Die Hexenjagd von Salem Falls
will auf gar keinen Fall wieder einen Anwalt, der nicht mal zuhört , wenn ich ihm die Wahrheit erzähle.«
»Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Jack. Ich habe Sie letztes Jahr nicht in den Knast gebracht, und ich habe Sie auch diesmal nicht verhaftet . Ob Sie freigesprochen werden oder verurteilt, ich spaziere als freier, unbescholtener Mann aus dem Gerichtssaal. Ich bin hier lediglich Ihr Rechtsbeistand, mit anderen Worten, die größte Hoffnung, die Sie verdammt noch mal haben. Während Sie in Einzelhaft hocken, setze ich mich da draußen für Ihre Interessen ein. Und wenn Sie mit mir kooperieren, statt mich dauernd anzuschnauzen, werde ich noch wesentlich härter für Sie kämpfen.«
Jack schüttelte den Kopf. »Und jetzt hören Sie mir mal gut zu. Ich habe dieses Mädchen nicht vergewaltigt. Ich war zur Tatzeit nicht mal in ihrer Nähe. Das ist die gottverdammte Wahrheit. Ich bin unschuldig. Deshalb werde ich keine Gefängnisklamotten anziehen und auch nicht mit den Leuten hier in einer Zelle hocken. Ich gehöre hier nicht hin.«
Jordan hielt seinem Blick stand. »Beim letzten Mal haben Sie sich aber bereitwillig auf eine Absprache eingelassen, trotz Ihrer … Unschuld.«
»Und genau deshalb«, sagte Jack mit brüchiger Stimme, »werde ich das auf keinen Fall ein zweites Mal tun. Lieber bring ich mich um, als daß ich wieder für eine Tat büße, die ich nicht begangen habe.«
Jordan betrachtete Jacks zerknitterte Kleidung, seine wilden Augen. Er hatte auch früher schon Mandanten gehabt, die der Meinung waren, sie könnten ihren Anwalt nur mit einem leidenschaftlichen Schrei nach Gerechtigkeit dazu bringen, sich mit aller Energie für sie einzusetzen; sie kamen offenbar nicht auf den Gedanken, daß ein guter Anwalt sofort merkte, wenn man ihm Schwachsinn erzählte. »Also schön. Sie waren zur Tatzeit nicht in ihrer Nähe.«
»Nein.«
»Wo waren Sie?«
»Ich hab mich betrunken«, gestand Jack.
»Natürlich«, brummte Jordan, erstaunt, daß es in diesem Fall noch schlimmer kommen konnte. »Mit wem?«
»Roy Peabody. Ich war im Rooster’s Spit, bis der Laden dichtgemacht hat.«
»Wieviel haben Sie getrunken?«
Jack wandte den Blick ab. »Mehr als ich vertragen kann.«
»Phantastisch«, seufzte Jordan.
»Dann bin ich spazierengegangen.«
»Ein Mitternachtsspaziergang. Hat Sie jemand gesehen?«
Jack zögerte nur eine Sekunde. »Nein.«
»Wo sind Sie hingegangen?«
»Nur … so durch die Gegend. Außerhalb der Ortschaft.«
»Aber Sie waren nicht in der Nähe des Waldes hinter dem Friedhof. Nicht in der Nähe von Gillian Duncan.«
»Das hab ich doch schon gesagt. Ich habe sie in der Nacht nicht gesehen, geschweige denn angefaßt.«
»Das ist seltsam, Jack. Weil Sie an der Wange einen Kratzer haben, und Gillian hat ausgesagt, sie hätte Sie gekratzt.«
»Der Kratzer ist von einem Ast«, sagte Jack mit zusammengebissenen Zähnen.
»Aha. Von einem Ast in dem Wald, in dem Sie nicht waren?« Jordan betrachtete die Blutergüsse in Jacks Gesicht. »Hat sie Sie auch geschlagen?«
»Nein. Das waren ein paar Typen mit Skimasken.«
»Skimasken«, wiederholte Jordan, der ihm kein Wort abkaufte. »Wieso sollten Leute mit Skimasken Sie zusammenschlagen?«
»Keine Ahnung.«
Jordan seufzte. »Können Sie sich an sonst noch was erinnern, was in der fraglichen Nacht passiert ist?«
Jack zögerte. »Ich erinnere mich, daß ich an dem Abend von Addies Haus weg bin … und dann habe ich sie im ›Diner‹ wiedergesehen.«
»Wieviel Zeit lag dazwischen?«
»Vier Stunden.«
»Was haben Sie nach Ihrem Spaziergang um Mitternacht gemacht?«
Jack schwieg, und Jordan verdrehte die Augen. »Sie wollen auf nicht schuldig plädieren. Sie behaupten, zur Tatzeit nicht in dem Wald gewesen zu sein, aber Sie haben kein Alibi. Dann sagen Sie mir bitte, was wir machen sollen?«
»Beweisen, daß sie lügt«, erwiderte Jack. »Ich weiß nicht, warum sie das macht oder was sie gegen mich hat. Aber ich war es nicht, das schwöre ich. Ich habe Gillian Duncan nicht vergewaltigt .«
»Also schön«, sagte Jordan, obwohl er ihm kein Wort glaubte. »Ziehen wir vor Gericht.«
»Nein«, sagte Charlie.
Matt, der sich Notizen auf einem Block machte, stutzte am anderen Ende der Leitung. »Was soll das heißen, nein?«
»Das soll heißen, ich kann nicht, Matt. Ich hab einfach keine Zeit.«
Matt legte seinen Stift hin. »Vielleicht haben Sie ja vergessen, wie das läuft, Charlie. Wir arbeiten zusammen an einem Fall; ich sage Ihnen,
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