Die Hexenjagd
Suzan im Schlepptau. »Wir brennen schon den ganzen Abend darauf, dass etwas Interessantes passiert. Oder zumindest brenne ich darauf.« Sie sah Suzan an, die immer noch schmollte, weil der Ball für sie gelaufen war.
»Seid vorsichtig«, sagte Cassie, und es klang wie ein Befehl. Sie war schließlich immer noch eine der Anführerinnen des Zirkels. »Ich werde ein Auge auf Diana und Max haben.«
Adam drückte Cassies Hand, dann verschwand er. Deborah und Suzan folgten ihm in den Flur, der zu Mr Boylans Büro führte. Cassie nutzte den Moment, um tief durchzuatmen. Mit einem Mal war alles ganz schnell gegangen. Aber es ist trotzdem alles unter Kontrolle, sagte sie sich. Unter ihrer Kontrolle. Da tauchte Nick mit einem Glas Bowle für Cassie auf.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Bowle nicht hochprozentig ist«, erklärte er. »Aber wenn wir nicht aufpassen, müssen wir wahrscheinlich mit einem Zuckerrausch rechnen.« Dann bemerkte er den Ausdruck auf Cassies Gesicht. »Was ist los?« Seine dunkelbraunen Augen huschten hin und her. »Wo sind denn alle hin?«
»Chris, Doug und Sean verfolgen Boylan. Adam, Deborah und Suzan durchsuchen sein Büro.«
»Und ich dachte, wir wären hier, um uns zu entspannen«, erwiderte Nick.
»Planänderung.« Cassie ließ auf der Suche nach Dianas blondem Haar und Max’ breiten Schultern den Blick durch die Turnhalle schweifen, aber die beiden waren in der Masse der Schüler untergegangen. »Siehst du Diana irgendwo?«
Nick beobachtete das Treiben auf der Tanzfläche, dann schüttelte er den Kopf. »Es ist zu voll. Aber ich hab eine Idee.« Er lief zum Bowle-Ausschank und stieg zum Entsetzen der Bedienung auf den Tisch, um die Halle besser zu überblicken. Er suchte den Raum kreuz und quer ab, dann erstarrte er. Seine markanten Züge wurden todernst.
»Cassie«, flüsterte er und sprang wieder herunter. Aber noch bevor er weitersprechen konnte, erblickte Cassie die wilde rot gefärbte Mähne. Diesmal war es keine Halluzination. Kein Verfolgungswahn. Mitten in der Menge war Scarlett.
Nick sah so aus, als sei er drauf und dran, sich auf sie zu stürzen, aber er rührte sich nicht vom Fleck. »Sie webt einen Zauber«, sagte er.
Scarlett hielt die Arme steif am Körper, ihre Augen so schwarz wie Murmeln. Sie bewegte die Lippen, als spreche sie leise etwas vor sich hin, irgendeine Art von dunklem Zauber.
»Du musst hier weg«, verlangte Nick. »Auf der Stelle!«
Cassie war klug genug, nicht zu widersprechen. Sie und Nick eilten auf den nächsten Ausgang zu, bis sich plötzlich alles um sie herum veränderte. Die Tänzer verharrten in ihren Bewegungen, ihre Hälse erschlafften und ihre Köpfe sackten herunter. Sämtliche Schüler waren zu völliger Reglosigkeit erstarrt.
Nick warf Cassie einen Blick zu. »Was zur Hölle ist hier los?« Er stellte sich zwischen Cassie und die nächste Gruppe, die den Ausgang versperrte.
Was immer Scarlett getan hatte, schien bei allen zu wirken außer bei Cassie und Nick. Aber schon im nächsten Moment wurde klar, dass der Zustand ihrer Mitschüler nur ein Mittel zum Zweck war. Denn jetzt, da sie aus dem Weg waren, konnte Scarlett ihre Beute umso leichter ausmachen. Sie richtete ihr bösartiges Gemurmel direkt gegen Cassie:
Spirant ultimum spiritum
ultimus spiritus vitae
Mit einem Schlag wich alle Luft aus Cassies Lungen und sie konnte nicht mehr atmen. Es war, als ob ihr etwas die Kehle zuschnürte. Sie griff sich an den Hals und drehte sich entsetzt zu Nick um. Sie konnte nicht einmal mehr schreien.
Nick eilte zu ihr, aber er war machtlos. Gegen diese Art von Atemnot wirkte keine Erste Hilfe. Und es gab kein Entrinnen, da die betäubten Schülermengen jeden Ausgang blockierten.
In Cassies Kopf drehte sich alles. Verzweifelt streckte sie die Hand nach Nick aus. Dann fiel sie zu Boden.
Kapitel Acht
Cassie, Cassie! Von weit her hörte sie Nicks Stimme. Er beugte sich über sie und versuchte, sie zum Atmen zu bringen, aber sie glitt immer tiefer in die Bewusstlosigkeit. Die Turnhallenbeleuchtung, die erstarrten Mitschüler, selbst Scarletts bösartige Stimme verschwammen hinter einem weichen dunklen Nebel. Doch dann bemerkte sie, dass Nick aufstand und die Arme hob.
Nein! Cassie versuchte zu schreien– das Schlimmste, was Nick jetzt tun konnte, war, ganz offen Magie zu wirken! Aber sie brachte keinen Ton heraus.
Nick sammelte seine Energie, schloss die Augen und rief mit tiefer Stimme:
Ich beschwöre die Macht der Luft,
das Element
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