Die Hexenjagd
kommt mir ein Gedanke«, fuhr sie nach einer kurzen Pause fort. »Vielleicht ist der Ball sogar die Gelegenheit, um Max und Mr Boylan in aller Öffentlichkeit so nahezukommen, dass wir ihre Schwachstellen entdecken oder mehr über ihre Steinreliquien herausfinden können.«
»So habe ich das nicht gemeint, Cassie.« Adam schüttelte seufzend den Kopf. »Deine einzige Sorge sollte sein, ob meine Fliege zu deinem Kleid passt.«
»Also, Adam, so kenne ich dich ja gar nicht«, erwiderte Cassie grinsend. »Normalerweise stehen die Angelegenheiten des Zirkels doch immer an erster Stelle für dich, vor allem anderen.«
Adam errötete schuldbewusst. »Okay, du hast recht. Ich habe auch schon daran gedacht, dass wir auf dem Ball näher an die Jäger herankommen könnten. Aber das zeigt nur umso mehr, dass wir beide dringend einen freien Abend brauchen.« Er blinzelte und ergriff Cassies Hand. »Ohne Magie. Wir gehen zum Ball und amüsieren uns– einfach so.«
Cassie fiel auf, dass es Adam in letzter Zeit sehr viel besser als ihr gelang, ihr gemeinsames Glück zu genießen. Vielleicht war Ausgehen, mit ihren Freunden herumzualbern und mit Adam zu tanzen genau das, was sie brauchte, um die schwarze Wolke zu vertreiben, die ihre Sicht trübte. Zumindest konnte sie ja so tun, als würde sie sich darauf freuen– Adam zuliebe und um ihre Mutter zu beruhigen.
Und so ließ Cassie Adam gewähren und sich von ihm wie zu einem Tanz heranziehen.
»Rosa«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Für deine Fliege.«
Adam trat einen Schritt zurück. »Im Ernst? Könntest du nicht eine etwas männlichere Farbe auswählen?«
»Nein. Es muss rosa sein.«
Kapitel Sieben
Nicht schlecht für eine Veranstaltung in der Turnhalle, dachte Cassie anerkennend. Die Wände waren mit frühlingshaften Papierblumengirlanden dekoriert und an der Decke funkelten Lichter wie Sternschnuppen. Die Basketballkörbe waren zugebunden worden und mit hellen Blüten gefüllt– Pfingstrosen, Flieder und Hyazinthen–, deren intensiver Duft den üblichen Schweißgeruch überdeckte. Die Turnhalle hatte sich in einen prächtigen Ballsaal verwandelt.
Wie versprochen, trug Adam eine Fliege, die perfekt auf Cassies rosafarbenes, rückenfreies Kleid abgestimmt war. Cassie fingerte an der Fliege herum und strich sie glatt– ein guter Vorwand, um Adam zu berühren.
»Würdest du mir ein Glas Bowle holen?«, bat sie. »Sonst fange ich auf der Stelle an, dich zu küssen.«
Adam grinste. »Ich bin gleich wieder da.«
Für einen Moment stand Cassie allein da und blickte sich in der Turnhalle um. Alle Mitglieder des Zirkels waren gekommen, bis auf Faye, Laurel und Melanie, die Laurel moralische Unterstützung geben wollte, wenn diese schon zusammen mit Faye eingesperrt sein musste. Cassie überlegte gerade, bei ihnen anzurufen, um zu hören, wie sie zurechtkamen, als Nick vor ihr auftauchte.
»Du siehst wunderschön aus«, sagte er.
Cassie lachte überrascht und verlegen. »Danke. Du siehst auch nicht schlecht aus.«
Nick ließ den Blick über sein eigenes Outfit schweifen; er trug wie üblich Jeans, T-Shirt und Lederjacke. »Ich habe mich nicht gerade in Schale geworfen«, stellte er fest. »Aber immerhin ist das T-Shirt frisch.«
Cassie lachte erneut und ihre Wangen röteten sich.
»Hast du Lust zu tanzen?«, fragte Nick.
Cassie zögerte.
Nick grinste verschmitzt. »Ich frage nur, weil ich weiß, dass du, Cassie Blake, heute Abend mit dem festen Vorsatz hergekommen bist, Spaß zu haben. Und dazu möchte ich gern beitragen.«
»Wie könnte ich da noch Nein sagen?« Cassie ließ sich von Nick auf die Tanzfläche führen.
Die Band spielte einen Song, den Cassie nicht kannte, aber er war laut und schnell, und es tat gut, sich einfach gehen zu lassen und sich im Rhythmus zu bewegen. Nick hüpfte und tanzte wild umher, und sie wusste, dass er es nur ihr zuliebe tat, um sie aufzuheitern. Nick tanzte eigentlich nicht gern, und daher freute es Cassie umso mehr, dass er sie herumwirbelte und mit ihr zusammen eine ziemliche Show hinlegte.
Von der Tanzfläche aus beobachtete Cassie, wie Adam mit ihrer Bowle zurückkehrte, gefolgt von Diana.
Nick flitzte auf sie zu, nahm ihnen rasch die Gläser ab, stellte sie beiseite und zog sie ebenfalls in die tanzende Menge. Kurz darauf kamen auch Deborah und Suzan dazu, und ehe Cassie sich’s versah, hatte Nick im Alleingang die Stimmung der ganzen Clique verändert. Sie alberten herum und rempelten ausgelassen ihre Klassenkameraden
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