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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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vergessen, ebenfalls mein dort vorausbezahltes und nie in Anspruch genommenes Schul- wie auch Unterhaltsgeld, aushändigen zu lassen.

    M arlis’ und Jörgs Sorgenfalten glätteten sich, als ich ihnen am nächsten Morgen in Eile von meiner Mitgift berichtete, die ich ihnen schenken - Marlis wehrte sofort ab - „gut, gut, eben leihen werde“, korrigierte ich mich. „Allerdings können wir sie frühestens in vier Wochen, im Scheidingmond abholen“, fuhr ich fort, „ihr seht ja selbst, noch herrscht hier Hochsaison. Und in Hildesheim muss ich dann als Fräulein erscheinen, mit einem gemäßen Anstandsherrn an der Seite, nämlich dir, Jörg, und du, Marlis, bist dann Jörgs Gemahlin. Zum Glück habt ihr noch die Adelskleidung in eurem Wandkasten.“
„Nein, bitte, Tora . .“, wollte Jörg Einspruch erheben, ich aber bremste ihn mit angehobenen Händen:
„Später, ich muss zurück zur Küche. Macht euch einstweilen Gedanken um all dies, wir treffen uns am Nachmittag in meiner Stube.“
Und schon eilte ich davon.

    „D as kann ich nicht, das krieg ich nie hin“, lehnte sich Jörg auf, als ich ihm am Nachmittag ankündigte, er müsse im Hildesheimer Kloster als mein Bruder, Ritter Jörg von Tornheim, auftreten, ich aber bestand darauf:
„Das ist unerlässlich, Jörg, ohne gemäßen Anstandsherrn kann ich dort nicht erscheinen. Doch keine Bange, du bist dann nur eine fast stumme Begleitperson, und außerdem bringe ich euch jetzt jene Adelsmanieren bei, die für euren kurzen Auftritt geboten sind.“
Es wurde Abend, bis ich sie in die erforderlichen Adelsregeln eingeführt hatte, woran sie, wie sie selbst erkannten, zu Hause noch gehörig üben müssen.
Als wir es uns nun bei einem Krug Wein noch etwas gemütlich machten, öffnete ich ihnen mein Herz: „Ich hoffe innigst, meine Eltern haben mir in jenem Kloster eine Nachricht hinterlassen. Wenn nicht, habe ich sie womöglich für immer verloren.“
Marlis wurde betroffen, Jörg indes löschte meine Sorge mit einem Satz aus: „Was denn, Tora, als dein angeblicher Bruder könnte ich mich doch dort, wenn nötig, immer wieder nach einer Nachricht von deinen Eltern erkundigen, und bedenke auch, dass dann von Blankenburg aus der Weg nach Hildesheim erheblich kürzer wäre.“
Darauf schlug ich mir mit befreitem Lachen gegen die Stirn: „Dass mir diese Möglichkeit nicht selbst eingefallen ist!“

    M ithin hätte ich unserem Vorhaben nun gelassen, ja, erwartungsfreudig entgegenblicken können, stattdessen musste ich mich bemühen, mir meine zunehmende Nervosität von niemandem anmerken zu lassen - werde ich in jenem Kloster eine Nachricht meiner Familie empfangen? Wenigstens ein Lebenszeichen, oder auch nur eine winzige Auskunft über sie? Kaum einem anderen Gedanken konnte es jetzt noch gelingen, seine ihm gebührende Aufmerksamkeit bei mir zu erwirken.
Erst im Laufe der Wochen ebbte diese Unruhe ein wenig ab.
Inzwischen ließ der beginnende Scheiding den Harz in Herbstfarben erglühen. Goldenes und rotes Laub schmückte die Natur, pflückreife Früchte rundeten das Bild ab, und immer wieder trug der Wind von den Feldern her melodische Erntelieder zu unserem Gasthof.
In wenigen Tagen wird alle Ernte eingebracht sein. Dann reise ich mit Marlis und Jörg über Blankenburg nach Hildesheim. Ich hatte dieses Vorhaben im Gasthof noch nicht bekannt gegeben, da es wieder mit Schwindeleien verbunden sein muss, und davor scheute ich mich. Doch gerade in diesem Fall komme ich nicht umhin, mich ihrer abermals zu bedienen. Ich werde vorgeben, wegen einer Erbschaft nach Hildesheim fahren zu müssen, und diese Reise werde insgesamt drei Wochen in Anspruch nehmen. Ob mir die Wirtsleute drei freie Wochen zugestehen werden? Jeden Tag hatte ich mich bisher mit stets einer neuen Ausrede davor gedrückt, Thekla und das Ehepaar Schramm von meinem Vorhaben zu unterrichten. Nun aber duldete diese Angelegenheit keinen Aufschub mehr.
Ich werde sie noch heute in Angriff nehmen. Ja, Tora, es muss sein!

    W ie erwartet stellte mir Thekla, nachdem ich ihr mein Anliegen vorgetragen hatte, etliche unangenehme Fragen über meine Verwandten und die angebliche Erbschaft. Letztendlich aber hatte sie gegen mein dreiwöchiges Fernbleiben nichts einzuwenden.
Anschließend saß ich mit meinem Anliegen vor den Wirtsleuten. Und von ihnen wurde ich noch penetranter ausgefragt, vorwiegend von ihr, denn ihm fiel es nach wie vor schwer, meinem Blick zu begegnen. Wie es denn möglich sei, dass ich in Hildesheim

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