Die Hexenjagd
auf der Tanzfläche an. Cassie fühlte sich an die Zeit erinnert, als sie und Nick zusammen gewesen waren; seine strikte Weigerung, irgendetwas ernst zu nehmen, war manchmal genau das gewesen, was sie gebraucht hatte, um den Kopf frei zu bekommen und sich zu amüsieren.
Dann spielte die Band einen langsamen Song– eines von Cassies Lieblingsliedern. Sie sah Adam an, in der Hoffnung, dass er sie zum Tanzen auffordern würde, stellte aber fest, dass er seine Aufmerksamkeit auf jemand anderen gerichtet hatte. Er beobachtete jemanden.
»Max ist hier«, sagte er. »Benehmt euch normal.«
»Was auch immer das bedeutet«, murmelte Nick vor sich hin, drehte sich um und ging quer durch die Menge zum Bowle-Ausschank. Die heitere Ausgelassenheit war bereits Vergangenheit.
»Heute sollte doch eigentlich unser freier Abend sein«, schmollte Suzan. »Erinnert ihr euch? Keine Überwachung heute Abend.«
Aber Cassie wusste, dass es auch ohne Adams Hinweis nur eine Frage der Zeit gewesen wäre, bis der Frühlingsball zu einer Sache des Zirkels wurde, genau wie alles andere. Die Clique versammelte sich am Rand der Tanzfläche.
Max schlenderte selbstbewusst wie immer auf sie zu. Er trug ein schwarzes Hemd, schwarze Hosen und eine Krawatte, die genauso strahlend grün war wie seine Augen. »Hey«, rief er lässig und begrüßte Diana wie üblich als Erste. »Ist Faye hier? Ich kann sie nicht finden.«
»Hat sie dir denn nicht Bescheid gesagt?«, fragte Diana zurück. »Sie hat eine schreckliche Erkältung.«
»Oh«, sagte Max enttäuscht. »Nein, das wusste ich nicht. Sie hat sich nicht bei mir gemeldet.« Max zog einen Schmollmund, was einen jungenhaften Charme in sein Gesicht zauberte.
Diana runzelte mitfühlend die Stirn. »Nimm es nicht persönlich. Seit gestern ist sie mit Medikamenten vollgepumpt. Ich wette, sie hat ihr Handy ausgeschaltet.«
Cassie konnte nicht erkennen, ob er Diana die Geschichte abkaufte oder nicht. Sie fand, dass Max eher verwirrt als skeptisch dreinblickte, aber Diana musste einen gewissen Argwohn gespürt haben, denn sie ließ es nicht dabei bewenden.
»Aber nur weil Faye nicht hier ist, bedeutet das doch nicht, dass du keinen Spaß haben kannst«, sagte Diana zu ihm.
Max schenkte ihr ein schiefes, hoffnungsvolles Lächeln.
»Tanz doch einfach mit mir«, forderte Diana ihn prompt auf. Und noch bevor Max etwas erwidern konnte, packte sie ihn am Arm und zog ihn rasch auf die Tanzfläche. Die Band spielte erneut einen langsamen Song, daher schlang Diana ihm die Arme um den Hals und er fasste sie um die Taille.
Max schaute Diana in die Augen, als könne er sein Glück kaum fassen. Seine typische Arroganz und Überheblichkeit waren einer Bescheidenheit gewichen, die ziemlich echt wirkte. Behutsam hielt er Diana in den Armen und nichts schien ihm in diesem Moment ferner zu liegen als ein Gedanke an Faye.
»Ich weiß, dass wir Max im Auge behalten sollen«, sagte Adam zu Cassie. »Aber das ist wohl etwas übertrieben.«
Cassie bemerkte, wie Adam die Zähne zusammenbiss, während er das Paar beim Tanzen beobachtete. Diana lachte, drückte Max eng an sich und schien die Situation mächtig zu genießen. Cassie traute sich nicht, es Adam zu sagen, aber sie spürte, dass auch Diana mit ihren Gedanken ganz woanders war.
Einige Minuten später gesellten sich Chris, Doug und Sean zu Cassie und Adam.
»Seht ihr, was ich sehe?«, fragte Chris, und Cassie folgte seinem Blick zum anderen Ende der Turnhalle.
Dort stand Mr Boylan mit verschränkten Armen. Er trug einen elegant geschnittenen dunklen Anzug und hielt den Blick starr auf Max und Diana gerichtet.
»Sieht so aus, als würde er gleich jemanden umbringen«, bemerkte Doug. »Was sollen wir tun?«
Genau in diesem Moment machte Mr Boylan auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Turnhalle.
»Ihm folgen«, sagte Cassie.
Chris, Doug und Sean stürzten ohne zu zögern auf den Ausgang zu. Cassie sah Adam an, dass er die Turnhalle ebenfalls verlassen wollte.
»Das ist die Gelegenheit, Mr Boylans Büro zu durchsuchen«, sagte er. »Nach seiner Reliquie.«
So viel zu einem freien Abend, dachte Cassie trocken. Aber wenn es Adam gelang, Boylans Reliquie zu stehlen, würde er ihn zugleich seiner Macht berauben. Denn ohne die Reliquie konnte er den tödlichen Fluch nicht aussprechen.
Cassie strich Adam über die Wange und nickte. »Okay, aber du solltest nicht allein gehen. Du brauchst jemanden, der Schmiere steht.«
»Wir kommen mit«, sagte Deborah mit
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