Chelsea war größer als Meg; sie kam sich vor wie ein Troll, als sie zu den hohen Ästen hinaufblickte, wo die Bänder befestigt waren. Sie biß sich auf die Unterlippe und zupfte an einem, das sich glücklicherweise leicht herunterziehen ließ. Sie knüllte es zusammen und zog an dem nächsten und so weiter. Das letzte Band, ein silberfarbenes, war höher als die anderen festgebunden, und als Meg daran zerrte, löste es sich nicht.
    Schließlich wickelte sie sich das lose Ende des Bandes ums Handgelenk und zog ganz fest. Plötzlich riß es ab, und Meg fiel rückwärts auf den Waldboden. Ein kleines silberfarbenes Stückchen blieb am Ast zurück. Egal, wer würde schon da oben hinsehen? Entschieden stopfte sie das letzte Band in die Ballettasche.
    Sie schaute sich ein letztes Mal auf der kleinen Lichtung um, dann lief Meg nach Hause, ihr Geheimnis und das ihrer Freundinnen fest unter den Arm geklemmt.
    Chief Homer Rudlow war in Salem Falls eine Institution und hatte früher die High-School-Footballmannschaft trainiert, in der Charlie mitgespielt hatte. Eigentlich hatte sich an ihrem Verhältnis seit der Schulzeit nichts geändert: Charlie wühlte im Dreck, während Homer am Rand stand und ihm ab und zu ein Lektion erteilte.
    Charlie saß in Homers Wohnzimmer. Der Chief trug einen Bademantel, seine Frau hatte Kaffee gemacht und einen Teller Donuts hingestellt. »Wir haben alle Beweismittel eingesammelt«, sagte Charlie. »Ich bring sie morgen zum Labor in Concord.«
    »Aussicht auf DNA-Spuren?«
    »Der Scheißkerl hat ein Kondom benutzt«, sagte Charlie. »Aber an der Bluse des Opfers war Blut, hoffentlich seines.«
    »Oh, das wäre wunderbar«, sagte Homer sehnsüchtig. Er trank einen Schluck Kaffee und hielt die Tasse zwischen seinen fleischigen Händen. »Charlie, ich muß dir nicht erst sagen, daß wir unter Druck stehen. Amos Duncan wird nicht zulassen, daß wir die Sache vermasseln.«
    »Das hab ich auch nicht vor.«
    »So hab ich das nicht gemeint«, sagte der Chief.
    »Ich weiß, ich weiß. Ich kann es nur langsam nicht mehr hören, daß Amos Duncan mit seiner dämlichen Fabrik unser schönes Örtchen gerettet hat.« Charlies Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ich krieg das Arschloch dran, Homer, aber nicht, weil Amos mir im Nacken sitzt, sondern weil es genausogut Meg getroffen haben könnte.«
    Homer betrachtete ihn gründlich. »Geh zu Judge Idlinger. Die springt dir wahrscheinlich nicht an die Gurgel, wenn du sie aus dem Bett holst, damit sie einen Haftbefehl ausstellt.« Der Detective nickte, blieb aber sitzen, den Kopf gesenkt. »Ist noch was?«
    »Ich hab bloß … als ich in Miami war…« Charlie hob den Kopf und blickte dem Chief in die Augen. »Solche Sachen gibt es nicht in Salem Falls.«
    Homers Lippen wurden schmal. »Ab jetzt doch.«
    Der Polizeiwagen hielt vor Addie Peabodys Haus. Wes Courtemanche auf dem Beifahrersitz wollte schon aussteigen, aber Charlie schüttelte den Kopf und stützte das Handgelenk auf das Lenkrad. »Moment noch«, sagte er.
    »Was gibt’s denn noch? Ich will den Scheißkerl in Handschellen sehen.«
    »Reg dich ab, Wes.«
    Der Officer drehte sich zu ihm um, mit glühenden Augen. »Er ist da drin bei ihr, Charlie. Bei Addie.«
    Charlie kannte Addie Peabody natürlich – wie jeder im Ort. Er kannte sie seit seiner Kindheit, denn sie waren beide in Salem Falls groß geworden. Aber seit er

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