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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Lautstärke.“
Sie seufzte und bemühte sich dann um ruhigere Bewegungen. Jörg hingegen benahm sich zu steif, und das kostete ihn solche Mühe, dass glitzernde Schweißperlen seine Stirn zierten. Um beide von ihrer unbehaglichen Situation abzulenken, erinnerte ich sie, dass sie womöglich bereits morgen ihr rettendes Geld in den Händen hielten. „Die Einführungssätze müssen von dir kommen, Jörg“, fuhr ich fort, „sowohl beim Klosterpförtner wie auch anschließend beim Abt. Und den Abt musst du mit ehrwürdiger Vater anreden.“
Nun endlich lächelte er: „Tora, du machst dir mehr Gedanken als ich.“
Gut so, freute ich mich, endlich wird er locker.
Beim Verlassen des Speiseraums erkundigte er sich dann fast formvollendet beim Oberkellner, wie man zu dem Benediktinerkloster gelange.
„Es liegt acht Meilen östlich von hier, Ritter von Tornheim“, erklärte der ihm, „jeder Droschkenfahrer kennt es.“
Jörg bedankte sich und gab ihm ein großzügiges Trinkgeld.
Als wir dann außer Hörweite geraten waren, munterte ich beide auf: „Damit habt ihr eure Feuerprobe bestanden. Und wenn ihr euch morgen ebenso überzeugend benehmt, wird unsere Reise von Erfolg gekrönt sein.“
Sie waren sichtlich erleichtert.

    Z ur Besuchszeit des kommenden Vormittags erreichten wir das Kloster. Marlis blieb, zur Schau mit Lesestoff beschäftigt, in der Droschke sitzen, als Jörg und ich zur Eingangspforte des riesigen, trutzigen Klosters schritten. Nachdem wir die Zugglocke bedient hatten, öffnete uns ein älterer, sehr freundlicher Benediktiner und erkundigte sich nach unserem Begehr. Jörg stellte sich und mich vor, nannte ihm kurz unser Anliegen und bat, zum Abt vorgelassen zu werden.
„Gerne“, sagte der Bruder. „Doch gestattet mir eine Frage, Fräulein von Tornheim, wart Ihr nicht Studentin unserer Schule?“
„Leider nein, aber fast wäre ich es geworden. Weshalb fragt Ihr, Bruder . . ?“
„Markus, ich bin Bruder Markus.“ Während er uns über das Gelände in Hörweite von Offizierskommandos und Kampfübungslauten führte, erklärte er mir: „Es ist Euer ausgefallener Name, der mich stutzig macht, ich bin sicher, ihn bereits gehört oder gelesen zu haben.“
Ich hätte ihm gerne einige Fragen gestellt, musste mich jedoch zurückhalten, da uns mit Soldatenschritt ein Mönch entgegentrat, den Bruder Markus dann bat, uns zum Empfangsraum des Abtes zu geleiten und uns ihm zu melden.
Wenig später saßen Jörg und ich in einem düsteren Flur auf einer Wartebank gegenüber dem Empfangsraum. Dort saßen wir lange, der Abt ließ uns warten.
Plötzlich öffnete sich die Tür und der Abt, ein dunkelblonder, grauäugiger Mann mit unangenehm scharfem Blick, trat heraus. Er tat erstaunt: „Besuch! Seid Ihr mir angekündigt worden?“
„Ganz gewiss“, antwortete Jörg und nannte unsere Namen.
Darauf der Scharfäugige in seinem eindeutig befehlsgewohnten Ton: „Mag sein. Gott zum Gruß! Nur kann ich jetzt kaum noch Zeit für Euch aufbringen. Ihr wünscht?“
Er wusste, worum es sich handelte, merkte ich ihm an, und er beabsichtigte, uns auf dem Flur abzuspeisen, weshalb ich Jörg versteckt anstieß und einen Schritt auf die noch offene Tür zutrat. Jörg reagierte gut. „Das werden wir Euch gleich vortragen“, sagte er, wobei er den Arm zum Empfangsraum streckte: „Bitte nach Euch, ehrwürdiger Vater.“
Nun musste der befehlsgewohnte ehrwürdige Vater eintreten, und wir folgten ihm.
Nachdem wir auf den braunen Polsterstühlen rund um einen Nussbaumtisch Platz genommen hatten, holte ich mein mehrseitiges Empfehlungsschreiben für diese Schule hervor, das mir Tante Anna seinerzeit erstellt hatte, und legte dem Abt mein Anliegen dar. Der schüttelte unverständig den Kopf: „Ist mir absolut nichts bekannt davon. Wann soll das Schulgeld hier abgegeben worden sein?“
„Vor gut zwei Jahren.“
Er hatte bereits mehrmals zu meinen Papieren geschielt, doch als ich sie ihm nun über den Tisch hinreichte, übersah er diese Geste. Was immer ihn dazu bewog, ich versuchte, ihn in die Enge zu treiben: „Noch lieber würde ich mein Studium an Eurer Schule zu Ende führen.“
Darauf seine ironische Äußerung: „Bei allem Respekt, aber dazu seid Ihr mit Euren dreiundzwanzig Jahren nun wirklich zu alt.“
Diese Unbesonnenheit nutzte ich: „Ich staune, woher kennt Ihr mein Alter?“
Er zuckte fast unmerklich zusammen und erhob sich drei Herzschläge später mit der knappen Behauptung: „Ihr seht ein, dass ein weiterer

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