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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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erleichtert auf. Ein Mann würde sicherlich wissen, wann ein anderer Mann fälschlich beschuldigt wurde. Er fixierte Richter Lucius Freeley, als könne er ihm durch Blicke seine Version ins Gehirn einbrennen.
    Doch der Richter schien ihn kaum wahrzunehmen. Er blickte kühl auf die Kameras hinten im Saal und dann zum Tisch der Anklagevertretung, wo ein großer, rothaariger Mann seine Notizen durchblätterte. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Jack und runzelte die Stirn. »In der Sache New Hampshire gegen Jack St. Bride. Mr. St. Bride, Sie werden einer schweren Sexualtat beschuldigt und haben das Recht auf einen Strafverteidiger. Wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können, erhalten Sie einen Pflichtverteidiger.« Der Richter blickte bedeutungsvoll auf den leeren Platz neben Jack, gab ihm mit den Augen zu verstehen, daß er Jack für einen Schwachkopf hielt, wenn er sich diese Laune des Gesetzes nicht zunutze machen würde.
    Jack dachte an Melton Sprigg und seine Gesichtszüge verhärteten sich. »Euer Ehren, ich würde lieber keinen –«
    Er verstummte, spürte die kalten, grünen Augen des Staatsanwaltes auf sich. »Ich kann mir keinen Verteidiger leisten«, sagte er und fügte sich in sein Schicksal.
    Dreißig Minuten später rief Bernie Davidson, der Verwaltungschef des Gerichts, im Büro der Pflichtverteidiger an. »Ich brauche mal wieder einen von euren Leuten«, sagte er, nachdem er die Anklageschrift durchgefaxt hatte.
    »Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte der Koordinator. »Sie wissen ja, wie wenig Leute wir sind, das reicht hinten und vorne nicht, um den Kollegen zu unterstützen, der St. Bride übernimmt.«
    Bernie seufzte. Es war zwar Freitag, aber es kam ihm schon vor wie Montag morgen. »Na schön. Dann muß ich wohl auf meiner Reserveliste nachsehen. Danke.«
    Er legte auf und blätterte den Stoß Karteikarten durch, die er in seiner Schreibtischschublade aufbewahrte, um im Notfall aus der Gruppe Rechtsanwälte mit eigener Kanzlei einen Pflichtverteidiger zu bestellen. Schließlich blieb sein Blick an einem Namen hängen. »Da hätten wir ja genau den Richtigen«, sagte Bernie schmunzelnd und nahm den Hörer ab.
    Als er den dritten Knall hörte, stellte Jordan seine Tasse Kaffee ab und ging nachsehen. Er folgte der Fährte wie ein Bluthund durch den Flur, bis er die Lärmquelle aufspürte – hinter der verschlossenen Tür von Thomas’ Zimmer. Was ihm seltsam vorkam, da Thomas schon seit zwei Stunden in der Schule war.
    Wieder ein Krachen. Dann: »Verdammter Mist! « Jordan stieß die Tür auf und sah Selena ausgestreckt auf dem mit Zeitungen abgedeckten Teppich liegen. Sie trug ein ärmelloses Oberteil und eine von seinen Boxershorts. Ihre Mahagonihaut war mit blauen Tupfen besprenkelt, und eine Farbrolle lag ein Stück entfernt in einer blauen Lache.
    »Falls du dir ein neues Outfit verpassen wolltest … es ist dir mißlungen«, sagte Jordan.
    Selena kniff die Augen zusammen. »Wenn ich Stöckchen werfe, zischst du dann ab?«
    Er trat ins Zimmer. »Erst wenn du mir verrätst, warum du Thomas’ Decke streichst…« Er blieb stehen und las das Etikett auf dem Farbeimer. »Rauchblau.«
    »Vielleicht weil du es nicht tust?« Sie machte eine ausladende Handbewegung durchs Zimmer. »Herrgott, Jordan. Der Junge ist fünfzehn. Meinst du, Osterei-Lila und Häschentapete sind das passende Ambiente für ihn?«
    Jordan blickte sich um, sah Thomas’ Zimmer mit ganz anderen Augen. Es hatte einem kleinen Mädchen gehört, als sie das Haus gekauft hatten. Seit mittlerweile einem Jahr versprach Jordan, sie würden das Zimmer zusammen renovieren. Er schaute auf seine Trainingshose und das alte Baumwollhemd. Kein Verlust, wenn sie ruiniert würden. Er trat näher und hob die Farbrolle auf. »Jedenfalls kann ich auf eine Leiter steigen. Gott – du hast einen Radau veranstaltet, als würdest du hier alles kurz und klein schlagen.«
    »Zu deiner Information, auf der Leiter zu bleiben war nicht das Problem.« Selena blickte finster. »Bloß die Farbrolle ist dauernd runtergefallen.«
    Jordan malte ein blaues Rechteck an die Decke. »Wundert mich, daß du überhaupt eine Leiter brauchst, du alte Amazone.«
    Selena war aufgestanden. Sie nahm die Farbschale und hielt sie Jordan hin. »Sehr witzig.«
    »Sarkasmus kriegst du als Sonderleistung.« Er kniff die Augen zusammen. »Wieso blau?«
    »Ist beruhigend. Und über die Stelle da mußt du noch mal drüber. Siehst du?«
    Jordan zog eine finstere Miene.

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