Die Hexenjagd von Salem Falls
Golfspieler, Jordan; du bist ein Dilettant.«
Jordan schlug unbeirrt drei weitere Bälle. »Ich hab mal eine Frage.«
»Nur zu.«
»Wenn du wegen Mordes angeklagt wärst, wen würdest du zu deiner Verteidigung engagieren?«
Selena zog die Stirn in Falten und überlegte. »Ich glaube, Mark D’Amato. Oder Ralph Concannon.«
Jordan warf ihr einen Blick über die Schulter zu. »Mark ist gut«, gab er zu.
Sie lachte auf. »Mein Gott, Jordan, an deinem Pokerface mußt du noch arbeiten. Na los, frag schon, warum ich nicht gesagt habe, ich würde dich nehmen.«
Er legte den Schläger hin. »Warum nicht?«
»Weil du der einzige Mensch bist, der mich so in Rage bringt, daß ich ihn umbringen könnte, und dann wärst du nicht mehr da, um mich zu verteidigen. Jetzt zufrieden?«
»Ich weiß nicht«, sagte Jordan und zog die Stirn kraus. »Ich muß darüber nachdenken.«
Selena blickte auf den halbvollen Eimer. »Hast du dich genug abreagiert, um mir von deinem Gespräch von heute morgen zu erzählen?«
»Dazu bräuchte ich sechs Eimer.« Er rieb sich den Nacken. »Wieso hab ich bloß das Gefühl, daß dieser Fall mich ungeheuer viel Nerven kosten wird?«
»Weil St. Bride dich aus deinem süßen Nichtstun reißt. Selbst ein sauberer Freispruch würde dir die Laune versauen. Will er sich schuldig bekennen?«
»Schön wär’s. Unser Marschbefehl lautet: Auf in den Prozeß!«
»Im Ernst?«
»Allerdings.«
Sie zuckte die Achseln. »Na schön. Haben wir einen Schlachtplan?«
»Unserem hochgeschätzten Mandanten ist nichts zu entlocken, er leidet praktischerweise an Amnesie. Was bedeutet, du mußt beweisen, daß das Mädchen lügt.«
Selena schwieg beharrlich, und Jordan machte weitere sechs Schläge, bevor er mitleidig sagte: »Ich weiß, das ist so gut wie unmöglich. Bislang paßt alles zusammen, was sie ausgesagt hat.«
»Nein, das finde ich nicht.« Sie blickte auf. »Wer ist Dr. Horowitz?«
»Keine Ahnung. Irgendwer vom Krankenhaus?«
»Er … oder sie … wird in der Aussage erwähnt, die das Opfer bei der Polizei gemacht hat. Ich tippe auf eine Psychiaterin, bei der Gillian Duncan früher mal war.«
Zum erstenmal landete Jordans Ball dort, wo er ihn haben wollte. Langsam drehte er sich um und starrte Selena an, die die Augenbrauen hob und ihm das letzte Stück von der Orange gab. Als er es nahm, berührten sich ihre Finger. »Da könntest du richtig liegen«, sagte er.
Jack starrte die ordentlich gefalteten Kleidungsstücke auf dem Stuhl an und mußte sich beherrschen, nicht nachzugeben.
Das Duschen in den drei Tagen Einzelhaft war eine heikle Angelegenheit gewesen. Zuerst hatte er sich mit seinem T-Shirt abgetrocknet. Als es dann anfing, modrig zu riechen, hatte er sich mit bloßem Oberkörper an der Luft trocknen lassen. Doch als er zum Büro des Anstaltsleiters sollte, mußte er sein T-Shirt wieder anziehen. Es klebte ihm auf der Haut und stank wie ein Abwasserkanal.
Jack blickte die Kleidung sehnsüchtig an. »Verlockend, nicht?« sagte der Direktor. »Sie brauchen nur zuzugreifen.«
»Nein danke.«
»Mr. St. Bride, Sie haben Ihren Standpunkt klargemacht.«
Jack lächelte. »Erzählen Sie mir das, wenn Sie mal in meine Lage kommen.«
»Die Kleidung dient Ihrer eigenen Sicherheit.«
»Nein, sie dient Ihrer Sicherheit. Sie wollen, daß ich die Sachen anziehe, damit alle hier wissen, daß Sie mich kleingekriegt haben.«
Die Augen des Direktors funkelten; Jack wußte, daß er sich auf sehr dünnem Eis bewegte. »Unsere Einzelzellen sind keine Penthousewohnungen. Sie können nicht ewig dort bleiben.«
»Dann lassen Sie mich meine Kleidung in einer normalen Zelle tragen.«
»Das kann ich nicht.«
Jack blickte wieder auf die frische Anstaltskleidung. »Und das kann ich nicht«, entgegnete er leise.
Auf ein Nicken des Direktors trat der Wärter hinter ihm vor. »Stecken Sie Mr. St. Bride für weitere sechs Tage in Einzelhaft. Und diesmal drehen Sie ihm das Wasser zum Duschen ab.«
Jack wurde vom Stuhl gerissen. Er strich sich das T-Shirt vorne glatt, als wäre es das Gewand eines Königs.
»Mr. St. Bride«, sagte der Direktor. »Sie werden nicht gewinnen.«
Jack blieb stehen, drehte sich aber nicht um. »Ich hab aber auch nichts zu verlieren.«
Francesca Martine, eine attraktive Genforscherin, legte eine Probe unters Mikroskop. »Mal ehrlich, Frankie«, sagte Matt, »stammt die von Ihrem Freund?«
»Wohl kaum. Ich bin seit einem halben Jahr solo, außerdem habe ich was anderes zu
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