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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Mönch die Herausgabe meines Eigentums. Der sagte, dessen Verwahrungsort nicht zu kennen.
„Das glaube ich Euch sogar“, ging Herr Ulmer darauf ein, „Ihr seid ja neu in dieser Position. Euer Vorgänger, wie heißt er gleich?“
„Bruder Markus“, antwortete der Mönch, „er ist jetzt Pförtner.“
„Er ist jetzt Pförtner?“, tat Herr Ulmer erstaunt, „das ist aber eine harte Bestrafung. Wofür hat er sie verdient? - Ja, ich kann es mir denken, verdient hat er sie nicht, vielmehr hat er zu viel mit angesehen und -gehört in diesem Raum. Sicher auch die Geschichte mit dem angeblich verloren gegangenen Juwelenkelch, der ist . , wo steht er gleich? Mein Nachbar hat ihn erst kürzlich wieder gesehen, aber nicht in Hildesheim. Wenn das Bischof Burkhard erführ!“
„Es reicht“, knurrte darauf zornrot der Abt und verschwand durch die offene Seitentür in den Nebenraum.
Gleich drauf vernahmen wir von dort ein Schließgeräusch, gefolgt vom Knarren einer Schreintür. Und wenig später kehrte der Abt mit drei ungleich großen Beuteln zurück, die er auf den Tisch knallte.
„Nun den Inhalt ausbreiten“, verlangte Herr Ulmer, dem der Abt nach kurzem, wütenden Ballen seiner Hände nachkam.
Es klirrte und klimperte, als sich der Inhalt der drei Beutel auf dem Tisch ergoss. Mein Herzschlag setzte kurz aus, denn neben etlichen Gold- und Silbermünzen funkelten traumhafte Juwelen vor meinen Augen - Armbänder, Ketten, Ringe. Rührung übermannte mich, rann mir feuchtwarm über die Wangen, es war Schmuck von meiner Familie - für mich! Wer mochte ihn getragen haben? Ich hätte ihn gerne berührt, hielt mich jedoch zurück, denn Herr Ulmer, der Abt und der Mönch waren bereits damit beschäftigt, ihn mit der Liste zu vergleichen. Ganz sachlich, als handle es sich hierbei um nichts als Ware.
Noch immer traumversunken sah ich jetzt mit an, wie Herr Ulmer die zwischenzeitlich nachgezählten Münzen, getrennt nach Gold und Silber, in zwei Beutel verteilte und den dritten und gleichsam kleinsten am Ende sorgsam mit den Juwelen füllte. Dann nahm er die verschlossenen Beutel in die Hände, erhob sich und sprach mich freundlich an: „Kommt, gnädiges Fräulein, alles erledigt, es ist alles vorhanden. - Na, kommt schon.“
Behutsam führte er mich aus dem Raum.
Die uns hinterher gefauchte Verfluchung kam eindeutig aus der Richtung des Abtes.

    S elbst als die Rösser unserer Droschke antrabten hatte ich noch nicht gänzlich zu mir zurückgefunden, weshalb sich Marlis besorgt erkundigte: „Keine Nachricht von deinen Eltern, wie?“
Ich blickte fragend zu Herrn Ulmer, und der verneinte: „Ich habe mich erkundigt, es war keine Nachricht für Euch eingetroffen. Tut mir leid.“
„Halb so schlimm“, brachte ich leise hervor, „dafür habe ich einen Teil unseres Familienschmucks von ihnen erhalten. Das sehe ich als einen besonders lieben Gruß an.“
„Außerdem Euer Heilkochdiplom sowie das Schul- und Unterhaltgeld für fünf Jahre, tausendfünfhundert Mark in Silber“, ergänzte Herr Ulmer und hob dann den größten der drei Beutel an: „Und hier die Mitgift, zehntausend deutsche Mark in Gold, in Gulden.“
„So viel ist das?“, staunte ich, worauf er lächelte:
„Ihr wart zwar anwesend, als es gezählt wurde, aber dennoch abwesend. Ja, verehrtes Fräulein, Ihr besitzt damit ein kleines Vermögen.“
Marlis und Jörg bekamen den Mund nicht mehr zu, und auch mir verschlug diese Summe die Sprache. Dennoch beglückte mich ungleich mehr der Schmuck, ich streckte meine Hand nach dem kleinen, goldverzierten Brokatbeutel aus und bat Herrn Ulmer: „Darf ich ihn halten?“
„Aber bitte sehr, Fräulein von Tornheim.“

    N achdem wir uns schließlich in Hildesheim mit herzlichem Dankeschön und der Auszahlung seines Honorars von Herrn Ulmer verabschiedet hatten, ließen wir uns zu unserem Gasthof kutschieren.
Dort begaben wir uns mit dem reichen Schatz geradewegs in meine Suite. Nun traten auch Marlis Tränen in die Augen, Freudetränen, ihr Unternehmen Blankenburg war gerettet, sie können noch vor Weihnachten ihre neue Schneiderei eröffnen.
„Dürfen wir jetzt das viele Edelmetall begucken?“, bat mich Jörg, worauf ich beide aufforderte:
„Nur zu, schüttet es auf den Tisch, bestaunt es und zählt euch ab, was ihr benötigt. Ich beschäftige mich indessen mit meinem Schmuck.“
Endlich konnte ich mir jedes einzelne Stück betrachten. Wie eine kleine Maid, wie die ich mich jetzt auch fühlte, legte ich mir vor dem

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