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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Möglichkeit. Es gibt nur wenige Nonnen, Tora, die aus Überzeugung den Schleier gewählt haben, dennoch bemühen wir uns alle, gute Gottesdienerinnen zu sein und sind es dann auch gerne.“
„Davon bin ich überzeugt. Über eins wundere ich mich allerdings, Schwester Angelika, woher weißt du, dass Elvira und Willibald unglücklich sind und er sich noch immer nach dir sehnt?“
Darauf betrachtete sie verlegen ihre plötzlich unruhigen Finger, und nach kurzem Zögern brachte sie hervor: „Ich erfahre es eben. Bitte verstehe, dass ich darüber nicht sprechen möchte.“
Heimliche Botschaften, kombinierte ich.

    S eit jenem Gespräch sah ich unsere Schwestern in einem anderen Licht. Wer von ihnen hatte wohl ebenfalls auf einen Liebsten verzichten müssen? Bisher hatte ich geglaubt, den Nonnenschleier wähle man entweder aus Überzeugung oder auf Anordnung der Eltern. Die Wahrheit sah anders aus. Womöglich hörte ich deshalb oft diese oder jene Schwester seufzen: „Wir sind eben nur schwache Frauen.“ Welches jeweilige Schicksal wohl unsere Schwestern ins Kloster getrieben hatte? Notburgas Entschluss konnte ich nachvollziehen, Angelika hatte mir erklärt, Notburga fühle wie ein Mann, lebe aber in einem Frauenkörper, man nenne das homosexuell. Da Notburga keine Frau heiraten durfte, hatte sie sich eben mit Jesus verlobt, mutmaßte ich jetzt. Dann allerdings, rebellierte ich im nächsten Moment, sollte sie ihm auch die gelobte Treue halten, und mich seit meiner Gesichtsoperation nicht bei jeder Gelegenheit mit diesen, diesen aufsaugenden Blicken bedenken, mich nicht mit Komplimenten überhäufen und sich hinterher oft in eine Kratzbürste verwandeln. Außerdem schien sie eifersüchtig auf die Studenten geworden zu sein, denn sie versuchte jetzt immer hartnäckiger, mich nach meinen männlichen Mitschülern auszufragen. Früher hätte ich ihr gehorsam Auskunft erteilt, doch seit ich ihr sonderbares Verhalten mir gegenüber deuten konnte, fand ich nur noch knappe abweisende Worte für sie.
Und weshalb hatten sich die anderen Schwestern für das Klosterleben entschieden? Das werde ich nicht ergründen, sagte ich mir, außerdem sei es indiskret, dieser Frage nachzugehen. Gerade wollte ich meine Gedanken in eine andere Richtung lenken, als mir unsere Apothekerinnen und Gärtnerinnen, die Ärztinnen und die Lehrerinnen in den Sinn kamen. Sie alle hatten erfüllende Berufe erlernt, für deren Ausübung sie dann wahrscheinlich hatten Nonne werden müssen, da man als Frau, wie ich ebenfalls von Angelika wusste, im weltlichen Leben kaum eine Anstellung fand, selbst wenn man in seinem Beruf noch so viel Können aufzuweisen habe. Wieder solch eine widersinnige Regel. Ich fürchtete, die menschlichen Verhaltensformeln nie zu begreifen, denn etliche Vorschriften schienen mir geradezu abträglich für das Gemeinwohl.

    J eden zweiten Nachmittag waren wir Studenten der Mittel- und Oberstufe nun im Umkreis des Klosters mit Suchen, Bestimmen und zeitweise auch mit Pflücken von Heilpflanzen beschäftigt. Es war stets ein Erlebnis für mich. Denn so viel mir auch noch immer der Unterricht in den Schulräumen abverlangte, im Freien flog mir zu meinem Erstaunen alles Wissenswerte zu. Oft erkannte ich an bestimmten Ätherschwaden bereits aus einiger Entfernung, wo die von uns gesuchten Gewächse zu finden waren, und ich konnte alle Kräuter treffsicher von ähnlich aussehenden unterscheiden. Eine Tatsache, die vordem ausgerechnet mir weder die Lehrerinnen noch die Schüler zugetraut hätten. In meinem freudigen Eifer konnte ich mich nie zurückhalten, mein mir selbst neues Talent unter Beweis zu stellen, obgleich ich mich besser hätte zurückhalten sollen, um nicht als Streberin eingestuft zu werden. Doch diesen Gedanken schob ich stets, kaum dass er auftauchte, als hinderlich beiseite.
Täuschte ich mich, oder suchte Raimund bei diesen Ausflügen tatsächlich wieder meine Nähe? Aufs Neue verunsichert von ihm, bemühte ich mich, seine Gegenwart zu ignorieren.
Bis er mich ansprach. Ich hatte mich gerade ein Stück entfernt von meinen Mitschülern in einem Waldstück über ein Hexenkraut gebeugt, als er neben mir auftauchte und mich neckte: „Betest du hier Ameisen an?“
„Nein“, musste ich lachen, „Hexenkraut.“
Seinem Ausdruck nach wusste er nicht, ob er meine Antwort für einen Scherz halten sollte, weshalb ich ihm half: „Da wächst Hexenkraut, Raimund, Lycopodium. Schau, wie elegant es sich über den Boden rankt, tut mir

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