Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexenjagd

Die Hexenjagd

Titel: Die Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
Cassie durch den Kopf. Sie fühlte sich durch und durch schwach und machtlos und der Reif lag kühl und leblos an ihrem Oberarm.
    Mr Boylan dagegen schien mit jeder Sekunde, die er seinen Singsang fortsetzte, stärker zu werden. Jetzt hatte er die Oberhand. Laurel, Deborah und Sean waren ebenfalls zu Boden gegangen. Cassie spürte, wie ihr Kopf pochte und ihre Sicht verschwamm. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der letzte Rest an Stärke schwand.
    »Cassie«, keuchte Diana. »Ich bin…« Weiter kam sie nicht, bevor sie zusammenbrach.
    Max drehte sich zu Diana um und schrie auf. Er rannte zu ihr hinüber und trat zwischen sie und seinen Vater. Mr Boylan versuchte, ihn aus dem Weg zu schieben, aber Max wich nicht von der Stelle. Er legte seine steinerne Reliquie auf den Boden und hob die Arme. »Wir müssen damit aufhören«, rief er. »Stoppt den Fluch.«
    Dianas Augen füllten sich mit Tränen der Freude und Erleichterung. Max war für sie eingetreten.
    Adam erschien an Cassies Seite, atemlos und verwirrt. »Was tut er da?«, fragte er.
    Max’ Kursänderung hatte die Jäger aus dem Gleichgewicht gebracht. Für einen kurzen Moment hielten sie in ihrem Singsang inne und warteten auf Mr Boylans weitere Anweisungen, bevor sie erneut ihren Fluch wiederholten.
    Der Direktor hob Max’ Reliquie vom Boden auf und hielt sie ihm hin. »Nimm«, befahl er. Aber Max weigerte sich, die Reliquie anzunehmen. Er stand wie ein Fels in der Brandung vor Diana.
    »Mach keinen schrecklichen Fehler«, sagte sein Vater. »Füge dich deinem Schicksal.«
    Max drehte sich zu Diana um, dann richtete er den Blick wieder auf seinen Vater. »Ich füge mich meinem Schicksal«, erklärte er.
    Der Zirkel beobachtete Max staunend. Es folgten einige Sekunden der Stille, in denen Cassie hören konnte, wie Diana einen schnellen, flachen Atemzug tat und sich aufrappelte. Genau in diesem Moment verpasste Mr Boylan seinem Sohn einen schnellen Hieb auf den Kopf und Max ging bewusstlos zu Boden.
    Diana stürzte auf ihn zu, doch Jedediah schleuderte ihr seine unheilvollen Worte entgegen, sodass sie neben dem ohnmächtigen Max zusammensackte.
    Laurel wandte sich entsetzt an Cassie. »Tu irgendetwas«, schrie sie. »Was immer du auf dem Dach gemacht hast, tu es jetzt wieder.«
    Auch Faye wandte sich atemlos an Cassie. »Tu es«, flehte sie. »Du bist unsere einzige Hoffnung.«
    Aber noch bevor Cassie ein Wort sagen konnte, zuckte Adam zusammen, als sei er angeschossen worden. Dann fiel er mit dem Gesicht nach unten zu Boden. Faye hielt sich den Kopf, ging in die Knie und brach dann ebenfalls zusammen.
    Cassie schaute sich um. Sie war das einzige Zirkelmitglied, das noch stand. Da spürte sie wieder diese fiebrige Hitze in sich. Sie sah Mr Boylan fest in die Augen. Ob mit oder ohne Buch, sie trug diese Macht in sich. Sie brauchte sich ihr nur hinzugeben.
    Cassie konzentrierte sich und holte tief Luft. Nur noch dieses eine Mal würde sie die Dunkelheit über sich kommen und durch ihre Adern strömen lassen. Aber da gaben plötzlich ihre Beine unter ihr nach. Ihr Kopf fühlte sich an, als sei er gespalten worden, und ein sengender Schmerz sagte ihr, dass es zu spät war. Alle Energie entwich aus ihrem Körper. Sie lag im Sterben, davon war sie überzeugt.
    Wie durch einen Nebelschleier erkannte sie, dass Max wieder sein Bewusstsein erlangt hatte und versuchte, auf die Beine zu kommen. Aber die beiden anderen Jäger hielten ihn mit einer Hand fest, während sie mit der anderen die Reliquien umklammerten und den Fluch fortsetzten.
    Der komplette Zirkel war überwältigt worden. Alle Mitglieder lagen auf dem schlammigen Boden verstreut wie tote Insekten. Der Singsang der Jäger schwoll an. Mr Boylan hatte die Augen geschlossen und hob jetzt die Arme gen Himmel, ekstatisch und triumphierend. Cassie konnte es kaum fassen, dass der lange harte Kampf für ihren Zirkel so jämmerlich enden würde.
    Doch dann riss Mr Boylan plötzlich die Augen wieder auf und zog sich abrupt zurück. »Nicht schon wieder«, rief er. »Das kann nicht wahr sein.«
    Die anderen Jäger blickten sich ängstlich um. Ihr Fluch war verstummt, und sie neigten die Köpfe, um zu lauschen.
    Da hörte Cassie es auch. Den schwachen Gesang eines dunklen Zaubers in der Ferne. Es war eine andere Sprache, fremd und gleichzeitig vertraut. Und es war Scarletts Stimme.
    Jedediah griff sich ebenso an die Brust wie auf dem Dach der Schule. Sein Gesicht färbte sich tiefrot, er rang nach Luft und befahl

Weitere Kostenlose Bücher