Die Hexenjagd
sich in einem Kreis versammelt, bis auf Chris und Doug, die wie zwei ausgelassene Kinder um die Küchenzeile herumwirbelten. Deborah stimmte Melanie zu. »Wir müssen irgendetwas unternehmen, um die Jäger zu kontrollieren, denn offensichtlich beobachten sie uns.«
»Ich könnte uns näher an Max heranbringen«, warf Diana ein.
Faye kicherte und flüsterte Deborah und Suzan leise etwas zu.
Diana drehte sich zu ihr um. »Ich bin die Einzige, die das mühelos bewerkstelligen kann«, stellte sie klar. »Das wissen wir alle.«
»Aber du könntest in Gefahr geraten«, wandte Faye spöttisch ein. »Wenn er die Chance bekommt, wird Max dich genauso markieren wie mich«, setzte sie gehässig hinzu.
Diana zuckte die Achseln. »Ich werde in seiner Nähe bestimmt keine Magie wirken. Aber wenn ich in seinem Schlafzimmer lande, schaffe ich es vielleicht, herauszufinden, wo er seine Reliquie aufbewahrt.«
»Du wirst dich nicht einmal in die Nähe seines Schlafzimmers wagen«, schoss Faye drohend zurück.
Laurel räusperte sich. »Ich bin bei meinen Recherchen über die Reliquien ein bisschen weitergekommen«, berichtete sie. Nach einem Nicken von Cassie trat sie in die Mitte des Kreises und begann, ausführlich zu erzählen, was sie herausgefunden hatte. Die Reliquien stammten aus dem 13. Jahrhundert, als im Rahmen der Inquisition die Hexenverfolgung begann.
»Eine der angeklagten Hexen schuf als Gegenleistung für ihr Leben die Reliquien und verzauberte sie«, erklärte Laurel. »Und sie lehrte die Besitzer dieser magischen Steine den tödlichen Fluch.«
»War ja klar, dass eine Hexe die Drecksarbeit erledigen musste!«, rief Sean empört.
Laurel verdrehte angesichts der Unterbrechung genervt die Augen. »Schon bald ging eine regelrechte Hetzjagd auf Hexen los«, fuhr sie fort, »während derer die Reliquien in Frankreich, Italien und Deutschland gesichtet wurden. Aber viele wurden auf dem Höhepunkt der Hetzjagd zerstört, nämlich Ende des 16. Jahrhunderts bis etwa 1630. Und als die Jagd dann Ende des 17. Jahrhunderts Salem erreichte, waren nur noch ungefähr ein Dutzend Reliquien übrig– und noch weniger Jägerfamilien.«
Laurel richtete den Blick auf Diana. »Man geht davon aus, dass heute nur noch sechs Reliquien in Gebrauch sind.«
Diana blickte zu Boden. »Das ist alles?«, fragte sie beinahe flüsternd.
Laurel sah Faye an. »Es könnte sich also durchaus lohnen, wenn Diana Max’ Schlafzimmer durchsucht, falls wir damit die Zahl der Reliquien auf fünf reduzieren können.«
»Fünf, sechs, siebenhundert, welchen Unterschied macht das?«, rief Nick. »Wir haben so oder so keine Chance, sie zu besiegen. Könnten wir jetzt vielleicht mal über Scarlett reden? Sie will Cassie töten, um ihren Platz im Zirkel einzunehmen, und sie hat unsere Meisterwerkzeuge. Gestern Abend hat sie uns beinahe bezwungen und sie wird zurückkommen. Wenn wir mit Magie nichts gegen sie ausrichten können, dann müssen wir bereit sein, sie mit bloßen Händen zu vernichten.«
Deborah tätschelte Nick die Schulter. »Kein Wunder, dass mein Cousin in dieser Situation ein wenig Antiaggressionstraining gebrauchen könnte.«
Bis zu diesem Punkt waren alle so in das Gespräch vertieft gewesen, dass niemand bemerkt hatte, wie Chris versuchte, den Speiseaufzug der Küchenzeile zu erklimmen. Aber der Lärm, den er machte, als er seinen ein Meter achtzig großen Körper in die kleine Öffnung quetschte, erregte schließlich die Aufmerksamkeit der Gruppe.
»Ich schaffe es«, rief er. »Doug, drück meine Füße rein und schick dann den Lift nach oben.« Doug folgte der Anweisung lachend. Er stieß die Füße seines Bruders tiefer in die Öffnung und betätigte mit der anderen Hand den hölzernen Hebel, mit dem der Aufzug über den Schacht nach oben in die Küche befördert wurde.
»Chris«, brüllte Cassie. »Bist du verrückt geworden? Du bist zu schwer dafür. Das ist kein Personenaufzug. Komm raus, bevor du ihn kaputt machst.«
»Wehe, du ruinierst das Ding!«, rief Faye. »Es ist unsere Lieblingsverbindung nach oben, über die Cassie uns bedient.«
»Aber ich schaffe es«, wiederholte Chris. »Ich bin gar nicht so groß, wie ich aussehe.«
Da verlor Cassie endgültig die Geduld. Ein seltsamer Zorn durchfuhr sie, der ihr Gesicht und ihre Hände zum Glühen brachte. »Ich sagte, komm da raus !«
Wutentbrannt marschierte sie zu Doug hinüber und zerrte ihn mit Gewalt von dem Hebel weg. Ihre Kraft überraschte ihn und er stolperte
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