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Die Hexenjagd

Die Hexenjagd

Titel: Die Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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inneres Gleichgewicht verschob sich. Ihre Seele war jetzt dunkler. Deshalb akzeptierte das Buch ihre Berührung.
    Aber sie durfte sich davon nicht abschrecken lassen. Jetzt, da sie so weit gekommen war, konnte sie die Suche nach dem Hexenjägerfluch unmöglich aufgeben. Sie musste die Gefahr, die von dem Buch ausging, einfach als eine Art Berufsrisiko betrachten, als Risiko, das ihr Auftrag, den Zirkel zu retten, eben mit sich brachte.
    Sie blätterte weiter und weiter und wurde von Schriftzeichen zu Schriftzeichen immer schneller, saugte alles auf, was sie konnte, jeden Punkt und jeden Strich. Der Inhalt war ihr immer noch ein Rätsel. Sie verstand den größten Teil dieses archaischen Codes nicht, doch es gab gewisse Symbole, die ihr besonders auffielen, Zeichen, die zu ihr zu sprechen schienen, deren Bedeutung sie spürte wie den Takt einer Musik. Zeichen, die ihr Inneres berührten.
    Ein Teil von ihr wollte Adam nachlaufen und ihm sofort davon erzählen, wollte ihm zeigen, wie friedlich das Buch in ihren Händen lag. Aber ein anderer Teil hielt sie zurück: Es reichte, dass die Berührung des Buches sie veränderte. Sie wollte nicht, dass noch jemand in seinen Bann geriet. Und sie würde mit dem Buch nicht mehr hantieren, als sie musste. Oder nicht mehr, als sie wollte.
    Cassie dachte für einen Moment darüber nach, wie sie weiter vorgehen sollte. Dann legte sie das Buch auf den Schreibtisch und wandte sich wieder der ersten Seite zu. Sie nahm Spiralblock und Kugelschreiber zur Hand und übertrug die Seite sorgfältig, Zeile für Zeile, auf das Blockblatt. Mit der zweiten Seite verfuhr sie ebenso. Es dauerte fast eine Stunde, jedes Schriftzeichen und jedes Symbol haargenau zu kopieren, bis sie ein exaktes Duplikat hatte, das ohne jeden Zweifel übersetzt werden konnte. Als Cassie fertig war, bewunderte sie ihr Werk. Am nächsten Morgen würde sie es Adam zeigen und sich bei ihm für ihr merkwürdiges Benehmen entschuldigen. Das würde zwar noch lange nicht alle Probleme lösen, aber es war ein guter Anfang.

Kapitel Elf
    Normalerweise hätte Cassie angerufen, bevor sie so früh am Morgen bei Adam zu Hause auftauchte, aber sie war zu nervös gewesen, um sich damit aufzuhalten. Als Adam die Tür öffnete, trug er nichts als eine gestreifte Pyjamahose. Er war überrascht und erfreut zugleich, Cassie zu sehen, und verschränkte verlegen die Arme vor der Brust, als er sie hereinbat.
    Adam bot ihr einen Stuhl an. Auf dem Tisch stand eine Schale mit halb verzehrtem Müsli– sie war offensichtlich in sein Frühstück geplatzt.
    »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich dich einfach so überfalle«, begann Cassie. »Aber ich wollte dir sagen, wie leid mir mein Verhalten von gestern tut.«
    Adam entspannte sich sichtlich nach ihrer Entschuldigung. »Ist schon okay. Wir stehen alle unter großem Druck, und da können die Gefühle schon mal Achterbahn fahren.«
    »Aber das entschuldigt nicht, was ich über dich und Scarlett gesagt habe.«
    Adam wandte sich ab und Cassie wurde etwas mulmig. Sie hatte keine Ahnung, was er dachte.
    »Ich hab dir etwas mitgebracht.« Cassie griff in ihre Tasche, um die Seiten hervorzuholen, die sie abgeschrieben hatte. »Die ersten beiden Seiten aus dem Buch meines Vaters, extra für dich kopiert.«
    Adam nahm die Blätter entgegen und setzte sich damit an den Küchentisch. »Du hast sie Strich für Strich abgeschrieben?«
    Dann schwieg er und prüfte eingehend jede Zeile, so lange, dass Cassie schon unruhig wurde. Bevor er etwas Negatives sagen konnte, strich sie ihm mit den Fingern durch das ungekämmte Haar.
    »Du weißt, dass ich die nächsten Nachforschungen nicht ohne dich anstellen kann«, sagte sie. »Deshalb möchte ich, dass du deine eigene Kopie hast.«
    »Danke für dein Vertrauen«, sagte er erfreut.
    Sie wünschte, sie hätte vollkommen ehrlich zu ihm sein können, ihm sagen können, dass das Buch ihre Hände nicht länger verbrannte. Aber sie wusste, dass Adam ihre neu gewonnene Fähigkeit, mit dem Buch umzugehen, nicht als notwendiges Übel betrachten würde, wie sie es tat. Er würde sich um ihre Sicherheit sorgen. Aber wenn es ihr jetzt mithilfe dunkler Magie gelang, das Buch zu lesen, dann würde sie auch stark genug sein, das Buch zu kontrollieren. Davon war Cassie überzeugt.
    Für einen Moment verfiel Adam wieder in Schweigen, dann streichelte er sanft Cassies Arm. Es war eine kleine Geste, aber sie seufzte vor Erleichterung.
    »Sei bitte vorsichtig«, bat er sie,

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