Die Hexenjagd
schreiend den Rückzug. Er und Louvera ließen von Max ab und flohen.
Max blinzelte benommen und taumelte hin und her wie ein neugeborenes Rehkitz. Er suchte den Boden nach Diana ab, bis er plötzlich vor Schmerz aufschrie und sich das Herz hielt.
Gleichzeitig erhoben sich Chris, Doug und Sean. Deborah, Laurel und Melanie gelangten ebenfalls wieder zu Kräften. Der Zirkel gewann seine Stärke zurück, während die von Max zusehends schwand. »Du tötest ihn!«, brüllte Diana Scarlett verzweifelt entgegen. Aber Scarlett war nicht aufzuhalten.
Mr Boylan eilte zu Max hinüber und half ihm auf die Füße. »Es ist ein alter Zauber«, erklärte er. »Wir müssen hier weg.« Er legte sich Max’ Arm um den Hals und schleppte ihn, so rasch er konnte, davon.
Max, der sich vor Qual krümmte, ließ es geschehen, und binnen Sekunden waren sie in den Schatten des Waldes verschwunden. Der Spuk war vorbei.
»Denen haben wir’s gezeigt«, rief Scarlett, während sie triumphierend zu den verblüfften Zirkelmitgliedern schlenderte. »Oder zumindest ich habe es denen gezeigt.« Ihre Augen glänzten immer noch dunkel und spiegelten den verbotenen Zauber wider.
Dieser Anblick erfüllte Cassie mit Neid und Groll. Wie konnte es Scarlett gelingen, ihre dunkle Magie anzuzapfen, ohne die Kontrolle zu verlieren? Wie konnte es sein, dass sie fähig war, diese Magie nach Belieben einzusetzen und wieder zu stoppen?
»Keine Sorge«, fuhr Scarlett fort. »Ich erwarte keinen Dank. Jedenfalls noch nicht.« Sie ging zu den geparkten Wagen hinüber. »Wir müssen hier weg, für den Fall, dass sie noch mehr Überraschungen für uns auf Lager haben. Wir brauchen Zeit, um neue Energie zu schöpfen.«
Alle folgten ihr gehorsam und ein wenig benommen, als hätte sie sich gerade als die würdigste Anführerin des Zirkels erwiesen.
Nur Cassie, Adam und Diana blieben zurück.
»Ich hasse es, das zugeben zu müssen«, murmelte Diana. »Aber wenn wir sie nicht aufgenommen hätten, wären wir jetzt tot.«
»Das war doch schwarze Magie, die sie gegen die Jäger eingesetzt hat.« Adam sah Cassie kurz an. »Oder nicht?«
Cassie nickte.
»Egal, was es war«, sagte Diana. »Sie hat uns gerettet. Sie hatte die Chance, sich im Wald zu verkriechen und uns dem Tod zu überlassen, aber sie hat es nicht getan.«
Adam nickte zustimmend. »Wir können ihr nach wie vor nicht trauen, aber wie es aussieht, kann sie uns tatsächlich nützlich sein.«
»Vielleicht«, erwiderte Cassie. Aber sie wusste, dass eine gute Tat nichts daran änderte, wie jemand wirklich war.
Kapitel Sechsundzwanzig
»Du kannst es nicht länger vor uns geheim halten, Diana«, erklärte Melanie. »Es war ziemlich offensichtlich, als er sein Leben riskiert hat, um dich zu beschützen.«
Die Clique hatte sich im geheimen Zimmer versammelt, um zu diskutieren, was im Wald schiefgegangen war, als das Gespräch auf Diana und Max kam. Was einige Zirkelmitglieder nicht davon abhielt, Scarlett nervös zu beäugen– überaus nervös. Es war einfach ungewohnt, sie bei einem solch privaten Gespräch dabeizuhaben.
»Max hat sich dort draußen bewiesen«, schwärmte Laurel romantisch. »Im Moment der Wahrheit hat er die Liebe gewählt.«
»Habt ihr zwei völlig den Verstand verloren?« Bis jetzt hatte Faye auf dem Sofa still vor sich hin geschäumt, während Melanie und Laurel sich in poetischen Ergüssen über Max’ Heldentat ergingen. Aber nun platzte ihr der Kragen. »Max ist unser Feind. Erinnert ihr euch? Das habt ihr jedenfalls mir gesagt. Und jetzt, da Diana sich in ihn verknallt hat, soll er plötzlich ein Heiliger sein?«
»Hör auf zu jammern«, blaffte Melanie sie an. »Du bist bloß eifersüchtig. Hast du nicht gesehen, was er im Wald für sie getan hat?«
»Er hat es für uns alle getan«, betonte Diana. »Faye, ich weiß, was du für ihn empfunden hast. Aber du musst verstehen, dass wir uns wirklich lieben. Schaffst du es, dich wenigstens ein kleines bisschen für uns zu freuen?«
Faye rümpfte die Nase. »Ich glaube, ich muss gleich kotzen«, sagte sie und zog sich auf ihr Bett zurück.
»Aber Mädels, hört mal, Max ist gefährlich«, rief Chris. »Ihr müsst die rosarote Brille abnehmen.«
»Genau«, stimmte Doug ihm zu. »Hier geht es nicht um Liebe. Wir sind mitten im Krieg.«
Cassie bemerkte, dass Adam still zu Boden starrte. Dann blickte er auf und sah Scarlett an, und Cassie konnte erkennen, dass Adam– was auch immer er von Max’ Absichten halten mochte– der
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