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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Besuch hier zwecklos wäre.“
Dagegen widersprach ich aufgebracht: „So nicht, Herr Abt, wir kommen wieder, und dann wollen wir nicht nur mein Schul- und Unterhaltsgeld, sondern auch meine Mitgift hier auf dem Tisch sehen.“
Ohne die geringste Reaktion auf meine Ankündigung trat er aus dem Raum.
Beim Verlassen des Gebäudes waren Jörg und ich dann so erschlagen, dass wir kein Wort hervorbringen konnten. Nicht mal, als uns Bruder Markus an der Klosterpforte mitfühlend ansprach: „Ich sehe, Ihr hattet keinen Erfolg. Aber gar so schnell soll man nicht aufgeben, wenn ich das bemerken darf. - Behüte Euch Gott.“
Ich konnte ihm zum Gruß nur zunicken.
Keinem war jetzt zum sofortigen Aufbruch zumute. Jörg stieg zu Marlis in die Droschke, um ihr unseren Misserfolg mitzuteilen, und ich zog es vor, mich mit einem kurzen Spaziergang abzureagieren.
Während ich meine Schritte über den an der Klostermauer entlang führenden Fußpfad lenkte erinnerte ich mich, wie der Blick des Abtes mehrmals auf meine Papiere geflogen war. Dann hatte er sich geweigert, sie anzunehmen - was hatte es mit diesen Papieren auf sich? Was auch immer, es war der einzig erkennbare Schwachpunkt bei ihm gewesen. Deshalb kehrte ich kurz entschlossen um, und als mir an der Pforte Bruder Markus auf mein Klingeln öffnete, reichte ich ihm das Empfehlungsschreiben, mit der Bitte, es im Laufe des Tages dem ehrwürdigen Vater persönlich zu übergeben. Er versprach es, doch ehe ich mich wieder zum Gehen wandte, bat ich ihn um einen weiteren Gefallen: „Lest das Schreiben vorher durch, Bruder Markus, vielleicht erinnert Ihr Euch dann, bei welcher Gelegenheit Euch mein Name begegnet ist, ja?“
„Werde ich tun“, versprach er, „und ich hoffe, Euch damit helfen zu können.“
„Danke. Morgen kommen wir wieder, und der Himmel vergelte Euch Eure Güte!“
„Gott mit Euch!“

    W ährend der nächsten Stunden war Jörg so verquer, dass ich ihn nicht anzusprechen wagte.
Erst als wir abends beisammen in Marlis’ und seiner Suite saßen, konnte ich ihm berichten, dass und weshalb ich Bruder Markus mein Empfehlungsschreiben übergeben hatte. „Darin liegt womöglich noch eine Chance“, endete ich.
Das sah er ebenso. Doch als ihm klar wurde, dass wir morgen abermals den Abt aufsuchen müssen, lehnte er sich lautstark dagegen auf, und Marlis musste ihr volles Zurederepertoire aufbieten, um ihn zu beschwichtigen. Nachdem ihr das endlich gelungen war, lag es an mir, ihn zu überzeugen, sich morgen zurückhaltend zu betragen: „Du bist doch Kaufmann, Jörg, und deine Geschäftspartner sind sicher auch nicht immer einfach.“
„Nein“, gab er zu, „aber kein Vergleich mit diesem, diesem ehrwürdigen Vater!“
„Ich weiß, ehrlose Natter wäre die passende Anrede für ihn. Dennoch, morgen gilt es noch mehr als heute, diplomatisch vorzugehen.“
„Schon gut, Tora, ich werde mich untadelig benehmen.“
Dann stießen wir auf Unerwartetes.
Nachdem uns tags drauf Bruder Markus in das Kloster eingelassen hatte, verschwand er kurz in seinem Pförtnerhäuschen und kehrte mit meinen Papieren zurück. „Bitte, Fräulein von Tornheim“, reichte er sie mir, „aber dieses Schreiben würde Euch beim ehrwürdigen Vater nicht weiterhelfen, es wären andere Dokumente vonnöten.“ Ich nahm das Schreiben enttäuscht entgegen, während er fortfuhr: „Helfen würde Euch einzig die Auflistung Eurer Mitgift sowie die Empfangsbestätigung des hiesigen Abtes. Ja, Fräulein von Tornheim, ich entsinne mich inzwischen Eurer Angelegenheit. Es war doch ein jüdischer Advokat auf Durchreise, der seinerzeit diesen Auftrag hier erledigt hat, nichtwahr?“
„Richtig, es war der Advokat Rubinez, und in seinem Besitz befinden sich diese notwendigen Dokumente.“
„Da wäre ich nicht sicher“, entgegnete er und wurde nachdenklich: „Lasst mich jetzt bitte ein wenig überlegen, lasst mich nur ein wenig sinnieren . . . Juden haben es ja weiß Gott nicht leicht hierzulande, und deshalb sichern sie sich oft doppelt ab . , ja, so gehen sie meist vor.“
Jörg und ich wechselten einen fragenden Blick, worauf wollte der Mönch hinaus? Doch als er weiterfabulierte, begriffen wir, dass er uns auf diese Weise etwas vermittelte, worüber er eigentlich Stillschweigen zu wahren hatte.
„Ich an des Juden Stelle“, fuhr er wie in Gedanken fort, „hätte einen anderen Advokaten hinzugezogen, ihn mit hierher gebracht und ihm hinterher die Auflistung samt der vom Abt unterzeichneten

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