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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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fast leid, es zu pflücken, aber für unsere Apothekerinnen ist es ein Kleinod.“
„Das also ist Lycopodium“, wunderte er sich, „und ich habe geglaubt, es gedeiht nur in nördlichen Bergen.“
„Ja, so haben wir das gelernt, aber plötzlich wusste ich, dass es auch hier zu finden ist.“
Ich löste die Ranke behutsam aus dem Boden, und während ich sie dann zum Schutz gegen das Sonnenlicht in ein mitgebrachtes Tuch hüllte, wollte er erfahren: „Woher weißt du das bloß alles?“
Da ich ihm mein übersinnliches Wahrnehmen nicht preisgeben wollte, redete ich mich heraus: „Die Heilpflanzen im Klostergarten haben mich so manches gelehrt. Aber einiges habe ich auch aus zwei alten weisen Handschriften erfahren, die unsere Bibliothek birgt.“
„Ist ja interessant.“
„Das ist es“, bestätigte ich ihm und wurde dann, weiß ich weshalb, wieder schnippisch: „Und jetzt troll dich zurück zu den anderen, schadest sonst meinem Ruf.“
„Ja, natürlich“, reagierte er darauf bestürzt, „das habe ich nicht bedacht. Entschuldige, Tora.“
Und schon entschwand er mit seinem katzenhaft geschmeidigen Gang zwischen den Bäumen meinen Blicken - fort war er.
Von dem Tag an hielt er sich wieder fern von mir. Warum auch hatte ich ihn mit meiner patzigen Bemerkung in die Flucht geschlagen! Aber wir gingen nun ohnehin immer seltener hinaus zur Kräuterschau, da der Herbst bereits seinen neblig kühlen Atem verbreitete, vor dem der Lebenssaft aller Pflanzen immer tiefer in den Schoß von Mutter Erde floh.

    I ch konnte Raimund unter den Studenten nicht ausfindig machen, obschon man ihn meist an seinem schulterlangen, welligen Blondhaar bereits von weitem erkannte. Wie jeden Tag nach dem Mittagsmahl beobachtete ich die Studenten vom Zaun des Reitplatzes aus einige Minuten lang mit neidvollem Blick bei ihrer übermütigen Reiterei und den Turnierübungen, wobei sie alle stolz ihre silbernen Knappensporen trugen.
Auf dem anschließenden Weg zum Kloster hielt ich plötzlich ein - vor den Stallungen befand sich ein Auflauf beängstigend wirkender Gäste. Mehr als ihr polteriges Benehmen beunruhigte mich ihre rot aufblitzende Hektik, weshalb ich mich ihnen im Schutz der Kastanienbäume näherte. Acht schmuddelig gekleidete Männer zählte ich, die außer ihren Reitpferden drei beladene Packpferde unterbringen wollten. Unser Stallmeister half ihnen, die Rösser zu jenen Stellplätzen zu führen, die den Gästen vorbehalten waren. Deshalb begab auch ich mich auf leisen Sohlen dorthin und verbarg mich hinter einem dicken Holzpfosten. Dann spitzte ich die Ohren. Einer der Männer sprach mit dem Stallmeister in gebrochenem Deutsch, mit seinen Kameraden jedoch in einer kaum verständlichen französischen Mundart. Nachdem ich mich auf diese Mundart eingestimmt hatte, durchzuckte mich ein Schreck - die Männer waren auf Raubzug, Ort ihrer Diebereien waren Nonnenklöster. Mit einem vorsichtigen Blick fand ich ihren Anführer heraus, es war der Deutsch Beherrschende, ein drahtiger, schwarzhaariger Mann. Jetzt befahl er seinen Mannen, mit dem Raub der Klosterschätze erst nach einem kräftigen Abendessen zu beginnen, und vorher, Hände weg von den Nönnchen! Die Männer versprachen es und wandten sich wieder ihrem vielen Gepäck zu. Dabei veranstalteten sie genug Lärm, dass ich mich unbemerkt davonstehlen konnte.
Um meinem vor Schreck surrenden Schädel einen Moment Ruhe einzuräumen, lehnte ich mich vor dem Verbindungstor zum Kloster an den dicken Stamm einer Kastanie und schloss die Augen.
„Tora!“, wurde ich bald leise angerufen. Es war Raimund, der auf mich zukam und sich erkundigte: „Geht es dir nicht gut? Meine Güte, du zitterst ja wie ein Grünfalter. Warst du etwa am Stall bei diesen Rüpeln?“
„Ja, aber pscht, Raimund.“
Darauf umfasste er mit seinen Händen meine Oberarme: „Keine Sorge, die können uns weder hören noch sehen. Und jetzt erzähl mir, was du erlebt hast.“
Er hielt weiterhin meine Arme umfasst, und ich nahm dankbar die Kraft auf, die seinen Händen entströmte und mich bis in den verschreckten Kopf hinein beruhigte. „Ganz üble, hasserfüllte Verbrecher“, begann ich dann, „französische Sakralräuber.“
Ich berichtete ihm meine Beobachtungen, worauf er beschloss, die Hechinger Stadtwache zu bitten, einige Landsknechte vor unser Haupttor zu postieren, und er selbst werde das Klostergelände von innen bewachen, um bei Gefahr die Landsknechte herbeizuholen.
„Danke, Raimund, und ich informiere

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